Diskurse made in Dresden

Uwe Tellkamp und Durs Grünbein diskutierten heute im Kulturpalast

Es gibt sie noch, die innovativen Veranstaltungen in Dresden und Diskussionen, die spannender sind als jeder Sonntagskrimi. Die vom Kulturhauptstadtbüro „Dresden 2025“ initiierte Reihe „Streitbar!“ hat das heute im Kulturpalast eindrücklich vor Augen geführt. Auf dem Podium: die beiden Autoren Uwe Tellkamp und Durs Grünbein. Beide sind Dresdner, beide belesene, intelligente Beobachter, mit einem Unterschied: Tellkamp gehörte im Herbst zu den Unterzeichnern der von der Loschwitzer Buchhändlerin Susanne Dagen verfassten „Charta 2017“, die in drastischen Worten den Umgang mit „andersdenkenden Verlagen“ auf der Frankfurter Buchmesse kritisiert. Grünbein nicht.

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Dresden-Skizze frei nach Carus

Herbstauslese: Uwe Tellkamp und seine Erzählung „Die Carus-Sachen“

Wie war das noch auf dem „Turm“, wo im Fenster von Haus Wolfsstein die Geschichtenlampe brannte? Erinnern wir uns an die verschlungenen literarischen Wege, die Uwe Tellkamp in seinem Roman märchenhaft auf dem Weißen Hirsch beschritt. Lang schon ist eine Fortsetzung der Geschichte des Dresdner Bürgertums versprochen, das der Autor in seinem preisgekrönten Werk durch die letzten sieben Jahre der DDR führte und mit der Friedlichen Revolution von 1989 aus aller Vergangenheitsseligkeit befreite.

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Literarischer Winterspaziergang

Erläuterungen zum Elbmargarita-#instawalk über den Weißen Hirsch

Dicke, dunkle Wolken schieben den ersten Schnee des Jahres durch den Himmel über Dresden. Der Frost zwickt ungewohnt in die Nase. Die Standseilbahn ruht in tiefem Winterschlaf in ihrer Station auf der Bergbahnstraße am Weißen Hirsch. Nur vereinzelt sind an diesem Sonntagmittag Spaziergänger auf den Wegen in dem Viertel unterwegs. Es scheint tatsächlich ein magischer Ort zu sein, den Uwe Tellkamp 2008 zur Kulisse für seinen Roman „Der Turm“ erkor.

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DDR-Untergang als Dresden-Saga

TURM-TELLKAMP Herbstlese13

Herbstauslese: „Der Turm“

Herbstzeit ist auch Lesezeit. Unter dem Motto „Herbstauslese“ startet auf elbmargarita.de eine neue Serie, in der wir ausgewählte Romane und Erzählungen rezensieren, die in Dresden spielen. Heute: Uwe Tellkamp: „Der Turm“

Viel ist über Uwe Tellkamps Dresden-Roman „Der Turm“ (2008) schon gesagt und geschrieben wurden. Schließlich erhielt der 1968 in Dresden geborene Autor für sein knapp 1000 Seiten umfassendes Werk über die Wende den Deutschen Buchpreis sowie den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung. Im Herbst 2010 eroberte eine Theaterfassung (von Jens Groß und Armin Petras) des Romans die Bühne des Dresdner Schauspielhauses, bevor im vergangenen Jahr die zweiteilige Romanverfilmung in der Regie von Christian Schwochow erstmals über die Fernsehbildschirme flimmerte – und noch einmal rund 7,5 Millionen Zuschauer erreichte.

Im Mittelpunkt der als Familiensaga entworfenen Handlung steht die Figur des Christian Hoffmann, aufgewachsen in einem engen Zirkel von Bildungsbürgern in einer verfallenen Villa auf dem Weißen Hirsch – im Roman das „Turmviertel“. Sein Vater, Richard Hoffmann, ist Chirurg an der Medizinischen Akademie Dresden mit geheimen Doppelleben. Der Onkel, Meno Rohde, arbeitet als Lektor in einem renommierten Verlag und prägt das Geistesleben des jungen Protagonisten sehr. Zugespitzt auf diese drei Personen und deren Umfeld erzählt Tellkamp die letzten sieben Jahre der DDR und stellt die Deutsche Wende so inmitten dieser besonderen Dresdner „Turmgesellschaft“ dar.

