Starkes Stück auf kleiner Bühne

Die tu bühne spielt „Die fetten Jahre sind vorbei“

Kleine, unscheinbare Bühnen bieten einen nährreichen Boden für jene relevanten Stoffe, die an den großen Häusern viel zu selten in den Spielplänen stehen. So ist das auch im 25. Jahre nach der Wende, also genau 25 Herbste nachdem in Berlin die Mauer fiel. Es sollte den Dresdner Intendanten allerdings schon ein bisschen zu Denken geben, dass sich an der bühne der TU Dresden derzeit gerade jene mit den Protestkulturen von damals (und auch denen von heute, wenn man sie denn überhaupt so nennen kann) auseinandersetzen, die damals noch gar nicht auf der Welt waren oder erst in den Windeln strampelten.

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Von den Tücken der Revolution

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Martin Heckmanns „Occupy“ an der TU bühne

Die Vorstellungen an der bühne – das Theater der TU Dresden – sind immer irgendwie besonders. Unkonventionell, frech, jugendlich. Auch die erste Premiere des neuen künstlerischen Leiters des Studententheaters, Matthias Spaniel, bildet da keine Ausnahme. „Occupy“ oder „Wir reiten ohne Pferd“ ist ein hintersinniges, fast philosophisches Stück von Martin Heckmanns, im Programmheft beschrieben als eine Bestandsaufnahme über die verbliebenen Spielräume politischer Bewegungen unserer Gegenwart und ihr (vermeintliches) Scheitern.

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Lichtblicke in der virtuellen Welt

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Theater an der TU: die bühne spielt „Prometheus 2.0“

Virtuelle Datenmassen rasseln an einer Videowand hinauf, hymnische Musik ertönt, zwei Männer mit großen Kerzen in den Händen erscheinen im Schummerlicht und halten ihre Fackeln in einer Geste, die an die Freiheitsstatue erinnert. Doch es ist Prometheus, der den Menschen in der griechischen Mythologie das Licht zurückbrachte und von Göttervater Zeus dafür sträflich bestraft wurde. Mit der vielsagenden Produktion „Prometheus 2.0 – I’ve been looking for Edward S.“ beginnt an der bühne, dem Theater der TU Dresden, die neue Spielzeit und die beiden Regisseure Markus Arnhold und Romy Lehmann haben nicht nur im Titel zu dem Stück so einige pfiffige Anspielungen versteckt.

Da ist zunächst der antike Held Prometheus, gepeinigt von Zeus in der Einöde des Kaukasus. Er trifft in diesem Stück auf Edward Snowden – Wistleblower und Superheld (?) des Internetzeitalters (an dieser Frage scheiden sich ja irgendwie noch immer die Geister). Und da sind diverse Songs und Serien-Superhelden, zum Beispiel Kit „Night Rider“ mit David Hasselhoff und seinem Hit „I’ve been looking for freedom“. Alles in allem eine verheißungsvolle Mischung für einen Theaterstoff mit brandaktuellem Gegenwartsbezug, den man an den großen Bühnen der Stadt derzeit ja vergeblich sucht.

Mario Pannach und Robert Richter (Foto: PR/Timo Raddatz) bescheren in diesem Zweimann-Stück einen ebenso witzigen wie mutigen und intelligenten Theaterabend an der kleinen bühne der großen Universität. Zwei Tische, zwei Laptops, zwei Stühle, zwei Kaffeetassen sind schon fast das ganze Equipment, mit dem ihr Spiel auskommt. Abwechselnd sitzen die Jungs an ihren Schreibtischen, schwadronieren über typisch jugendlichen Alltagskram wie Fußballspiele und Internetvideos – und schlüpfen, immer wenn Hasselhoffs Freiheitshymne ertönt, in die Rolle diverser Superhelden mit Jackett und Sonnenbrille. Hier gehören NSA-Agenten und Präsidenten, Columbo und heroische Miniplaybackshoweinlagen ebenso zum Repertoire wie der Rückgriff auf die antike Prometheus-Sage in Form von Aischylos Theatertragödie.

Einmal erscheinen die beiden Hauptdarsteller auch in einer Videosequenz als Nachrichtensprecher, die sichtlich sprachlos von Snowdens Enthüllungen in diesem Sommer berichten. Sie lassen den NSA-Skandal so auch in Nachrichtenform noch einmal aktuell werden, um nachher wieder zu zeigen, wie hoffnungslos austauschbar die Helden der neuen und der alten, der realen und fiktiven (Fernseh-)Welt sind. Das Ganze passiert wunderbar nah am Zuschauer, steckt voller Improvisation und gerät dadurch so lebendig und vielfältig, dass keine Zeit für Längen und Langeweile bleibt.

Banale Alltagsgespräche am Rechner wechseln mit großer Weltpolitik und führen scheinbar zufällig die ganze Absurdität der virtuellen Räume vor, in der (!) heute schließlich jeder via die verschiedenste Kanäle zum Superhelden und – dank kollektiver Beobachtung – auch zum Märtyrer werden kann. So humorvoll wie unbequem zeigt dieses junge, freche und offensive Theaterstück, dass nichts neu ist, außer die Form – der Inhalt der Heldenschicksale bleibt sich gleich. Aufgeregte, witzige und nachdenkliche Momente wechseln in diesem mutigen und unbequemen Spiel, kippen schließlich ins Ernsthafte und enden doch wieder im scheinbar belanglosen Studentenalltag, der uns allen doch so nah ist …

„Prometheus 2.0 – I’ve been looking for Edward S.“ an der bühne der TU Dresden (Teplitzer Straße 26), wieder am 25., 26. und 30. Oktober sowie am 02. November, 20.15 Uhr

Linktipp: www.die-buehne.tu-dresden.de

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