Vom bitteren Ende eines schönen Traums

Verdis „La Traviata“ verführt das Publikum an der Semperoper

Das Glück ist vergänglich wie eine schöne Opernaufführung, die uns traumähnlich gefangen nimmt und mit erfüllten Herzen auf schattige, regennasse Straßen entlässt. Vielleicht wollte Giuseppe Verdi mit seiner „La Traviata“ (Fotos: Semperoper Dresden/Ludwig Olah) ja wirklich nicht viel mehr sagen als das: Genieße das Leben in vollen Zügen, bevor es zu Ende ist. Regisseurin Barbora Horáková Joly jedenfalls macht die Vergänglichkeit zum Thema ihrer Neuinszenierung an der Dresdner Semperoper.

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Oper am Scheideweg

Keith Warner zeigt Verdis „La forza del destino“ als düsteres Märchen an der Semperoper

Was ist Schicksal? Ist es eine höhere Bestimmung, der wir nicht entfliehen können oder eine Mischung aus individueller Entscheidungsfreiheit und äußeren Zwängen? Giuseppe Verdis Oper „La forza del destino“ (1862) erzählt von einer Liebe, die viele Opfer fordert, von Flucht und Verfolgung. Mehrfach führt Verdi die Figuren mit seinem Librettisten Francesco Maria Piave an den Scheideweg. An der Semperoper (Fotos: Jochen Quast) zeigt Regisseur Keith Warner sie auf einer großen Kreuzung. Es herrscht düstere Stimmung, die Schatten der Nacht scheinen niemals vor der Sonne zu weichen.

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Freitag, Sonnabend, Sonntag

KaW ist Kultur am Wochenende – mit drei Weggehtipps

Volle Pulle Kultur in Dresden – und wer die Wahl hat, hat bekanntlich auch die Qual. Wir picken in unserer Rubrik „KaW“ (Kultur am Wochenende) daher ab sofort jede Woche jeweils drei einmalige Veranstaltungen am Freitag, Sonnabend und Sonntag für Dresden in Vorschau heraus.

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Opernposse ohne Narren

Verdis „Falstaff“ am Kleinen Haus

Nein, selbstverständlich ist es wahrlich nicht, mit studentischen Stimmen eine Oper von Giuseppe Verdi zu inszenieren. Anlässlich des diesjährigen Doppeljubiläums 200 Jahre Wagner-Verdi wagte Andreas Baumann, der Leiter der Opernklasse an Dresdens Musikhochschule (HfM), für seine letzte Inszenierung dieses Experiment dennoch. So gipfelte die diesjährige Kooperationsarbeit der Dresdner Hochschulen für Musik (HfM) und Bildende Künste (HfBK) nun in einer bunt trubelnden Aufführung von Verdis letzter Oper „Falstaff“ (1893), die am Sonnabend (25.5.) im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele am Kleinen Haus Premiere feierte.

Die lyrische Komödie in drei Akten (Libretto: Arrigo Boito) ist ein drolliges Stück, das auf William Shakespeares „Die lustigen Weiber von Windsor“ basiert, musikalisch allerdings längst nichts mehr mit der dramatischen Getragenheit von Verdis bekannten Opernschlagern gemein hat. Für die Hochschulkooperation übernahm daher der renommierte Kammersänger Matthias Henneberg die schwierige Titelpartie des Falstaff – und setzte mit seinem herrlich voluminösen Bariton einige Glanzpunkte des Abends. Der Rest blieb – sowohl gesanglich als auch gestalterisch – den Studenten der beiden Dresdner Kunsthochschulen überlassen, die der Herausforderung von Stoff und Partitur mit einer soliden, in den folgenden Vorstellungen sicher aber noch steigerbaren, Leistung trotzten.

Verdis letztes Opernwerk ist ein selbstironisches Stück, das die Entwicklung der Menschlichkeit jenseits bürgerlicher Konventionen hinterfragen will. Der ehrlose, aber ehrliche Falstaff wird dabei in allerlei Eifersuchtshändel verwickelt, die ihm die vermeintlich ehrvolle Bürgerschaft – allen voran die Weiber von Windsor – schließlich rückwirkend zum Verhängnis macht. Fern ab dieser Gesellschaft tauschen Nannetta und Fenton auf Wolke sieben jungverliebte Küsse, bis sie sich in altbekannter Opernlist, natürlich gegen den Willen von Nannettas Vater, doch das Jawort geben. Die Moral der Geschicht’ erteilt Verdi ganz am Ende musikalisch-vieldeutig: „Der Mensch ist ein Narr.“