Den teils ausschweifenden, jedoch nicht bloß idyllischen, Dresden-Beschreibungen sind im Roman die schweren, düsteren Jahre Christian Hoffmanns bei der Nationalen Volksarmee gegenübergestellt. Nach dem Unfalltod eines Kameraden handelt sich Christian durch Äußerungen gegenüber seinen Vorgesetzten einen Aufenthalt im Militärgefängnis Schwedt ein. So entwirft Tellkamp mit seinem Roman nicht nur ein detailliertes Wende-Panorama anhand dieser Familiengeschichte, sondern mythifiziert gleichzeitig den Weißen Hirsch als nahezu geheimen Ort, der alte Werte für eine neue Zeit bewahrt.

Voller Motive, Anspielungen und immer wieder von den verschlungenen Tagebuchaufzeichnungen des Meno Rohde unterbrochen, gehört „Der Turm“ zwar zweifelsohne zu den wenigen großen Dresden-Romanen der Literaturgeschichte, fordert seinen Leser allerdings mit ausschweifenden Beschreibungen, einer Vielzahl von Handlungssträngen und einer zum Ende hin immer rasanteren Erzählweise, die teils in surrealistisch anmutende Szenen mündet, auch arg heraus. So verwundert es wohl kaum, dass viele Dresdner dieses Werk zwar im Bücherregal stehen, es jedoch niemals bis zum Ende durchgelesen haben – und lieber auf Theateraufführungen oder Filme zurückgreifen, obwohl doch gerade der Dresden-Komplex sowohl auf der Bühne als auch im Film stets zu kurz kam.

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Fernsehturm ohne Geheimgesellschaft

Tellkamp-Buch: Vom Roman zum ARD-Zweiteiler

Mit furioser Eigenwerbung der öffentlich-rechtlichen Sender angekündigt, flimmerte der lang erwartete Zweiteiler zu Uwe Tellkamps Dresden-Roman „Der Turm“ (2008) am Tag der Einheit und dem Nacheinheitstag über die deutschen Bildschirme. Die Einschaltquoten von rund 7,5 Millionen (Marktanteil 21 Prozent) für den ersten und 6,3 Millionen (Marktanteil 19,7 Prozent) für den zweiten Teil rechtfertigen wohl auch für den Film die Bezeichnung als Bestseller.

Wie im Roman führt Regisseur Christian Schwochow die Zuschauer dabei zunächst per Standseilbahnfahrt hinauf in jenes Dresdner Viertel, das Tellkamp in seinem Roman zum gutbürgerlich abgegrenzten „Turm“ (Foto: N. Czerwinka) stilisiert. Mit flotten Schnitten haben die Filmemacher die Handlung des Wälzers auf zwei abendfüllende Filmeteile zusammengerafft, ohne die Vorlage dabei zu verhunzen. Die Abweichungen von der Romanhandlung sind nur gering und die paar eingefügten Szenen wirken eher erklärend, als störend. So wähnt sich Deutschlands Fernsehpublikum nach den gut 180 Filmminuten wohl glücklich, dass es sich die Lektüre der fast 1000 sprachlich teils zäh mäandernden Buchseiten über den DDR-Alltag in Dresdens Nobelviertel dank gesamtdeutschem Bildungsfernsehen nun ersparen konnte. Der Film erfüllt damit genau jene Hoffnung, die vor fast genau zwei Jahren bereits die gleichnamige Theaterinszenierung am Staatsschauspiel Dresden weckte – die mittels Schauspiel jedoch Lektüre nicht gänzlich ersetzen konnte, was Dresden und seine Gäste wiederum enttäuschte.

Der Handlungsort Dresden und sein Hirsch-Viertel aber – und das ist der eben große Unterschied zum Buch – spielen im Film allenfalls eine periphere Rolle. Die besagte Standseilbahnfahrt, ein Spaziergang auf den Straßen, eine Villa. Das ist neben den immer wieder eingeblendeten Panoramabildern auch schon alles, was von der Stadt im Film gezeigt wird. Im Gegensatz zum eigentlichen „Turm“ bekommt hier vielmehr das bei Tellkamp gegenüber angelegte (fiktive) „Bonzenviertel“ Ostrom mit roten Fahnen und Peter Sodann (als Barsano) ein Film-Gesicht. So rückt der sozialistische Staatsapparat vor einer Art türmerischer Geheimgesellschaft auf dem Bildschirm über weite Strecken in den Vordergrund.

