Lyrik zwischen den Kulturen

Die 12. Bardinale zeigt Europa als „unvollendetes Gedicht“

Der Garten der Villa Augustin verwandelt sich am nächsten Wochenende (12. bis 15.9.) in einen Poesiepark mit Bühne für Science Slam, Musik und schauspielerische Darbietungen. Die Bardinale will mit einer Vielfalt von Diskussionen, Lesungen und Aufführungen in diesem Jahr für das europäische Denken begeistern. Auch Jugendliche können Literatur live erleben: Zehn verschiedene Workshops richten sich nach den Interessen von Schülern, ob Literatur-Analyse oder Schreibwerkstatt.

Eigentlich soll es weniger ums Politische gehen, im Mittelpunkt steht Europa als unser Lebensraum und Kulturraum. Die Bardinale will nicht nur das häufig negative Nachrichtenbild aus den Medien zeigen, sondern vor allem, dass es nach wie vor einen regen literarischen Austausch gibt. Die zentrale Frage ist, wie internationaler Dichter die aktuellen Entwicklungen erleben.

Die vortragenden Autoren stammen aus europäischen Krisengebieten und haben interkulturelle Hintergründe. In Essays im Bardinale-Blog beschreiben sie ihre persönliche Sicht auf Europa. Beqë Cufajs Werke beschreiben eine Kindheit im Kosovo – und Träume, die man nicht aus den Augen verlieren darf. Ulrich Schacht, ehemaliger Dresdner Stadtschreiber, ist zur Autorendebatte geladen. In der DDR wurde er wegen „Staatsfeindlicher Hetze“ verurteilt. María Eloy-García (Foto: PR) reflektiert in ihren Gedichten Alltag und Gegenwart, Leben und Menschen, gern auch surrealistisch und ironisch – vor allem aber authentisch. Die Autoren lesen in ihrer Muttersprache mit eingeblendeten Übersetzungen, Freitag und Samstag jeweils 20 Uhr zur „Erfindung Europas“.

Ein besonderer Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf der Literatur der Sinti und Roma und der Frage, wie Europa die Rechte von Minderheiten noch stärken kann. Jovan Nicoli? ist als Rom e.V.-Mitglied Fachmann auf dem Gebiet. In einer Vortragslesung erklärt er, wie eine mündlich geprägte Kultur Literatur produziert. Dazu organisiert das Literaturbüro auch eine Ausstellung, die man bis Herbst 2014 in der Villa Augustin besuchen kann.

Linktipp: www.bardinale.de & Weblog: www.bardinale.blogspot.de

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Alles Literatur – Lesungen in Dresden

Elbmargarita stimmt auf die Buchmesse ein

Am Donnerstag (17.3.) ist es soweit, dann öffnet die Buchmesse in Leipzig wieder ihre Tore. Doch auch in Dresden stimmen dieser Tage zahlreiche Lesungen auf den Bücherfrühling 2011 ein. Elbmargarita hat zur Feier der Woche ein paar Veranstaltungen zusammen getragen:

(1) Der lesende Seemann: Frank Thiele liest „Bordgeschichten“

Ein Hauch von „Zur See“ weht am 15. März durch die Stadtbibliothek auf der Freiberger Straße, wenn  Frank Thiele, Vereinspräsident des DSR Seeleute e.V., 10.30 Uhr aus den Tagebüchern ehemaliger Seefahrer vorliest. Im Rahmen der Reihe Literatur am Vormittag in der Sozialen Bibliotheksarbeit stellt er neben den Tagebüchern auch Bilder sowie die soeben erschienenen Hörbücher vor. Die Zuhörer erfahren dabei von den Erlebnissen der Seeleute auf ihren Reisen und die alltägliche Arbeit an Bord. Mit der Handelsflotte der DSR (Deutsche Seereederei Rostock) war es den Matrosen schon zu DDR-Zeiten möglich, nahezu sämtliche Länder der Welt zu bereisen, ob China, Nordkorea oder das schillernde Amerika. Die Fahrensleute erinnern sich auch heute noch gern an die Eindrücke dieser fremden Kulturen, die unterhaltsamen Monate auf See, aber auch an gewaltige Stürme oder die lange Trennung von der Familie.

Der Eintritt beträgt 2,50 €, Bibliotheksbenutzer mit gültigem Leserausweis zahlen nichts.

(2) In schwindeliger Höhe: Klaus Wilk stellt sein Bergsportbuch vor

Hohe Gipfel erklimmt der Dresdner Journalist Klaus Wilk am 15. März zumindest literarisch, wenn er 19.30 Uhr in der Bibliothek Bühlau sein Bergsportbuch vorstellt. Darin geht es um 29 Gipfelstürmer aus Sachsen, die bislang mindestens einen der welthöchsten Berge erklommen haben. Einer von Wilks Auserwählten erreichte gar fünf, ein anderer vier der Achttausender-Gipfel in den gewaltigsten Gebirgen der Erde. Das Buch „Ein Sachse war Erster“ lässt die Zuhörer am Glücksgefühl jedes einzelnen von ihnen teilhaben – und dabei müssen sie selbst nicht zwischen der Faszination Höhe und der Todesgefahr schwanken.

Der Eintritt ist frei.

(3) Zeitzeugnis eines Sohnes: Ulrich Schacht liest aus „Ulrich Schacht“

Auf Spurensuche durch die eigene Lebensgeschichte geht Ulrich Schacht bei der Lesung am 16. März, 20 Uhr in der Haupt- und Musikbibliothek Freiberger Straße. Sein Buch erzählt in erster Linie von seiner Mutter  und der eigenen Suche nach dem russischen Vater. Zwischen 1950 und 1954 saß Ulrich Schachts Mutter im Frauenzuchthaus Hoheneck, gefangen gehalten vom russischen Geheimdienst wegen „Verleitung zum Landeshochverrat und zur Spionage“. Ihr „Vergehen“ bestand darin, den sowjetischen Offizier Wladimir zu lieben. Nach ihrer Verurteilung verschwand der Geliebte jedoch aus ihrem Leben. Ihr Sohn Ulrich Schacht, der 1951 im Frauengefängnis Hoheneck geboren wurde, ging nach der Wende auf die Suche nach seinem Vater. Schacht, der 2007 Dresdner Stadtschreiber war, veröffentlicht Erzählungen, Gedichte, Essays. Zuletzt erschienen „Weißer Juli: sechsunddreißig Gedichte und ein Essay“ und die Liebesgeschichte „Bildnis eines venezianischen Mönchs“.

Der Eintritt ist frei.

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