Die erste Premiere im Kraftwerk

Lehramtsstudenten inszenieren Blachers „Flut“

Gut zwei Jahre werden noch ins Land gehen, bevor die Backsteinmauern des Kraftwerks Dresden-Mitte zur neuen Heimat für die Staatsoperette und das Theater der Jungen Generation werden. Die Lehramtsstudenten der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber haben mit ihrer Inszenierung von Boris Blachers (1903–1975) Kammeroper „Die Flut“ nun schon einmal gezeigt, wie „Musiktheater im Kraftwerk“ künftig aussehen könnte.

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Junger Mut zur Andersartigkeit

„Apollo und Hyacinthus“ im Labortheater

Am Anfang war es nur eine Schnapsidee. Eine A-cappella-Oper für Dresden sollte es werden, ein neues, wagemutiges Projekt, das sich Regiestudent Toni Burghard Friedrich zusammen mit seinem Freund Michael Blessing, Student für Musikpädagogik und Leiter des Jazzchores Dresden, eines weinseligen Abends vornahm. „Das war so eine Idee unter befreundeten Künstlern, weil Michael einen Chor leitet“, sagt Toni Burghard Friedrich. Der gebürtige Zittauer ist 22 Jahre alt, hat sein Abitur in Dresden gemacht und studiert derzeit Regie für Oper und Schauspiel in Wien. Gemeinsam mit Blessing begann er flugs, ein geeignetes Team für das mutige Vorhaben zusammenzusuchen. Sie bemühten Kontakte zu den Dresdner und Leipziger Musikhochschulen sowie zur Hochschule für Bildende Künste (HfBK) in Dresden und fanden dort rund 25 junge Leute – allesamt Studenten, zwischen 20 und 27 Jahren alt – die seit März einen Verein namens „szene12“ bilden.

Allein das Vorhaben einer A-cappella-Oper entpuppte sich schnell als zu komplex für eine zeitnahe Aufführung, sodass die abendliche Schnapsidee unter der szene12-Flagge binnen eines Jahres schließlich zu einem sorgfältig geplanten, langfristig angelegten Musiktheaterprojekt für Dresden heranwuchs. Einmal im Jahr wollen die Studenten nun jeweils in den Semesterferien ein ebenso junges wie unkonventionelles Musiktheaterprojekt für die Stadt auf die Beine stellen.

Die Uraufführung der A-cappella-Oper „Serpentina“ nach E.T.A. Hoffmanns „Der goldene Topf“ vertagten sie also kurzerhand auf 2014 – wobei sie fortlaufend daran weiterkomponieren. Statt Hoffmanns Romantiknovelle wird szene12 am Donnerstag (13.9.) nun zunächst Mozarts ersten, sonst kaum gespielten Opernstreich „Apollo und Hyacinthus“ (1764) in einer jugendlich-ausprobierfreudigen Version mit neuem Leben erfüllen. Dank ihren Mitstreitern, den HfBK-Studenten Leonore Pilz und Dennis Ennen, die für Bühne und Kostüm verantwortlich zeichnen, war mit dem Labortheater der HfBK denn auch schnell ein geeigneter Aufführungsort gefunden.

In singspielhafter Weise haben die Studenten Mozarts Oper mit dem eher unbekannten Lustspiel „Der vermeinte Prinz“ (1674) von Kasper Stieler gepaart. Die Idee dazu kam Toni Burghard Friedrich in einem Theaterseminar in Wien. „Thema des Lustspiels ist ein König, der seine Tochter als männlichen Thronfolger erziehen lässt. Bei uns werden beide Werke auf Mozarts musikalischer Grundlage zu einem neuen Stück vereint“, sagt er. Solch ungewöhnliche Perspektiven auf kaum gespielte Stücke sowie besondere Aufführungsorte und experimentelle Ideen sind das Anliegen des Vereins. Szene12 will anders sein als die etablierten Hochschulinszenierungen in Dresden, freier, auch mutiger. „In jedem anderen Theater würde man vermutlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn wir alle Rezitative einer Oper kürzen. Aber das ist eben das Schöne an unserem Verein, dass wir hier ganz frei mit unseren Mitteln spielen dürfen“, sagt er.