Denn anders als im Roman steigen die Figuren in Thomas Kirchners Drehbuch von Anfang an von diesem Turm hinunter. Zwar sind die Hoffmanns, Rohdes und Tietzes (der Film wirft für Buchunkundige blitzschnell mit unzähligen Namen um sich) ebenfalls Intellektuelle und Ärzte, jedoch hat der Nischencharakter von Tellkamps „Turmgesellschaft“ (die es übrigens auch schon bei Goethe gab) auf dem Hirsch über den Dächern von Dresden im Film-„Turm“ kaum noch Bedeutung. Im Gegenteil: Die im Buch so bildhaft beschriebene Hermetik des Stadtviertels wird bei Schwachow zugunsten der Handlung und präziser Charakterdarstellungen (zumindest der Hauptpersonen) zurückgedrängt. Auch die Tellkamp‘sche Walpurgisnacht, in der sich Turmgesellschaft und Oströmer am Ende des Romans rauschhaft begegnen, wird eliminiert. Die bröckelige Umgebung der mit Antiquitäten und Kunst vollgestopften Villenstuben ist damit nur mehr Kulisse für das nackte Handlungsgerüst. Und dass dieses auf den heimischen Bildschirmen auch ohne den literarischen Schnickschnack drum herum funktioniert, ist wohl vor allem der Verdienst der grandiosen Darsteller sowie eines ausgefeilten Gestaltungskonzeptes, das immerhin Raum für kleine Anspielungen auf einige der literarischen Leitmotive der Romanvorlage (etwa Umweltverschmutzung und Naturbilder) lässt. Was man freilich nur dann erkennt, wenn man sie denn gelesen hat.

Das ist für Dresden und die (Primetime ARD-) Fernsehzuschauer, auch für Buchleser und offenbar sogar für den Autor selbst zu verschmerzen. Denn letztlich wirft der Film ja nur eine andere Perspektive auf das Buch, eine Perspektive, die der Roman aber durchaus in sich selbst widerspiegelt – obwohl man sich bei manch schnellem Szenenwechsel doch fragt, ob Nicht-Roman-Kenner alle Handlungsstränge noch nachvollziehen können. Was allein an dieser Perspektive stört, ist nicht dem Film und schon gar nicht dem detailreichen Roman geschuldet. Es ist allein der Anspruch, der in allen Ankündigungsinterviews und Filmvorschauen – sie sind bis heute in einer umfassenden Mediathek im Internet nachzulesen – an diesen Stoff gestellt wird. Zwischen den Zeilen nämlich erweckt dieses öffentlich-rechtliche Bonusmaterial einmal mehr den Eindruck, Tellkamps buchpreisgekröntes Werk solle nun, 22 Jahre nach der Wende, einem Massenpublikum via Filmabend vor der Flimmerkiste dazu verhelfen, die DDR und ihren Alltag posthum zu verstehen, ohne ihn dabei zu gleich wieder zu verklären. Dafür gab es auch schon andere, hochgelobte Beispiele. Erfüllt wurde diese Erwartung aber dennoch nie. Wer den „Turm“ allerdings ohne die Sehnsucht nach derlei historischen Erklärungen sieht, wird in ihm nicht nur eine geglückte Romanzusammenfassung, sondern auch einen packenden Film, eben eine „Geschichte aus einem längst versunkenen Land“ entdecken.

Nicole Czerwinka

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Musikfestival auf Tellkamps Spuren

„Offtracks“ lädt zu sechs Konzerten ein

Dresden ist in diesem Sommer um ein Kultur-Festival reicher. Vom 3. bis zum 8. Juli lädt das erste „Offtracks – Festival für Musik und multimediale Kunst“ einem Text von Uwe Tellkamp folgend an sechs verschiedenen Orten entlang der Straßenbahnlinie 11 zu sechs Konzerten ein, die jeweils mit Lesungen, Filmvorführungen, Ausstellungen und Tanz gepaart sind.

Die Idee stammt von acht Jazzstudenten der Dresdner Musikhochschule „Carl Maria von Weber“ (HfM). Ein Seminar zum Thema Musikmanagement motivierte die jungen Jazzer vor etwa eineinhalb Jahren dazu, ihr eigenes Konzept für ein Festival für Dresdner Nachwuchskünstler auf die Beine zu stellen. „Eigentlich wollten wir das Ganze recht kurzfristig organisieren, aber wir haben schnell gemerkt, dass die Veranstaltung Hand und Fuß haben muss, wenn wir sie in Dresden etablieren wollen“, sagt Musikstudentin Katharina Lattke, die für das Offtracks-Festival und den seit März als dessen Träger fungierenden gleichnamigen Verein die Pressearbeit übernommen hat.