Die beiden Bühnen- und Kostümbildnerinnen Sabine Mäder und Martina Lebert (HfBK) haben zu der mit Intrigen und zwischenmenschlichen Fallstricken vollgepackten Handlung eine moderne, sehr wandelbare Theaterkulisse mit hin- und herziehbaren Tafeln entworfen, auf der das über allen schwebende Liebespaar gen Himmel fliegt und der selbstgefällige Lebemann Falstaff sich immer wieder in sein dickes rettendes Schlauchboot zurückziehen kann. Die Figuren agieren in zeitlos gegenwärtigen Kostümen, statt einer Armee holt am Ende des zweiten Aktes gar eine Horde Footballspieler zum Hahnenkampf aus. Das alles macht die eher verworrene Handlung zu einem kunterbunten, komisch-kurzweiligen, jedoch erstaunlich klar strukturierten Opernabend, dem es zu keiner Zeit an Spannung mangelt.

Gesanglich ist das Premierenlampenfieber beim studentischen Ensemble (Foto: PR/Hans-Ludwig Böhme) zwar noch hin und wieder zu spüren, unter der Leitung von Ekkehard Klemm, der das Hochschulsinfonieorchester mit gewohnter Ruhe und Souveränität durch die Falstaff-Partitur führt, verklingen die kleinen Unsicherheiten jedoch nahezu ungehört im bunten Bühnentrubel. Unter den Solisten vermag es vor allem Gunyong Na in der Rolle des eifersüchtigen Ford mit seinem stimmgewaltigen Bariton zu überzeugen. Auch Jelena Josic gibt mit ihrem weichen, klaren Sopran eine wundervolle Nannetta und vereint sich mit Jaesig Lee als Fenton zu zauberhaften Liebesduetten im Stil des Bellcanto.

So ist das Experiment am Ende doch geglückt. Für Andreas Baumann ist dieser „Falstaff“ sicher ein zufriedenstellender Anfang vom Ende seiner 21-jährigen Arbeit als Leiter der HfM-Opernklasse. Als Regisseur realisierte er in „fruchtbarer Zusammenarbeit mit jungen, kreativen und motivierten Gesangsstudenten“ in dieser Zeit eine Reihe solcher jugendlich-frischen Operninszenierungen. Baumann war es auch, der die Kooperation von HfM und HfBK, teils auch mit der Palucca-Schule, initiiert sowie die nunmehr seit 2005 währende Zusammenarbeit mit dem Staatsschauspiel Dresden ins Leben gerufen hat. Wer ab dem kommenden Wintersemester sein Nachfolger wird, steht noch nicht fest. Aber eines ist sicher: Die studentischen Opernproduktionen im Kleinen Haus mögen Dresden auch weiterhin erhalten bleiben.

Nicole Czerwinka

Verdi „Falstaff“ am Kleinen Haus, wieder am 29.5., 19.30 Uhr; 2.6., 16 Uhr; 8.6., 14.6. und 22.6. je 19.30 Uhr

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Verdi-Oper zur Festspielzeit

Dresdner Studenten inszenieren „Falstaff“

Giuseppe Verdis letzte Oper „Falstaff“ ist ein verwirrendes Stück, dessen Libretto (Arrigo Boito) auf William Shakespeares „Die lustigen Weiber von Windsor“ basiert. Mitten im Verdi-Jahr 2013 wollen die Dresdner Hochschulen für Bildende Künste (HfBK) und für Musik (HfM) diese eher selten gespielte Oper in ihrer gemeinsamen Produktion am Kleinen Haus erneut zum Leben erwecken – und schlagen dank Shakespeare auch noch gekonnt einen Bogen zum diesjährigen Motto (Empire) der Dresdner Musikfestspiele (11.5.-2.6.), in deren Rahmen die Premiere am 25. Mai stattfinden wird.

Die Geschichte von „Falstaff“ ist schwer in ein paar Sätzen zusammenzufassen. Drei Handlungsstränge konkurrieren hier um die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Jelena Josic (Foto: privat) kennt sich dennoch bestens mit dem Stoff aus. Aus dem Gedächtnis erzählt die Gesangsstudentin, worum es im „Falstaff“ geht. „Das Stück ist eine Kritik an der Gesellschaft und eher untypisch für Verdi, es ist sehr komplex, immer wieder gibt es inhaltliche Brüche“, sagt sie. Jelena Josic singt in der aktuellen Hochschulproduktion die Rolle der Nannetta, einer jungen Frau, die die Liebesheirat der gewinnbringenden Verkuppelung durch ihren Vater vorzieht. „‚Falstaff‘ ist musikalisch sehr anspruchsvoll, aber es macht große Freude, diese Figur zu erarbeiten“, erzählt Josic und sprüht spürbar vor Begeisterung.

