Turbinen an für Beethoven

Moritzburg Festival lädt zur 1. Orchesterwerkstatt

Brummelnd hebt das Flugzeug sich draußen der Abendsonne entgegen, bevor drinnen der nächste Takt ertönt. Gutes Timing! Selbst Beethoven hätte es für sein Klavierkonzert Nr. 4 nicht besser planen können – vorausgesetzt es wäre ihm überhaupt möglich gewesen, dieses Werk an einem besonderen Ort wie den Elbe Flugzeugwerken (Foto: PR/Mandy Sickert) aufzuführen, wie es das Moritzburg Festival Orchester unter Milan Turkovic gestern (15.8.) tat. Der erste Satz aus Beethovens opus 58, gespielt von der renommierten Pianistin Lisa de la Salle und 39 Festival Akademie-Teilnehmern aus 20 Nationen, war in seiner Dichte auch der Höhepunkt dieses lockeren Konzertabends mit Werkstattcharakter.

Lise de la Salle verleiht dem Beethoven etwas Unaufgeregtes, fast Sanftmütiges, ihr Dialog mit dem jungen Orchester verläuft in weichen Übergängen. Turkovic kann nach nur einer Probenwoche und dem ersten gemeinsamen Konzert in Bad Elster am Freitag (14.8.) ein wirkungsvolles Zusammenspiel der jungen Musiker heraufbeschwören, das selbst vor der wenig brillanten Hangar-Akustik besteht. Zum dritten Mal spielt das Moritzburg Orchester hier vor der faszinierenden Kulisse eines echten, in der Wartung befindlichen Flugzeugs – und so bietet die Flugzeugwerkstatt einen gelungenen Rahmen für die erste Orchesterwerkstatt in der 23-jährigen Geschichte des Festivals überhaupt.

Entspannte Konzertatmosphäre trifft dabei auf die unverkrampften Moderationen des künstlerischen Leiters Jan Vogler, der die Musiker in kurzen Gesprächen vorstellt und einen Blick hinter die Kulissen der Orchesterarbeit gewährt. Die Werkstatt serviert als Vorspiel für das Festival Kostproben aus dem Programm der nächsten zwei Wochen. Das beginnt schwungvoll mit Mozarts Figaro-Ouvertüre, der Turkovic mit den Akademie-Teilnehmern transparente Leichtigkeit einhaucht. Anschließend erklingt Jörg Widmanns „Con Brio“, ein noch unbekanntes Stück. Mit knackenden, rasselnden Tonfarben zu Beginn fügt es sich gut in das technische Umfeld des Hangars, birgt auch ein kurzes Beethovenzitat – eine kleine Reminiszenz an den Komponisten, der 2015 im Fokus des Moritzburg Festivals steht.

Das alles fügt sich mit Blick auf die Startbahn des Dresdner Flughafens so herrlich unkompliziert ineinander, dass man am liebsten noch ein bisschen weiter hören würde. – Ein Wunsch, den Jan Vogler und das auch Orchester gern gewähren. Weil aber die Noten zu Mozarts „Jupiter“-Sinfonie in Moritzburg liegen, gibt es zum Abschluss noch einmal die „Figaro“-Ouvertüre. Ganz ohne Improvisation geht es in einer Werkstatt eben dann doch nicht. Der Abend klingt trotzdem gelungen aus – und das Moritzburgfestival kann nun brausend wie die Flugzeuge draußen starten.

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