Sie war es auch, die dann im Internet auf die Kurzgeschichte „Der Schlaf in den Uhren“ stieß, mit der der Dresdner Autor Uwe Tellkamp im Jahr 2004 den Ingeborg-Bachmannpreis gewann. „Wir haben damals gezielt nach einer Geschichte gesucht, uns dabei mit regionalen Künstlern auseinandergesetzt und diesen Text von Tellkamp gefunden“, sagt Lattke. Tellkamps Erzählung handelt von einer Straßenbahnfahrt durch Dresden. In bildhafter Sprache erzählt der Autor darin, „wie die Straßenbahn in den Schienen schlenkerte und Funken stoben, wenn sie, von der Haltestelle Leipziger Straße kommend, vor dem Bahnhof Neustadt um die Ecke bog, die rotweiß gestrichene tschechische ‚Tatra‘-Bahn“. Die Erzählung folgt dieser Bahn die Bautzner Straße hinauf, bis zum jenem Stadtviertel, das Tellkamp in der Kurzgeschichte wie auch seinem berühmten Dresden-Roman zum „Turm“ stilisiert.

Diese literarische Bahnfahrt haben die acht Musikstudenten zum Grundgerüst ihres Festivalkonzepts gemacht. Schließlich schlängelt sich die Straßenbahnlinie 11 bis heute – wenn auch nicht mehr im rotweißen Tatra-Kleid – die Bautzner Straße entlang. „Wir haben den Text intensiv und mehrfach gelesen und mit den Bildern der einzelnen Stationen gearbeitet“, sagt Lattke. Entsprechend der Atmosphäre im Tellkamp-Text haben die jungen Organisatoren sich nicht nur die sechs Spielstätten – vom Sputnik bis zum Lingernerschloss – entlang der Linie 11, sondern auch die jeweils dort auftretenden Künstler gesucht. So wird das Festival am 3. Juli im Sputnik am Neustädter Bahnhof starten, wo der junge Schlagzeuger Demian Kappenstein zusammen mit der Choreografin und Tänzerin Valentina Carbo den ersten Abend mit Matineecharakter gestaltet. „Wir wollten beim Festival auch das Thema Zeit behandeln, weil es im Text einen großen Raum einnimmt, die Künstler haben das mit ihren eigenen Ideen dann jeweils weiterentwickelt“, so Lattke.

Die Straßenbahnlinie 11 bildet dabei nicht nur die Verbindung zwischen den einzelnen Stationen, sie ist zugleich ein sinnbildlicher Zeitstrahl, der alle Konzerte Tag für Tag, Station für Station miteinander verknüpft – stets unter dem Motto: „Sechs Tage, sechs Stationen, sechs Blickwinkel auf die Themen Zeit und Raum.“ – Ein ausgefeiltes Konzept für ein junges Festival, das vom Dresdner Amt für Kultur- und Denkmalschutz sicher nicht ohne Grund gefördert wird.

Die auftretenden Künstler sind dabei so verschieden, wie die Spielstätten selbst. Im Jazz- bis Popbereich, von Soloschlagzeug bis Vocalensemble, bewege sich der musikalische Stil beim Offtracks-Festival, sagt Lattke. Ergänzt wird dies beispielsweise durch Malerei, Performance, Film und Installationen junger Künstler aus Dresden. Entstanden seien diese Ideen ganz studentisch überwiegend im freundschaftlichen Austausch mit anderen Künstlern, ausgegoren dann meist bei Selbstgekochtem und langnächtlichen Diskussionsrunden am heimischen WG-Küchentisch.

Inzwischen werben neben der Webseite, ein eigens für „Offtracks“ entwickeltes Logo und eine Postkarte (Foto: PR/Jessica Struch) in der Stadt für die Veranstaltung – ebenso wie das Programm entstanden sie mithilfe eines soliden Kontaktnetzes zu anderen Studenten, Absolventen und Künstlern. Über die Internetplattform „Startnext“ werben die jungen Organisatoren für ihr Projekt zusätzlich Spenden ein. Und selbst Uwe Tellkamp, dem die Gruppe irgendwie rein zufällig in der Stadt mal begegnet sei, zeigte sich angetan von ihrem Vorhaben, berichtet Katharina Lattke stolz.