Verdis Nannetta ist ihre erste große Rolle auf der Opernbühne. Zuvor hat die gebürtige Serbin, die derzeit im sechsten Semester an der HfM Gesang und Musikpädagogik studiert, bei den Hochschulproduktionen „Figaros Hochzeit“ und „Der Wildschütz“ im Chor mitgesungen. „Aber es ist ein ganz anderes Gefühl, jetzt eine Hauptrolle zu singen“, sagt sie. Seit November hat sich Jelena Josic intensiv auf diese Partie vorbereitet, musste einige Prüfungen an der Hochschule verschieben, um im März und April zweimal am Tag für die Premiere proben zu können. Die Teilnahme an einer solchen Opernproduktion im realen Theaterambiente ist jedoch eine große Auszeichnung für jeden Gesangsstudenten. „Es ist eine sehr gute Vorbereitung auf das spätere Berufsleben als Sängerin, ich habe dank Verdi unheimlich viel für mein Hauptfach gelernt“, sagt sie.

Es sei wahnsinnig reizvoll, ein solches Stück einzustudieren, das später im regulären Spielplan des Kleinen Hauses verankert sein wird, schwärmt die Studentin. Sechsmal soll „Falstaff“ von den Studenten aufgeführt werden. Wie immer bei den Dresdner Hochschulproduktionen zeichnet die HfM dabei mit Sängern und Hochschulsinfonieorchester für Regie und den musikalischen Teil verantwortlich, während Maske, Kostüme und Bühnenbild in der Hand der HfBK-Studenten liegen. „Das Publikum zahlt für die Vorstellungen, da muss alles passen, egal ob es einem an dem Abend gutgeht oder nicht“, sagt Jelena Josic – und man merkt, wie viel Herzblut sie in die Rolle gesteckt hat.

Verdi liege ihr nicht zuletzt auch deswegen am Herzen, weil sie sich in ihrem Heimatland Serbien viel mit der italienischen Gesangsschule beschäftigt habe. Dass die Dresdner Musikhochschule sie schließlich aufgenommen hat, betrachtet die junge Sängerin als großes Geschenk. „Ich habe sofort nach der Aufnahmeprüfung gemerkt, dass ich hierher möchte“, erzählt sie begeistert und gesteht, dass sie für Dresden dann sogar eine Bewerbung in Wien sausen lassen hat. Die Premiere der Verdi-Oper während der Dresdner Musikfestspiele ist der erste Auftritt in einem so großen, offiziellen Rahmen für die Studentin. „Ich bin jetzt schon aufgeregt und freue mich wahnsinnig auf diesen Abend“, verrät sie so voll Enthusiasmus, dass man ihr am liebsten um den Hals fallen möchte.

Linktipps: www.musikfestspiele.com und www.hfmdd.de

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Pathos statt Politik

Verdis Maskenball an der Semperoper

„Mit der Demaskierung offenbart sich die Katastrophe – ein Mord geschieht auf einem Fest vor den Augen aller, die sich scheinbar sicher auf dem spiegelglatten Gesellschaftsparkett bewegen; jeder perfekt in seiner Rolle als Teil eines räderwerkartigen Systems. Dieses kollabiert, als das Getriebe ins Stocken gerät, hervorgerufen durch menschliche Regungen abseits eingeschliffener Bahnen“, säuselt der Einleitungstext zur aktuellen Verdi-Inszenierung auf der Opernwebseite verheißungsvoll.

Von solch hochaktuell-spannender Brisanz ist in der Inszenierung von Elisabeth Stöppler (Foto: PR/Matthias Creutziger) jedoch nichts zu erkennen. Hier geht es um Liebe, Gefühl, Pathos, anstatt um das Schwanken zwischen Hoffnung und Ausweglosigkeit – kaum verletzte Eitelkeiten, keine vermeintlich intakte Gesellschaft, die auf der hiesigen Maskenballbühne ins Wanken gerät. Dabei scheint wenigstens die Reduzierung eines eigentlich hochpolitischen Stoffes auf gefälligere Lesarten symptomatisch für Verdis Oper zu sein. Schließlich wurde dank Zensur bereits anno 1790 aus dem schwedischen König Gustav III. die eher belanglose Hauptfigur Riccardo, während Stockholm als Schauplatz gegen Boston weichen musste. Vielsagend, dass in Dresden – im Gegensatz zu anderen Opernhäusern – auch heute noch die politisch entschärfte Namensversion auf der Bühne regiert.

