Biologische Klangexperimente

Nico Steckhan aus Dresden ist Audiophil

Musik von Audiophil ist wie ein akustischer Blick ins Kaleidoskop. Bunt und immer anders. Und selbst die Wissenschaftlichkeit des Bandnamens ist hier Programm. Dahinter verbirgt sich der gebürtige Dresdner Nico Steckhan (Foto: PR). Seit seiner Kindheit beschäftigt er sich mit der Klangforschung am Laptop. Sein beruflicher Weg führte den 28-Jährigen jedoch nicht an die hiesige Musikhochschule, sondern an die Fakultät für Biologie der Technischen Universität Dresden. Inzwischen schreibt er in Berlin an seiner Doktorarbeit und hat auch musikalisch zu einer eigenen Ausdrucksweise gefunden.

Dieser vermischt zarten Gesang mit konventionellen Gitarrenakkorden und experimentellem Sounddesign – und bewegt sich dabei irgendwo zwischen Elektro, Indie und weitläufigem Jazz. „Ich versuche der populären Musik zwar treu zu bleiben, experimentiere dabei aber viel mit ungewöhnlichen Klängen“, sagt Steckhan. Genau diese vielfältigen Klangexperimente bilden das Herz seiner Musik. Die Geräusche, die er dabei am Rechner verarbeitet, verformt, moduliert und so aus ihren ursprünglichen Kontexten zieht, gehen überwiegend auf reale Instrumente sowie auf alltägliche Geräusche zurück.

Auf Klangsuche begibt er sich – wie es sich für einen Biologen gehört – am liebsten in der Natur. Steckhan bezeichnet es als eine Art „Klangüberführung“, wenn er etwa das Zerknacken eines Holzstückes am Laptop zu durchaus tanzbaren Songelementen modelliert. Nicht zuletzt hilft ihm auch der jahrelange Gitarrenunterricht, aus diesen experimentellen Sounds nachher rhythmische Songs zu komponieren. Die Texte dazu schreibt er selbst. 2011 ist daraus sein erstes Album erwachsen. Es heißt „call myself“ und ist beim Dresdner Netlabel Phonocake erschienen. Die Titel darauf spielen in erfrischender Weise mit den Erwartungen des Hörers. Sie sind mal rockig und ruhig, dann wieder experimentell entartet, bei aller Verfremdung wirken die Klangexperimente in der Kombination mit Gesang und Gitarre am Ende aber doch immer wie reale, stimmige Musik.

Als Audiophil ist Nico Steckhan inzwischen musikalisch nicht nur im Internet, sondern auch regelmäßig auf kleinen Bühnen in Dresden, Leipzig und Berlin unterwegs. Zusammen mit der Berliner Sängerin Helene Jahn will er in diesem Jahr erstmals auf Tour gehen und wird dabei natürlich zu allererst in seiner Heimatstadt haltmachen. „Eine Tour war eigentlich gar nicht geplant, aber wir haben jetzt schon so viele Termine, dass sich das einfach ergeben hat“, sagt er und scheint selbst ein wenig überrascht über die positiven Resonanzen, die er auf seine Konzertanfragen erhält. Die Dresdner können sich dabei am 17. Februar (17 Uhr) live in Nico Steckhans Klangkaleidoskop entführen lassen. Dann gibt der Biologe zur Wohnzimmersession im Neustädter „Wohnzimmer“ (Alaunstraße) das erste Konzert des Jahres in seiner Heimatstadt.

Nicole Czerwinka

Linktipp zu Audiophil: www.biotube.de

Phonocake: www.phonocake.org

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