Ob das Offtracksfestival auch nach der Erstausgabe 2012 noch einmal stattfinden wird, ist allerdings derzeit nicht sicher. Es kommt wohl auch darauf an, wie viele Dresdner den Schienen der Linie 11 bei der Premiere vom 3. bis zum 8. Juli am Ende dann tatsächlich folgen werden.

(erschienen in DNN vom 02.07.12)

Linktipp: www.offtracksfestival.de

Programm:

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Filmteam kommt nach Tharandt

Dreharbeiten am Tellkamp-„Turm“ starten

Einen fast 1000-seitigen Roman hat der Autor Uwe Tellkamp seiner sonst von den Literaten eher karg bedachten Heimatstadt Dresden gewidmet und dank DDR-Sujet mit dem „Turm“ (2008) gleich auch diverse hochdotierte Literaturpreise abgesahnt. Mehrere Theaterversionen des Endzeitenepos aus der ehemaligen Sowjetzone kursieren an deutschen Theatern und nun wird dem opus magnum mit der Verfilmung das mediale Krönchen aufgesetzt.

Ab September wird der MDR im Auftrag der ARD mit den Dreharbeiten am „Turm“ beginnen. Die Fernsehzuschauer und all jene, die es bislang weder ins Theater noch bis zu letzten Romanseite geschafft haben, dürfen indes der Ausstrahlung des Zweiteilers mit Jan-Josef Liefers in der Hauptrolle im Jahr 2012 entgegen fiebern.

Die Komparsen für den Dreh wurden bereits am Wochenende in Dresden gecastet. Die Kameras werden jedoch weniger auf dem Originalschauplatz am Weißen Hirsch (Foto: NL), sondern vielmehr in Tharandt zum Einsatz kommen. Auch Berlin und Görlitz werden zur Kulisse für den Dresden-Roman-Film erkoren. In Tharandt jedenfalls sollen die Kameras bis Dezember laufen. (NL)

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Der Rausch von Dresden

Uwe Tellkamps „Die Schwebebahn – Dresdner Erkundungen“

Poetisch wie ein Gedicht ist Uwe Tellkamps neues Dresden-Buch „Die Schwebebahn“. In langen Sätzen mäandert der Autor dabei durch seine Heimatstadt, verweilt mal hier mal dort, mal im Dresden der Gegenwart und mal in seinen Kindheitserinnerungen. Jedes Stadtviertel wird in dem 166-Seitenwerk zur Strophe, jeder Spaziergang zu einem literarischen Abenteuer. Der Leser muss dabei längst nicht alle der ellenlangen Sätze  knacken, um von den Dresden-Beschreibungen berührt zu sein. Schnell merkt er: jede Zeile ist eine Hommage Tellkamps an seine Heimatstadt. Speziell die Kinderjahre des Literaten gedeihen aus seiner Feder zu Geschichten einer Zauberwelt zwischen städtischer Realität und jugendlicher Vorstellungskraft.

Hier und da sind ein paar Passagen  an den „Turm“ angelehnt, tauchen Figurennahmen aus dem Roman wieder auf. Und doch will sich das neue Werk nicht ganz dem Schatten des Erfolgsromans von 2008 ergeben. Es geht seine eigenen Wege, Dresdner Wege, hält der Stadt ihre Straßen- und Charakterzüge wie ein Spiegelbild entgegen. Eine Reflexion von alt und neu, vom Charakter der Stadt sind auch die in den Text eingewobenen Fotografien von Werner Lieberknecht – sie wecken Erinnerungen und Sehnsucht nach Heimat – typisch Dresden. So ist die „Schwebebahn“ ein rauschhaftes Buch, das den Dresden-Rausch nicht nur bisweilen ironisch beschreibt, sondern ihn auch stilistisch fühlbar werden lässt. Einmal in den Schachtelsätzen versunken, verzeiht ihm der Dresdner schließlich auch Pathos und Übertreibung.