Die Zielgruppe für dieses Musiktheaterexperiment kann der junge Regisseur dagegen nur schwer bestimmen. Seine Inszenierung wird nur vom Klavier begleitet und stellt den Gesang in den Mittelpunkt. Sie sei nicht kitschig, aber schon verspielt, sagt Friedrich – und ergänzt: „Ich denke trotzdem, dass unser Mozart auch eine Oper für Einsteiger ist.“

Seit August laufen die Proben im Labortheater (Foto: PR). Doch damit nicht genug. Denn auch über die aktuelle Mozart-Aufführung und das A-cappella-Projekt von 2014 hinaus gebe es im Verein schon zahlreiche Ideen für weitere Inszenierungen, für deren Realisierung Mozart allenfalls den Auftakt bildet.

Damit dieser gelingt, feilen die Studenten mit viel Herzblut und Liebe zum Detail an der Inszenierung ihrer Minioper, die mit einem Minibudget von rund 400 Euro und von allen Beteiligten neben dem Studium unentgeltlich realisiert wurde. „Jeder hat für das Projekt so viel er kann in den Topf geschmissen“, sagt Friedrich. Das musste für Kostüme, Bühnenbild, den Druck von 2000 Flyern und Plakaten sowie die Verpflegung des Ensembles reichen. Die Webseite mit Probentagebuch erwuchs in Eigenregie des Regisseurs, das Labortheater stand dem jungen Team zudem in allen technischen Fragen zur Seite. Auch wird das szene12-Projekt für viele der Mitstreiter als Studienleistung für den bevorstehenden Master-Abschluss anerkannt. Für die kommenden Projekte wollen sie dennoch nach und nach Sponsoren finden.

Zunächst gilt es jedoch erst einmal, das Pilotprojekt erfolgreich über die Bühne zu bringen. Zur Premiere am Donnerstag sind die rund 120 Plätze im Labortheater – wohl auch dank eines lokalen Fernsehbeitrages – bereits ausverkauft. Für die beiden Folgevorstellungen am 14. und 15. September gibt es noch Karten zum Preis von neun Euro (ermäßigt sechs Euro). Nach den drei Aufführungen in dieser Woche soll „Apollon und Hyacinthus“ zudem auch im Mai 2013 noch einmal in Dresden zu sehen sein. Außerdem sind im kommenden Jahr Gastspiele in Berlin, Wien und Flensburg geplant. Anschließend beginnen dann nahtlos schon wieder die Proben für das nächste szene12-Stück. Ein Kantatentriptychon soll es werden, das steht bereits fest. – Und da sage noch einer, Schnapsideen seien unfruchtbare Stammtischgewächse.

 (erschienen in DNN vom 11.09.2012)

„Apollo und Hyacinthus“, am 13., 14., 15.9.2012, 20 Uhr im Labortheater, Karten zu 9 (ermäßigt 6) Euro unter Tickets@szene12.de sowie an der Abendkasse

Linktipp: www.szene12.de

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Doppelte Hilfe aus Dresden

Kindergartenkinder und Studenten sammeln für Japan

Die Bilder aus Japan lassen uns seit fast drei Wochen nicht mehr los – sie erschüttern und rühren, ängstigen und bewegen zugleich. Und sie wecken das Bedürfnis, den Menschen in diesem topografisch so fernen aber im Herzen doch nahen Land, zu helfen. Auch die Dresdner haben dafür einige Aktionen für Japan ins Leben gerufen. Am kommenden Mittwoch (30.3.) gibt es gleich zwei Benefiz-Veranstaltungen in der Stadt.

So haben sich zum Beispiel die Kinder des Kindergartens „Am Goldenen Reiter“ intensiv mit den Geschehnissen in Japan auseinander gesetzt. Um den Kindern dort zu helfen, werden sie am Mittwoch ab 9 Uhr an einem selbst aufgebauten Stand auf der Hauptstraße Töpfereien, Basteleien und Gebackenes verkaufen. Die Einnahmen möchten sie später über UNICEF für die Erdbebenopfer spenden.

Die Studenten der Hochschule für Musik „Carl-Maria von Weber“ in Dresden wissen, dass Musik keine Grenzen kennt. Viele von ihnen sind selbst mit japanischen Musikern befreundet oder haben schon zusammen mit Japanern Konzerte gegeben. Sie haben daher unter Federführung der Studentin Anna Fritzsch eine Initiative gegründet und ein Benefizkonzert vorbereitet. Unter dem Motto „Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an. Studenten spielen für Japan“ (nach E.T.A. Hoffmann) werden sie am 30. März 19.30 Uhr im Konzertsaal der Hochschule für Japan musizieren – wiederum unter Mitwirkung auch japanischer Studenten aus Dresden. (NL)

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