Für das Verständnis spielt es deshalb auch keine Rolle, ob Stöpplers „Maskenball“ nun auf modern-abstraktem Theaterparkett oder vielleicht gar im Hollywoodstudio (Bühne: Rebecca Ringst, Annett Hunger) tanzt: hier geht es schließlich um empfindsame Innerlichkeiten – die dem Komponisten allerdings eher Mittel als Ursache zum Zweck gewesen sein dürften – und wertvolles Potenzial der Handlung wird dabei vergeudet. So spiegelt die Bühne optisch nur wider, was die Inszenierung an Inhalt entbehrt: moderne Abstraktionskunst mit Bezug zum 21. Jahrhundert.

Spannende Interpretationsansätze sind kaum auszumachen. Gestalterisch dümpelt das Ganze vor sich hin, einige Sounddesign-Experimente wirken mehr störend als sinnvoll – und während die Bühne rauf und wieder runter fährt, das Licht mal bunt, mal düster scheint, ist der verräterische Mord eigentlich von Anfang an klar.

Langweilig wird es aber – und das wiederum ist das Gute an diesem „Maskenball“ – dennoch nicht. Servieren doch die Staatskapelle unter der Leitung von Carlo Montanaro und das Sängerensemble einen musikalischen Leckerbissen allererster Güte. Wookyung Kim als Riccardo ist dabei nur einer von vielen Stars des Abends. Der in Dresden immer wieder gern gesehene Tenor brilliert auch in dieser Inszenierung in allen Facetten, singt kraftvoll mit dem Orchester oder voller Gefühl in der Arie mit Majorie Owens (alias Amelia). Und auch Owens beherrscht die lauten und leisen Töne ihrer Rolle aufs Feinste, während Marco Vratogna den Renato bisweilen zwar kraftvoll, an vielen Stellen aber allzu gequält interpretiert. Mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit dagegen singt Carolina Ullrich die Hosenrolle des Oscar. Glasklar und unaufgeregt singt sie sich durch die Koloraturen ihrer Rolle und erobert so das Premierenpublikum im Sturm. Verdis Musik, ebenso spannungsvoll interpretiert von der Sächsischen Staatskapelle, wirkt mit diesem starken Ensemble an den richtigen Stellen kämpferisch, erregt und ergreifend bis dramatisch – Gänsehaut inbegriffen. So bleibt der Abend als außergewöhnliches Klangerlebnis in bester Erinnerung.

Semperoper Dresden, wieder am 03./06./09./12. Oktober 2011

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Staatsopernchor gibt Benefizkonzert für Japan

Singen für die Erdbebenopfer

Auch der Sächsische Staatsopernchor gibt für die Opfer der Erdbebenkatastrophe in Japan ein Benefizkonzert. Der Chor wird dabei am 7. April (19 Uhr) im Alten Schlachthof berühmte Opernchor-Werke von Wagner, Puccini, Verdi, Bizet und Lortzing zu Gehör bringen. Zudem werden die japanischen Mitglieder des Chores drei japanische Lieder präsentieren. Auch der Kinderchor der Semperoper hat ein kleines Programm beigesteuert.

Der Eintritt für das Konzert ist frei. Spenden werden im Anschluss an die Veranstaltung entgegen genommen, sie gehen an die japanische Kinderhilfsorganisation ASHINAGA, die sich der Unterstützung von Kindern verpflichtet, die ihre Eltern und Verwandten durch Erdbeben und Tsunami verloren haben. (NL)

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Staatskapelle lockt vor die Fabrik

Manufaktur trifft Musik zum Sommeropenair

Dresden picknickt heute (26.Juni) bei klassischer Musik. Die Sächsische Staatskpelle und die Gläserne Manufaktur laden am Abend bereits zum dritten Mal zu einem klassischen Konzert-Picknick auf die Wiese vor der VW-Fabrik ein. Unter der musikalischen Leitung des israelisch-amerikanischen Dirigenten Asher Fisch werden dabei italienische Opernschlager von Rossini, Donizetti und Verdi sowie Musicalhits von Leonard Bernstein und George Gershwin – zum Beispiel Gershwinss „Rhapsody in Blue“ – präsentiert. Nino Machaidze (Sopran) und Fabio Sartori (Tenor) sind als Solisten zu erleben.

Die Veranstaltung steht unter dem Motto „Klassik Picknickt“ und wurde 2008 von der Gläsernen Manufaktur und der Staatskapelle Dresden ins Leben gerufen. Im vergangenen Jahr kamen rund 3500 Besucher zum Open-Air-Konzert auf die Wiese vor der Manufaktur. Anliegen ist es, die Dresdner zu einem außergewöhnlichen Konzert zu bezahlbaren Preisen (5 Euro Eintritt für alle über 16) unter freiem Himmel einzuladen. Das Mitbringen von Picknickdecken und -Körben ist dabei ausdrücklich erwünscht. Das Konzert startet 21Uhr, Einlass ab 19.30Uhr.  (NL)

Weitere Infos gibt’s hier.

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