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Standseilbahn feiert mit Tellkamp 115. Geburtstag

Festwochenende mit Literatur- und Gruselfahrten

Die Dresdner Standseilbahn wird in dieser Woche 115 Jahre alt. Erfolgsautor Uwe Tellkamp („Der Turm“) hat der Bergbahn daher eigens ein paar Zeilen gewidmet. Zu den offiziellen Feierlichkeiten am Sonnabend (30. Oktober) zwischen 11 und 17 Uhr wird der Schriftsteller seine literarische Hommage an die Bahn nun erstmals live vortragen. Die zwei kleinen Texte sind von da an zu besonderen Gelegenheiten während der dreiminütigen Fahrt in den Wagen zu hören.

Der Autor des Erfolgsromans „Der Turm“ ist von klein auf mit der Standseilbahn verbunden. „Dass eine Standseilbahn, die nur etwa 100 Meter Luftlinie weiter eine Schwester hat, die Schwebebahn, etwas Einmaliges sein könnte, weiß man erst, nachdem man viel unterwegs gewesen ist. (…) Die Standseilbahn trug mich hinauf zur oberen Station am Luisenhof, dem Balkon Dresdens, und ich hatte, wenn ich ausstieg, das Gefühl, durch geheimnisvolle alchemistische Prozesse verwandelt worden und in einem Märchen angekommen zu sein“, schreibt der Autor, der Mitte November seinen zweiten Dresden-Roman über die „Schwester“ der Standseilbahn, die Schwebebahn veröffentlichen wird. Die Texte, die Uwe Tellkamp für die Schwebebahn geschrieben hat, sind erstmalig im Rahmen des Adventsprogramms sowie bei der Jubiläumsfeier „110 Jahre Schwebebahn“ im Mai 2011 zu hören.

Unter dem Motto „Alles Grusel zum Geburtstag“ laden die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) am Sonnabend aber nicht nur zur Standseilbahn-Jubiläumsparty ein. Auch am Sonntag (31. Oktober) wird gefeiert. Von 13 bis 21 Uhr steigt dann die nunmehr fünfte Halloween-Party. Die Standseilbahn wird dabei zu einer Geisterbahn. Kinder verwandeln sich in Hexen und Gespenster und können Zauberhüte basteln. An diesem Tag kann den Besuchern durchaus ein Hexenhäuschen auf Hühnerbeinen über den Weg laufen. Im Stil von Willi Schwabes Rumpelkammer startet zudem stündlich die etwas andere Führung durch das Maschinenhaus. (NL)

Linktipp: www.dvb.de

Zum Programm:

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Vom Roman auf die Bühne – Tellkamp in Dresden

„Der Turm“ weckt Diskussionen und Erinnerungen

Viel ist in den vergangenen zwei Jahren geschrieben und diskutiert worden um einen Roman, der Dresden und die letzten sieben Jahre der DDR erzählt: Uwe Tellkamps „Der Turm“. Das 945-seitige Werk hat bei vielen Erinnerungen geweckt, aber auch längst verflogene Wut wieder aufgewühlt. Am 24. September eroberte die Bühnenfassung des Romans von Jens Groß und Armin Petras nun das Dresdner Schauspielhaus. Jene, die den 2008 erschienen Roman gelesen haben, sind nun interessiert an der dramatischen Umsetzung, die anderen wollen sich in der auf drei Stunden komprimierten Kurzfassung endlich selbst ein Bild machen von dem Werk, was Tellkamp zahlreiche Literaturpreise und dem Weißen Hirsch seit 2008 etliche neugierige Touristen beschert hat.

Selten ist das Schauspielhaus nach einer Premiere so ausverkauft gewesen wie an diesem 30. September 2010. Noch kurz vor Vorstellungsbeginn kommen Menschen an die Kasse und kaufen eine Eintrittskarte. Zum Vorgespräch mit dem Regisseur drängen sich die Zuschauer im oberen Foyer. Es ist wohl vor allem die Neugier an der Umsetzung eines Wendestückes, aber auch die Liebe zur Heimatstadt, die an diesem Abend viele ins Theater treibt. – Regisseur Wolfgang Engel habe die Atmosphäre des Romans auf der Bühne erhalten wollen. Die Theaterfassung ist daher nah am Text konzipiert, gibt zahlreiche Passagen des Romans wortwörtlich wieder. Einzig die Chronologie des fast 1000-seitigen Werkes wurde in der dreistündigen Bühnenfassung aufgelöst. Die sieben Romanjahre sind hier zu einem Punkt gebündelt worden. Das irritiert zu Anfang zumindest jene, die das Buch gelesen haben.

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