Das Jahr 2017 klingt in diesen Tagen langsam aus. Die Weihnachtsmärkte sind abgebaut, in den Geschäften glitzert nun Silvestertand. Zeit, innezuhalten und zurückzublicken auf ein kulturvolles Jahr in Dresden und die schönsten Beiträge aus 2017:
Donizettis „Lucia di Lammermoor“ an der Semperoper nach 80 Jahren erstmals szenisch
Oper muss die Menschen zum Weinen bringen, sie vor Entsetzen schaudern lassen, sie sterben lassen durch Gesang“, hat Vincenzo Bellini einmal gesagt. Die Oper „Lucia di Lammermoor“ (1835) seines engen Freundes Gaetano Donizetti scheint wie gemacht dafür. Zum Sterben schön ist die Musik, der Stoff so dramatisch wie Shakespeares „Romeo und Julia“. In Dresden jedoch ist sie kaum bekannt, liegt die letzte szenische Aufführung doch schon 80 Jahre zurück.
Und am Ende kriegen sie sich doch. Das ewige Lied von der scheinbar unerfüllten Liebe des einen zum anderen, wobei die glückliche Wendung am Ende doch noch unterwartete eintrifft, wird auch in Gaetano Donizettis Oper „Der Liebestrank“ gesungen. Das „Melodramma“ in zwei Akten kommt dabei in Michael Schulz Inszenierung an der Semperoper Dresden leichtfüßig daher. Fast schon operettenhaft wechseln die Bilder auf der Bühne, da tauchen Gardegruppen aus dem Boden auf (Foto: PR/Matthias Creutziger) oder werden Schiffe auf die Bühne gefahren. Nein, langweilig wird es nicht, obwohl – und das wird schon im ersten Akt deutlich – das Stück gemeinhin ja als Sängeroper gilt. So gerät der Abend zu einem vergnüglichen Opernerlebnis obendrein vollgestopft mit eingängigen italienischen Partien.
Die Sächsische Staatskapelle Dresden bringt diese Musik unter der Leitung von Riccardo Frizza in gewohnt brillanter Weise zum Klingen. Gesanglich bleiben vor allem die beiden Hauptfiguren in Erinnerung. Nadja Mchantaf in der Partie der Adina, die fast durchgängig auf der Bühne präsent ist und dies souverän meistert, sowie Giorgio Berrugi, der den innbrünstig liebenden Nemorino mit kraftvoller Stimme interpretiert. Gleich im ersten Akt liefern sich die beiden ein leidenschaftliches Duett – bevor dann schließlich ein geheimnisvoller Liebestrank Abhilfe schaffen soll, damit Adinas Liebe zu Nemorino endlich entfacht. Doch Donizetti wäre ein Spielverderber und die Oper rasch vorbei, wenn der Placebo-Trank so schnell Wirkung zeigen würde. Das Publikum bleibt jedoch bis zum letzten Takt bestens unterhalten.
Nicole Czerwinka
(erschienen in Hochschulzeitung „ad rem“ vom 23.5.2012)
Semperoper Dresden, Donizettis „Liebestrank“ wieder am 25.5., 11 Uhr
Dresden picknickt heute (26.Juni) bei klassischer Musik. Die Sächsische Staatskpelle und die Gläserne Manufaktur laden am Abend bereits zum dritten Mal zu einem klassischen Konzert-Picknick auf die Wiese vor der VW-Fabrik ein. Unter der musikalischen Leitung des israelisch-amerikanischen Dirigenten Asher Fisch werden dabei italienische Opernschlager von Rossini, Donizetti und Verdi sowie Musicalhits von Leonard Bernstein und George Gershwin – zum Beispiel Gershwinss „Rhapsody in Blue“ – präsentiert. Nino Machaidze (Sopran) und Fabio Sartori (Tenor) sind als Solisten zu erleben.
Die Veranstaltung steht unter dem Motto „Klassik Picknickt“ und wurde 2008 von der Gläsernen Manufaktur und der Staatskapelle Dresden ins Leben gerufen. Im vergangenen Jahr kamen rund 3500 Besucher zum Open-Air-Konzert auf die Wiese vor der Manufaktur. Anliegen ist es, die Dresdner zu einem außergewöhnlichen Konzert zu bezahlbaren Preisen (5 Euro Eintritt für alle über 16) unter freiem Himmel einzuladen. Das Mitbringen von Picknickdecken und -Körben ist dabei ausdrücklich erwünscht. Das Konzert startet 21Uhr, Einlass ab 19.30Uhr. (NL)