Sie liebt mich, sie liebt mich nicht

Donizettis Liebestrank an der Semperoper

Und am Ende kriegen sie sich doch. Das ewige Lied von der scheinbar unerfüllten Liebe des einen zum anderen, wobei die glückliche Wendung am Ende doch noch unterwartete eintrifft, wird auch in Gaetano Donizettis Oper „Der Liebestrank“ gesungen. Das „Melodramma“ in zwei Akten kommt dabei in Michael Schulz Inszenierung an der Semperoper Dresden leichtfüßig daher. Fast schon operettenhaft wechseln die Bilder auf der Bühne, da tauchen Gardegruppen aus dem Boden auf (Foto: PR/Matthias Creutziger) oder werden Schiffe auf die Bühne gefahren. Nein, langweilig wird es nicht, obwohl – und das wird schon im ersten Akt deutlich – das Stück gemeinhin ja als Sängeroper gilt. So gerät der Abend zu einem vergnüglichen Opernerlebnis obendrein vollgestopft mit eingängigen italienischen Partien.

Die Sächsische Staatskapelle Dresden bringt diese Musik unter der Leitung von Riccardo Frizza in gewohnt brillanter Weise zum Klingen. Gesanglich bleiben vor allem die beiden Hauptfiguren in Erinnerung. Nadja Mchantaf in der Partie der Adina, die fast durchgängig auf der Bühne präsent ist und dies souverän meistert, sowie Giorgio Berrugi, der den innbrünstig liebenden Nemorino mit kraftvoller Stimme interpretiert. Gleich im ersten Akt liefern sich die beiden ein leidenschaftliches Duett – bevor dann schließlich ein geheimnisvoller Liebestrank Abhilfe schaffen soll, damit Adinas Liebe zu Nemorino endlich entfacht. Doch Donizetti wäre ein Spielverderber und die Oper rasch vorbei, wenn der Placebo-Trank so schnell Wirkung zeigen würde. Das Publikum bleibt jedoch bis zum letzten Takt bestens unterhalten.

Nicole Czerwinka

(erschienen in Hochschulzeitung „ad rem“ vom 23.5.2012)

Semperoper Dresden, Donizettis „Liebestrank“ wieder am 25.5., 11 Uhr

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Trübe Zeit für Zauberinnen

Händels „Alcina“ an der Semperoper

Georg Friedrich Händels Oper von der Zauberin „Alcina“ wird in der Inszenierung von Jan Philipp Gloger zu einer hochaktuellen Tragödie (Foto: Semperoper/Matthias Creutziger) umgeschrieben. Um das 1735 noch zur Konvention gehörende Happy-End erleichtert, erzählt das Musikdrama an der Semperoper die Geschichte der lebensfrohen Zauberin „Alcina“, die mittels ungezwungen gelebter Leidenschaft brave Ehemänner wie Ruggiero in ihr Reich des Genusses entführt. Als dessen Frau Bradamante daraufhin ins ungezügelte Reich der Alcina vordringt, um ihren Gatten zurückzuerobern, sieht der sich zwischen den gegensätzlichen Lebensentwürfen beider Frauen hin- und hergerissen.

Vor mächtigen weißen Wänden, die auf der Bühne im Takt von Händels lebhafter Musik tanzen (Bühne: Ben Baur), entspinnt sich dabei ein ebenso sehens- wie hörenswertes Opernerlebnis, das – mit Ironie und Witz gespickt – berührt und viel Raum zum Nachdenken lässt. Amanda Majeski brilliert als Alcina, verleiht der Figur gleichfalls selbstbewusste wie nachdenkliche Züge und kann das Publikum in den schmerzerfüllten Partien des zweiten Teils als traurige, verwandelte Zauberin schließlich gänzlich erobern. Nadja Mchantaf (Morgana) und Simeon Esper (Oronte) geben sanglich wie darstellerisch ein durch und durch überzeugendes Pärchen auf der Bühne und auch Elena Gorshunova gehört zu den großen Stimmen des Premierenabends.

Begleitet von der Sächsischen Staatskapelle, unter der Leitung von Rainer Mühlbach, wird das Ganze schlussendlich zu einer runden Inszenierung, die auch kleine Farblosigkeiten im ersten Teil leicht vergessen lässt.

Nicole Laube

(erschienen in Hochschulzeitung „ad rem“ vom 02.11.11

Dresden, Semperoper wieder am 4.11., 10.11., je 19 Uhr

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