Wie Richard Strauss nach Dresden kam
Dem Wagner-Jahr folgt das Strauss-Jahr. Doch wer war Richard Strauss eigentlich? Und was verbindet ihn mit Dresden? Eine Spurensuche.
Richard Strauss, eigentlich Richard Georg Strauss, wurde am 11. Juni 1864 in München geboren und gehört – nicht zu verwechseln mit dem Walzer-Johann – zu den großen deutschen Musikern der ausklingenden Spätromantik. Anders als Richard Wagner hat Richard Strauss jedoch niemals in Dresden gelebt. War die hiesige Hofkapelle für Wagner eine musikalische „Wunderharfe“, so soll Strauss die Stadt und ihre Oper als „Dorado“ für Uraufführungen bezeichnet haben.
Bereits 1883 begab sich Strauss als Komponist auf eine Künstlerreise, die ihn unter anderem nach Dresden führte. Vermutlich hatte er zu diesem Zeitpunkt aber noch keine Ahnung, dass hier an der Elbe später neun seiner insgesamt 15 Opern aus der Taufe gehoben werden sollten – und schon allein deshalb ist wohl kein anderes Opernhaus dem großen deutschen Strauss so eng verbunden wie die Dresdner Semperoper.
Als Hofkapellmeister war der Komponist in Meinigen, München, Weimar, Berlin und später auch in Wien beschäftigt. Daneben knüpfte er schon frühzeitig freundschaftliche Bande zu seinem Kollegen Ernst von Schuch in Dresden. Dies begann während der ersten gemeinsamen Arbeit an „Feuersnot“ (1901) und kulminierte in drei weiteren Strauss-Uraufführungen am Dresdner Opernhaus: „Salome“ (1905), „Elektra“ (1909) und „Der Rosenkavalier“ (1911). Für letztere schrieb Hugo von Hofmannsthal das Libretto. In Sonderzügen soll das Publikum damals nach Dresden gereist sein, um das Stück zu sehen.
Die Freundschaft zwischen Schuch und Strauss überdauerte so manche Unstimmigkeit – auch mit den Sängern, denen der Komponist nicht nur technisch einiges abverlangte, sondern auch textlich. So stießen die erotisch aufgeheizten Stoffe seiner Opern – wie zum Beispiel der „Salome“ – oft auf flaues Unbehagen bei Ausführenden, Publikum und Kritik. Doch auch nach Schuchs Tod im Jahre 1914 fand Strauss in Dresden immer wieder Förderer. So nahm etwa der Generalmusikdirektor Fritz Busch die Tradition der Strauss-Uraufführungen an der Elbe mit „Intermezzo“ (1924) und „Die ägyptische Helena“ (1928) abermals auf.
Diese riß auch im Schatten des Dritten Reiches – Richard Strauss wurde von den Nationalsozialisten zum Präsidenten der Reichsmusikkammer ernannt – nicht ab. Als Fritz Busch nach Argentinien emigrierte, übernahm Clemens Krauss 1933 die musikalische Leitung der Uraufführung der lyrischen Komödie „Arabella“ in Dresden. Die Uraufführung der Oper „Die schweigsame Frau“ wurde 1935 von Karl Böhm dirigiert. Durch die Zusammenarbeit mit Stefan Zweig für das Libretto dieser Oper fiel Strauss bei den Nationalsozialisten jedoch in Ungnade und musste in seinem Amt zurücktreten.
Dennoch komponierte er die Eröffnungsmusik für die Olympischen Sommerspiele 1936 und wurde von Hitler auf eine Sonderliste mit den drei wichtigsten Musikern gesetzt. Die neunte der Dresdner Uraufführungen war die Tragödie „Daphne“. Sie folgte zwei Jahre nach den Sommerspielen, nach einem Text von Joseph Gregor. Die letzten Lebensjahre verbrachte Richard Strauss vorwiegend in Garmisch, wo er am 8. September 1949 verstarb.
Doch auch darüber hinaus blieb sein Geist in Dresden präsent. So stand nach der Wiedereröffnung der Semperoper im Jahre 1985 neben Webers „Freischütz“ auch Strauss’ „Rosenkavalier“ auf dem Spielplan, zudem begrüßt die Bronzebüste Richard Strauss’ (von Hugo Lederer) die Besucher des Dresdner Opernhauses seit 1908 im zwingerseitigen Vestibül. Zum 150. Geburtstag des Komponisten gratulieren Oper und Stadt 2014 mit zahlreichen Aufführungen. Den Anfang macht die Premiere von „Elektra“ in der Regie von Barbara Frey, unter musikalischer Leitung von Christian Thielemann, am 19. Januar in der Semperoper Dresden.
Foto & Text: Nicole Czerwinka
Linktipp: www.semperoper.de (Dort findet man unter „Strauss-Schwerpunkt“ zum Download eine Broschüre zum Strauss-Jahr, die hier u.a. als Quelle diente u. sehr empfehlenswert ist.)