Helga Werner erzählt mit „Die letzte Safari“ in der Kulturkulisse aus dem Leben von Karen Blixen
Wer den Film „Jenseits von Afrika“ kennt, dem wird der Name der dänischen Autorin Karen Blixen oder zumindest ihr Pseudonym Tania Blixen ein Begriff sein. Die Literatin ist auch die Hauptfigur in Katrin Ammons Theatermonolog „Die letzte Safari“, der jüngst in der Kulturkulisse in Dresden-Plauen seine Uraufführung feierte.
Das Dachgeschoss des Antiquariatsgeschäfts „Blickzurück“ in der Bienertmühle bietet eine lauschige Kulisse für auserlesene Theatererlebnisse wie dieses. In Kooperation mit Künstlern und Musikern aus dem Viertel hat Ladenchef Steve Schneider hier eine Kulturbühne eingerichtet, zu deren Programm nebst Konzerten, Vernissagen und Lesungen auch Theaterabende gehören, für die der Schauspieler und Regisseur Andreas Pannach verantwortlich zeichnet.
Pannach hat mit seiner Kollegin Helga Werner nun eine Grand Dame des Schauspiels für die Rolle der Karen Blixen gewinnen können. Eine, die es versteht, das Publikum im kleinen Kreis mit Charme und Stilsicherheit zu fesseln. Sie zeigt Karen Blixen als selbstbewusste, auch ein wenig versonnene Dame. In Vorbereitung auf ein Liveinterview im Radio lässt Blixen ihr Leben in Afrika in dem Stück „Die letzte Safari“ Revue passieren. Eine Zeit, die keine leichte war, in einem Land, mit dem sie sich (zumindest rückblickend) so viel mehr verbunden fühlt als mit ihrer Heimat Dänemark.
Karen Blixen lebte mit ihrem treulosen Ehemann 17 Jahre lang auf einer Farm in Kenia, wo sie eine Kaffeeplantage betrieb. Dort lernte sie auch den englischen Piloten und Abenteurer Denys kennen, mit dem sie über die Ngong-Berge flog und der ihre große Liebe war. Nach seinem Tod und dem Bankrott der Farm verließ sie Afrika, um zurück nach Dänemark zu gehen, wo sie mit dem Schreiben begann und mit einer Affäre zu einem 30 Jahre jüngeren Schriftsteller für Klatsch sorgte.
Katrin Ammon streift all dies in ihrem Stück jedoch nur zaghaft. Ihr Theatermonolog zeigt vielmehr eine Innensicht der Karen Blixen. Es ist die teils melancholische Rückschau einer Frau auf ihr Leben. Die Momentaufnahme einer Situation, in der Schwärmereien, Enttäuschungen und Ärgernisse der Vergangenheit plötzlich mit packender Präsenz in die Gegenwart zurückkehren.
Helga Werner verleiht den inneren Kämpfen, dem einsamen Ringen in dem Monolog einfühlsam Farbe. Sie zieht als Erzählerin sofort hinein in die Lebensgeschichte der Schriftstellerin, offenbart Episoden aus der Vergangenheit einer starken Frau wie in einer inneren Reflexion und schafft im Erzählen eine intime Atmosphäre, die dem Zuschauer das Gefühl vermittelt, Karen Blixen würde allein zu ihm sprechen. Wie versunken wirkt die Protagonistin bald unter ihren Erinnerungen, die Sehnsucht und Schmerz in ihr aufflammen lassen. Und zwar so heftig, dass sie dies innere Feuer beim Erzählen irgendwann mit reichlich Champagner und Whisky zu löschen versucht.
Das Bühnenbild von Marlit Moser kommt mit Lehnstuhl, Schreibtisch und Schreibmaschine – alles Requisiten, die dem Antiquariatsgeschäft entstammen – aus. Das Publikum sitzt auf Augenhöhe. Eine Situation, die die emotionale Intimität dieses Kammerstücks noch intensiviert. In der Pause gibt es Wein und Pralinés an der kleinen Bar im Eck, nach der Vorstellung spielt die alte Jukebox gedämpft Musik im Raum. So bleibt das Theater in der Kulturkulisse nicht nur als bewegendes Erlebnis, sondern auch als Abend mit liebevollem Gesamtkonzept in Erinnerung.
„Die letzte Safari“ wieder am 21. Oktober, 17 Uhr in der Kulturkulisse Alte Bienertmühle, Altplauen 19 H, 01187 Dresden