Rebellion für die Liebe

Die Bürgerbühne zeigt Shakespeares „Romeo und Julia“ als mitreißendes Dokumentarstück

Zwei Kinder, die sich lieben. Zwei Familien im Streit. William Shakespeares „Romeo und Julia“ erzählt mehr als nur die universelle Geschichte von unglücklich Liebenden. Es ist zugleich die Geschichte vom Hass zweier verfeindeter Familien, von sinnlosem Neid, Missgunst und Hilflosigkeit. Die Bürgerbühne Dresden bringt dazu ein mitreißendes zweisprachiges Theaterprojekt (Fotos: PR/Krafft Angerer) auf die Bühne, das die Beziehungen deutsch-arabischer Paare ins Rampenlicht rückt und somit offen den Bezug zur Gegenwart sucht.

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Wie die Faust aufs Auge …

Ich armer Tor, Staatsschauspiel Dresden
Männer in der Midlifecrisis oder arme Toren an der Bürgerbühne in Dresden …

Eindrücke Bürgerbühnenfestival vom 18. Mai

Wenn ich mich umsehe, dann ist der kleine Zuschauerraum prall gefüllt. Ein ganz unterschiedliches, aus allen Generationen und jeder Herkunft stammendes Publikum richtet immer gespannter seinen Blick auf die Bühne (Bernhard Siegl). Auch ich schaue sie mir neugierig an. Wüsste ich es nicht besser, würde ich glauben, ich stehe im Kaufhaus vor den Umkleidekabinen. Sieben an der Zahl, auf einem kleinen Podest aufgestellt, über ihnen schmale Täfelchen. Und das soll etwas mit Goethes Allzeitmeisterwerk „Faust“ zu tun haben?

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Wenn Frau Eule mit Herrn Albatros

„Ja, ich will“ am Kleinen Haus

Miriam Tscholl inszeniert mit der Bürgerbühne ein amüsantes Spiel mit Verheirateten und solchen, die es mal waren.

Es ist Frühling im Paradiesgarten. Die Vögel zwitschern – und was für welche: Paradiesvögel, Turteltäubchen, Streithähne (Foto: PR/David Baltzer). In Miriam Tscholls Inszenierung „Ja, ich will“ (Stückfassung: Lissa Lehmkühler) geht es so bunt zu wie im Dschungel. Die Piepmätze treffen auf der grünenden Bühne 3 des Kleinen Hauses (Judith Kästner) zusammen und reden über das, was sie alle verbindet: die Ehe.

Ob (noch) glücklich verheiratet oder schon geschieden – die Luftschlösser, Erfahrungen und Probleme, von denen hier die Rede ist, kennt jeder – wenn nicht von sich selbst, so aus Familie, Bekanntenkreis oder aus dem Fernsehen. Sie werden in der aktuellen Aufführung der Bürgerbühne ungekünstelt selbstironisch und ganz ohne Schlammschlachten inszeniert. Nur selten grenzt das Stück ans Klischeehafte, fängt sich dann aber schnell mit herzerfrischend komödiantischen Ideen.

Da ist zum Beispiel der zauberhafte Märchenprinz Michael Sommer, dem alle Frauen zu Füßen liegen, dem sie aus der Hand fressen, den sie vergöttern. Nur nützt es ihm nichts, weil seine Geschichten stets vor der Hochzeitsnacht enden. Da ist der kauzige Pirol (Dietmar Bombach), der die Reisezeit seines Lebens in Kilometer umrechnet und feststellt, jeden zweiten Schritt zusammen mit seiner Frau gegangen zu sein. Und da ist das glücklich verheiratete Schwanenpärchen (Annekatrin und Hagen Bruder), bei dem sich alle anderen fragen: Kann so viel Liebe dauerhaft möglich sein? Dazwischen gibt es auch nachdenkliche, traurige Momente. Die Facetten der Ehe, sie kommen (fast) alle zum Vorschein, in diesen eineinhalb Stunden guter Theaterunterhaltung für Verheiratete sowie auch für die, die es (nicht) noch werden wollen.

Nicole Czerwinka

(erschienen in „ad rem“ 17 vom 20.06.2012)

Kleines Haus 3 Dresden, wieder am: 20.6., 20 Uhr und am 1.7., 19 Uhr

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