Lehramtsstudenten der Musikhochschule zeigen Kurt Schwaens Oper „Leonce und Lena“
Werke des Komponisten Kurt Schwaen (1909–2007) sind äußerst selten auf den Programmzetteln in Dresden zu finden. Mit Schwaens Kammeroper „Leonce und Lena“ nach dem Lustspiel von Georg Büchner bringen die Lehramtsstudenten der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber (HfM) daher diesmal eine kleine Rarität auf die Bühne (Fotos: Katharina Quandt) des Labortheaters.
Weiße Wände, Transportkisten, Zitronensträucher und das Orchester als vielsagendes Schattenspiel: Romy Rexheuser, Studentin für Bühnen- und Kostümbild an der Hochschule für Bildende Künste (HfBK), hat für die Kammeroper eine spannungsvolle Kulisse in dem kleinen Raum geschaffen.
Hier kann sich der melancholische Prinz Leonce nach Herzenslust langweilen und mit seiner öden Existenz hadern. Dass der Vater ihm eine aussichtsreiche Hochzeit arrangiert, macht es nicht besser. Aber wie das Leben so spielt, begegnet Leonce just auf der Flucht nach Italien zufällig der ihm zugedachten Braut Lena – und verliebt sich in sie.
Musikstudentin Katharina Dickopf inszeniert die Oper als hintersinnige Burleske. Sie verzichtet auf allzu riskante Aktualisierungen und lässt das Stück ganz für sich sprechen, führt dafür jedoch mit viel Humor den Dünkel der Adelswelt als possenhaftes Narrenstück vor. Es geht um Müßiggang in einer vom Überfluss gesättigten Welt, um das Verhältnis zu Kunst und Leben. Vielmehr braucht es auch nicht, um dem Stück Lebendigkeit zu verleihen. Die Kostüme von Katharina Quandt spiegeln die Alltagsferne der Figuren wider: Es sind Kunstfiguren, keine Charaktere.
Allein der Chor erscheint als bodenständige Volksmeute, die den Allüren von Prinzesschen und König stimmgewaltig Einhalt gebietet. Sandro Hähnel gibt den Leonce als herrlich neurotischen Jüngling, Christiane Thamm ist die dazu passende, immer etwas flattrig wirkende Lena. Überhaupt überzeugt das Ensemble der ersten Premiere mit Charme und großem Enthusiasmus: Richard Breitkopf bringt das Publikum als spleeniger König Peter zum Lachen, Sophia Hohenöcker ist ein energievoller Valerio, der Leonce knapp am Suizid hindern kann und Sinah Seim-Olesch eine nicht minder extrovertierte Gouvernante für Lena.
Stimmlich leisten die Sänger Beachtliches, ist doch die Partitur von Schwaen keinesfalls leichte Kost. Das kleine Orchester wogt unter der Leitung von Samira Nasser leichtfüßig und verleiht der Handlung den nötigen Drive. Hohe Bläser, warme Streicher – Kurt Schwaen konterkariert die Figuren in seiner Musik und bringt dabei allerhand Ironie ins Spiel. Mit einem Cembalo koloriert er etwa den Klang der antiquierten Machtstrukturen aus längst vergangenen Zeiten. Nicht immer glückt die Intonation im Orchester ganz perfekt. Doch kleine Schnitzer verzeiht man in Anbetracht der Spielfreude gern – und wünscht dem Ensemble für die verbleibenden drei Vorstellungen weiterhin volle Publikumsreihen.
Info: Kurt Schwaens Kammeroper „Leonce und Lena“ am Labortheater, wieder am 12., 13. und 14.10., jeweils 19.30 Uhr