Zwölf Mal Kultur für 2017

Eine (subjektive) Vorschau auf die wichtigsten Veranstaltungen in diesem Jahr

Vorfreude ist bekanntlich die schönste – und aus diesem Grund wagen wir erstmals einen kulturellen Ausblick auf das Jahr 2017 in Dresden. Welche Termine sollte man sich merken? Was darf man nicht verpassten? Das sind unsere Höhepunkte im Kulturkalender für dieses Jahr:

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Freitag, Sonnabend, Sonntag

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KaW ist Kultur am Wochenende – mit drei Weggehtipps

Volle Pulle Kultur in Dresden – und wer die Wahl hat, hat bekanntlich auch die Qual. Wir picken in unserer Rubrik „KaW“ (Kultur am Wochenende) daher ab sofort jede Woche jeweils drei einmalige Veranstaltungen am Freitag, Sonnabend und Sonntag für Dresden in Vorschau heraus.

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Willkommen im Wagner-Jahr

Dresdens berühmter Sohn feiert 200. Geburtstag

Herzlichen Glückwunsch! Der Erfinder des Gesamt-Kunstwerks (Dichtung, Musik & Tanz) feiert anno 2013 seinen 200. Geburtstag. Richard Wagner wurde am 22. Mai 1813 zwar in Leipzig geboren, zählt bis heute aber zu den größten musikalischen Künstlerpersönlichkeiten, die Dresdens Stadtgeschichte aufzubieten hat. Gerade ein Jahr ist er alt, als seine Mutter 1814 nach dem Tod des leiblichen Vaters nach Dresden in die Moritzstraße übersiedelt. Und auch nach der Kindheit in der Elbestadt – aus der unter anderem die kindliche Nachahmung hiesiger „Freischütz“- Aufführungen sowie der Besuch der Kreuzschule verbirgt ist – führt Wagners Weg immer wieder nach Dresden zurück.

So kommt der Komponist im April 1842 aus Paris wieder in die Heimat, weil hier seine Oper „Rienzi“ (Oktober 1842) und wenig später auch der „Fliegende Holländer“ (Januar 1943) mit großem Erfolg am Großen Königlichen Hoftheater Uraufführung feiert. Der chronisch verschuldete Künstler bekommt anschließend die Stelle als Zweiter Hofkapellmeister neben Carl Gottlieb Reißiger und wirkt als einer der ersten am neuerbauten Opernhaus, dem ersten Semper-Gebäude am heutigen Theaterplatz. Die Intendanz versprach sich von dem gebürtigen Leipziger wohl neue Impulse. Ganz nebenbei erlebt sie, wie Wagner 1844 die Asche des verstorbenen Komponisten Carl Maria von Weber aus London nach Dresden überführen lässt und so eines seiner großen Vorbilder quasi posthum heimholt. Auch Reformschriften zur Reorganisation der Hofmusik und ein Auftrag zum Bau eines Konzertsaales für Dresden (das alte Dresdner Problem) zeugen von seinem Engagement.

Doch der Komponist ist nicht nur Erneuerer, sondern auch an der Repertoirepflege interessiert. Zeitweise übernimmt er die Leitung der Dresdner Liedertafel, die ihn auch zusammen mit der Raumwirkung der Dresdner Frauenkirche zur Komposition des halbstündigen Männerchorwerks „Liebesmahl der Apostel“ (1843) inspiriert. Weit bedeutendere Werke, die in Wagners Dresden-Zeit entstehen, sind jedoch zwei große romantische Opern: „Der Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg“ (1845 in Dresden uraufgeführt) und „Lohengrin“ (1850 in Weimar uraufgeführt).

Dass in Dresden gewisse Neuerungen Kritik und Kämpfe nach sich ziehen, ist kein alter Hut. Doch Wagner verscherzte es sich bei Hofe vor allem mit seinen politischen Ansichten. Er beteiligt sich aktiv am Dresdner Maiaufstand 1849. Der Komponist publiziert seine Meinung in verschiedenen Medien und verteilt Aufrufe an die Soldaten, sich auf Seite der Revolution zu stellen, lässt Handzettel drucken und verfolgt vom Kreuzturm aus den Zustrom Aufständischer. Nur durch einen Zufall kann er später der Verhaftung entgehen und zunächst nach Weimar flüchten. Im Juni 1849 wird Wagner dann wegen unerlaubter Abwesenheit aus seinem Amt entlassen. Insgesamt 19 Jahre seines Lebens hat er da schon in Dresden verbracht. Die nächsten großen Stationen sind Zürich und Bayreuth.

Genau 200 Jahre nach Wagners Geburt bleibt für Dresden nun die Frage: Was wäre gewesen, wenn Wagners Mutter nicht mit ihren Kindern in die Residenzstadt gezogen wäre? Wie hätte sich das Dresdner Musikleben wohl entwickelt, hätte Wagners Ehe nicht nach einem Seitensprung seiner Frau Minna im Jahr 1837 ausgerechnet im ehemaligen Blasewitzer Gasthof am Schillerplatz eine Wiederbelebung erfahren – wo Wagner sich auch erstmals mit dem Rienzi-Stoff befasst? Eine Gedenktafel der Sächsischen Staatskapelle erinnert heute noch daran. Eine weitere befindet sich am Marcolini-Palais, Wagners letzter Wohnstätte in Dresden. Erinnert wird anno 2013 natürlich aber vor allem musikalisch und – weil der Verfasser von Schriften wie „Das Judentum in der Musik“ ebenso streitbar ist – mittels wissenschaftlichem Diskurs. Wo man auch hinsieht, steht Dresdens großer Komponistensohn dieses Jahr im Fokus, obschon er ja eigentlich ein Ziehkind aus Leipzig ist.

Noch 2012 erschien das Dresdner Heft Nummer 112 unter dem Titel „Richard Wagner in Dresden“. An der Dresdner Musikhochschule Carl Maria von Weber startet im Januar eine Veranstaltungsreihe unter dem Motto Wagner und Folgen (7.1., 9.30 Uhr). Unter selbigem Titel findet zudem vom 24. bis 27. Januar ein Symposium der TU-Musikwissenschaftler in Kooperation mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden, der Sächsischen Staatsoper Dresden, der HfM und der Sächsischen Akademie der Künste im Blockhaus statt. In der Semperoper – Wagners früherer Wirkungsstätte – steht ab 13. Januar wieder der „Lohengrin“ in der Inszenierung von 1983 auf dem Spielplan. Am 23. März feiert „Parsifal“, eine Koproduktion mit den Orchesterfestspielen Salzburg, und am 15. Juni der „Fliegende Holländer“ in Dresden Premiere. Zudem ist am 18. und am 21. Mai jeweils ein Geburtstagskonzert mit Wagners „Wunderharfe“, der Sächsischen Staatskapelle Dresden, geplant. Und das ist noch längst nicht alles. – Wagner lebt. Zumindest musikalisch.

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Sieben Tage bis zum Weltuntergang

Dresdens Mayacodex als Schicksalsschrift

Dresden ist Musik-, Kunst- und Barockstadt, aber keine Literaturstadt, wird immer wieder behauptet. Doch spätestens in diesen Tagen sollte mit diesem Vorurteil Schluss sein. Ist doch ein Objekt im Buchmuseum der Sächsischen Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) seit Monaten schon im Fokus begieriger Weltuntergangspropheten: Jener gewichtige Teil des Mayakalenders nämlich, der sich, fachrichtig als „Codex Dresdensis“ bezeichnet, seit 1740 im Herzen der auf Kurfürst „Vater“ August von Sachsen (reg. 1553 bis 1586) zurückgehenden Buchsammlung in der Schatzkammer der Bibliothek befindet. Der Kurfürst konnte, als er 1556 damit begann, intensiv Bücher zu sammeln, freilich nicht ahnen, dass sein Hobby Dresden und der Welt einmal einen theoretischen Weltuntergang bescheren würde. Und tatsächlich war es ja auch August III., Sohn Augusts des Starken, der dieses „unschätzbare Mexicanische Buch mit Hieroglyphischen Figuren“ einst in Wien erwerben ließ. Eine folgenschwere Anschaffung, dank der Dresden nun zum Anlaufpunkt von Mayaforschern, deren Hobbyjüngern und Esoterikern gedeiht.

Denn wie inzwischen einhellig bekannt sein dürfte, endet mit dem „Codex Dresdensis“ am 21. Dezember 2012 für die Mayas ein ganzes Zeitalter. Noch vor sechs Jahren war der am besten erhaltene Dresdner zwar schon lange der Einzige von weltweit insgesamt drei Maya Codices, der öffentlich zugänglich ist, jedoch vom Gros der Touristen und Dresdner noch an den Rand der Vergessenheit gedrängt. Doch mit dem Herannahen des vermeintlich verhängnisvollen Datums 21.12.2012 wurde die 800 Jahre alte Handschrift mehr und mehr zum wahren Goldstück der SLUB-Schatzkammer. Weissagungen, astronomische Aufzeichnungen, Göttersagen und hieroglyphsche Kalenderziffern sind auf den 39 doppelseitig beschriebenen Blättern aus Feigenbaumrinde in bunten Farben zu sehen. Den Kalenderteil hat bereits der Dresdner Hofbibliothekar und Fürstenzugpassagier Ernst Förstemann (1822-1906) übersetzt. Doch auch nach über 200-jähriger Forschung sind noch lange nicht alle Zeichen der Mayas entschlüsselt.

Und so ist es kein Wunder, dass die Spekulationen im Vorfeld des 21. Dezember 2012 sprießen wie Unkraut und das Dresdner Buchmuseum als Heimat der prophetischen Handschrift bei Besuchern gefragt ist wie schon lange nicht mehr. Bereits im vergangenen Jahr haben nicht nur Gäste, sondern auch Medienstationen aus aller Welt die SLUB und ihren geheimnisvollen Kalender vor Ort betrachtet. Führungen gibt es seitdem jede Woche statt nur monatlich, die Öffnungszeiten des Buchmuseums mussten verlängert werden. Genaue Zahlen dazu bleibt die Bibliothek auf Anfrage am Dienstag (11.12.) bislang aber schuldig. Fakt ist jedoch, dass der globale Weltuntergangscountdown in Dresden – sozusagen in medias res – ganz und gar nicht von Panik begleitet, sondern stattdessen schon das ganze Jahr über mit einem umfassenden Veranstaltungsprogramm heruntergezählt wird (Screenshot).

So eröffnete am 23. Februar, also zehn Monate vor der angeblichen Apokalypse, die Ausstellung „Weltuntergang 2012?“ in der SLUB. Bis zum Mai dokumentierte sie anhand von Schautafeln den Weg der Maya-Handschrift von Mexiko nach Dresden und stellte die Kalenderrechnung der Maya vor, die eher den Weg in ein neues Zeitalter weist, denn einen echten Untergang heraufbeschwört. Am 21. Dezember locken dagegen gleich zwei Veranstaltungen in die Bibliothek. So organisiert die Konrad-Adenauer-Stiftung von 19 bis 21 Uhr im Lesesaal der SLUB eine Lesung zum Thema „Apokalypse“ (vorherige Anmeldung notwendig). Am Abend gibt es zudem um 21.30 Uhr im Vortragssaal ein Konzert zum Ende der Zeit, bei dem die Dresdner Sinfoniker das neue Zeitalter der Maya musikalisch begrüßen (das Konzert ist ausverkauft!). Und vielleicht beginnt dabei ja nicht nur für die Mayas eine neue Ära, nämlich der 14. Vierhundertjahreszyklus seit der Erschaffung der Welt, sondern ein bisschen auch für Dresden. Der Zyklus der Literaturstadt könnte er heißen – und er startet natürlich im Dresdner Buchmuseum.

Nicole Czerwinka

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