Der Spaß steht im Mittelpunkt

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Kaddi Cutz tritt für Dresden beim Slam 2014 an

Kaddi Cutz (Foto: PR/Tina Tschiharsch) ist die einzige Dresdner Teilnehmerin bei den diesjährigen deutschsprachigen Poetry Slam Meisterschaften. Dabei war ihr Weg in die hiesige Szene nicht gerade vorhersehbar: Geboren in Hannover, wollte sie eigentlich in Osnabrück studieren, ging aber dann nach Vechta im Oldenburger Münsterland und vertiefte sich in „Soziale Arbeit“. Danach zog sie nach Hamburg, doch die Stadt konnte sie nicht lang halten; vor sieben Jahren bewarb sie sich schließlich in Dresden und arbeitete in verschiedenen Projekten der Sozialarbeit. Momentan ist sie als freie Redakteurin aktiv und jobbt nebenbei in einer Buchhandlung.

Für ihre Poetry-Slam-Auftritte ist sie in ganz Deutschland unterwegs, im zweiten Halbjahr 2014 kommt sie auf über 30 Auftritte. „Es ist ein zeitintensives Hobby“, erklärt sie, „ die meiste Zeit verbringt man im Zug, auf der Bühne sind es oft nur fünf Minuten. Wenn ich in Sachsen, Berlin, Hamburg oder Hannover unterwegs bin, verbinde ich das auch gerne mit einem Besuch bei Familie oder Freunden.“ Mittlerweile kennt sie fast in jeder Stadt irgendjemanden. Was sie antreibt, sind der riesige Spaß und die tollen Leute in der Szene – und natürlich das Schreiben. Mit Slam-Kollegin Sabrina Schauer hat sie kürzlich das Team „Störenfrieda“ gegründet, das Anfang November seine Auftrittspremiere feiert.

Kaddi Cutz hatte schon vom Trend Poetry Slam gehört, bevor sie selbst damit anfing, und besuchte regelmäßig Veranstaltungen in der Scheune. Aber erst ein Kumpel gab den Anstoß für sie, einmal teilzunehmen. Er veranstaltete in Garbsen den Altenheim-Slam „Reim im Heim“ und lud sie ein, mitzumachen. Ihr erster Text „Besser“ handelte von Chaostagen. „Ein typisches Anfängerthema“, lacht sie heute. „Es ist wichtig, etwas zu finden, womit sich die Leute schnell identifizieren, sodass man es schafft, in den wenigen Minuten eine Botschaft rüberzubringen.“ Damals sagte sie sich: „Wenn ich nach dem Slam noch in den Spiegel sehen kann, versuche ich es eine Woche später auch in der Scheune.“ Und so kam es schließlich auch – im Mai vor vier Jahren.

Mittlerweile ist Kaddi Cutz selbst Slammasterin und veranstaltet mit Tina Tschiharsch alle zwei Monate den „Geschichten übern Gartenzaun“-Slam in der Groovestation – dabei gerne auch original im Garten. „Der Weg zum eigenen Slam ist nicht untypisch in der Szene, viele Slammer sind selbst Gastgeber bei eigenen Veranstaltungen.“ Bei den „Geschichten übern Gartenzaun“, die sich ihren Namen beim DDR-Fernsehen geborgt haben, ist die Atmosphäre familiär. Zum dritten Geburtstag im Sommer gab es Kuchen, Eis und Bowle, und der Gewinner bekommt die begehrte Trophäe in Form eines gehäkelten Kaktus sowie einen handbemalten Gewinnerbeutel, der vom Publikum befüllt wird. Der Spaß steht eben im Mittelpunkt und Spaß gibt es beim Slam immer. Circa 150 Besucher kommen inzwischen regelmäßig in die Groovestation und genießen die Open-Air-Atmosphäre auch, während andere Sommerpause machen.

Geschrieben hat Kaddi Cutz schon, solang sie denken kann, aber das Schreiben für die Bühne sei etwas ganz anderes, meint sie. „Kurze Lyrik würde ich zum Beispiel nicht unbedingt vortragen. Überhaupt ist es schwieriger mit Texten, über die die Zuhörer lange nachdenken müssen, so etwas liest man dann vielleicht lieber selbst.“ Wichtig sei, dass man in der vorgegebenen Zeit etwas transportieren kann. Humor ist dabei ein beliebtes Instrument. „Es ist aber gar nicht so, dass Poetry Slam immer lustig sein muss. Man hört immer diesen Vorwurf, aber es gewinnen durchaus auch ernsthafte Texte.“ Wenn sie sich heute an ein neues Werk setzt, können die Motivationen ganz unterschiedlich sein: „Manchmal hat man einfach Lust anzufangen, und die Idee ist schon da. Aber es kommt auch vor, dass man einen neuen Text braucht und sich eine Woche damit quälen muss …“ Ihre Ideen begegnen ihr im Alltag oder im Arbeitsleben. „Es kann eigentlich alles Mögliche sein, die Frage ist immer, was es für einen selbst bedeutet und was der Autor daraus macht.“ So wurde Kaddi Cutz schon von einem toten Igel inspiriert oder schrieb über ihre Katze, die sie versehentlich fast einmal in die Waschmaschine gesteckt hätte. „Natürlich sind nicht alle Begebenheiten authentisch, aber es gibt oft einen wahren Kern.“

Die gesammelten Kurz-Werke sind in diesem Jahr auch in ihrem ersten Buch erschienen, das der Zwiebook Verlag herausgibt. „Voll viel Geräusch“ heißt der Erzählband mit Bühnentexten, der passenderweise mit einem Wimmelbild der Dresdner Neustadt gestaltet ist. Vielleicht kommt als nächstes sogar ein Roman, aber im Moment hat Kaddi Cutz keine Zeit dafür.

Beim Slam 2014 geht sie das erste Mal in den Einzelwettbewerb – und das sogar als einzige Dresdnerin. Durch die Organisation sind viele hiesige Köpfe eingespannt, aber Kaddi Cutz erklärt: „Auch wenn die Meisterschaft woanders stattfinden würde, wären nicht automatisch mehr Dresdner da. Das Nominierungssystem ist sehr kompliziert, eigentlich dürfen in Dresden nur LivelyriX und der Grand Slam of Saxony als Landesmeisterschaft einen Teilnehmer schicken. Für die Groovestation bleibt das Losverfahren, weil der Slam zu jung ist, und die Schauburg läuft sowieso außer Wertung, weil bei den dortigen Mottoslams (Comedy oder Jazz Slam) die üblichen Regeln außer Kraft gesetzt sind.“ Kaddi Cutz qualifizierte sich über Finalteilnahmen in der Scheune, bei denen sie sich in der letzten Saison hervorgetan hat.

Mit ihren Texten hat die Slam-Poetin schon alle Höhen und Tiefen durchlebt. Ein Werk, das in der Scheune erfolgreich war, konnte später in Halle auch schonmal gar nicht zünden. Man lernt zwangsläufig auch, Kritik auszuhalten. Lampenfieber hat sie nach vier Jahren immer noch ein bisschen. „Nur beim allerersten Slam war ich komischerweise gar nicht aufgeregt.“

Termintipp: Der Slam 2014 beginnt am 28.10. mit der Eröffnungsveranstaltung im Staatsschauspiel und findet bis 1.11. unter anderem in der Scheune, in der Groovestation und im Kleinen Haus statt.

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