Dvoráks „Rusalka“ an der Semperoper
Regisseur Stefan Herheim bescherte den Dresdnern zur Premiere von Dvoráks „Rusalka“ an der Semperoper am Samstag (11.12.) einen zauberhaften Abend. Der Norweger und mehrfache Regisseur des Jahres (Opernwelt) zog die Zuschauer dabei von der ersten Minute an in das Geschehen vor berauschender Kulisse (Heike Scheel, Foto: Matthias Creutziger) hinein.
Der Stoff der kleinen Meerjungfrau wird bei ihm zu einer bilderreichen Erzählung, die sich vor allem im Spannungsfeld zwischen martialischer Männlichkeit und weiblicher Verführungskunst bewegt. Da wird die Nixe schon mal zur Hure, das Meer zum Großstadtbild umgedeutet – und doch verliert die facettenreiche Inszenierung nie ihren Ursprung, bleibt bei aller modernen (Um-)Deutung doch immer Bühnenmärchen.
Während Herheim die Vorzeichen von Hans Christian Andersens tragisch-schöner Geschichte verkehrt, indem er den Fokus auf den Wassermann, anstatt auf die Nixe legt, erscheint diese – ganz im Sinne der Psychoanalytik des 20. Jahrhunderts – als die Überfrau aus (unterbewussten) männlichen Wunschträumen, jene Nutte also, als die Rusalka zu Beginn und Ende des Stückes in Erscheinung tritt. Es geht, das ist nur unschwer zu erkennen, um das Begehren und gegenseitige Vernichten der Geschlechter.
Herheim, ohnehin nicht für abstraktes Minimaltheater bekannt, bringt diese Spannkraft des modernen Märchens in farbigen Bildern, mit allen Mitteln der Opernkunst auf die Bühne: