Abel Selaocoe gibt sein Debüt bei den Musikfestspielen
Was für ein kochend heißer Abend bei den Dresdner Musikfestspielen im Kleinen Schlosshof Dresden! Die Maisonne hatte den Hof unterm Plexiglasdach am Dienstag (14.5.) gehörig aufgeheizt – für warme Klänge und eine unvergessliche Atmosphäre sorgten schließlich der südafrikanische Cellist Abel Selaocoe (Foto: Oliver Killig) und sein Bantu Ensemble.
Virtuos und packend entführten sie das Publikum in den Kosmos südafrikanischer Rhythmen, verzauberten mit exotischen wie vertrauten Klängen, von der ersten Minute an mitreißend, aber nie aufdringlich. Unentrinnbar wie ein Herzschlag pulsierte die Musik durch den Raum, wobei Abel Selaocoe das Publikum auf eine einmalige Klangreise entführte, im besten Sinne mit ihm gemeinsam ein Konzert spielte wie es so nie wieder zu erleben sein wird. Denn die Energie eines jeden Tages, einer jeden Begegnung an so einem Abend, auch die der Musiker ist immer neu, überall anders, wie er sagte.
Ganz sacht zog er die Zuhörer in seinen Bann, begann zunächst rhythmisch flüsternd, um dann quer durch verschiedene Genres und Musiktraditionen die Intensität zu steigern. Zungenschnalzen, zarter Gesang, gepaart mit der klangvollen Rhythmik der afrikanischen Perkussion (Dudù Kouate), dem Klavier (Fred Thomas), eindrücklichen E-Bass-Soli (Alan Keary) und natürlich dem Cello, mit dem Selaocoe mühelos zwischen den Klangwelten eines Johann Sebastian Bach und der seiner afrikanischen Heimat entlang segelte.
Improvisation und Komposition verschmolz so zu einem Ganzen, einer Art musikalischem Lebensgefühl, an dem jeder seinen Teil hatte und das für die Zuhörer in jeder Note spürbar wurde. Am Ende sang auch das Publikum mit, wurde der gesamte Schlosshof in der Dämmerung zum Resonanzraum für melancholische wie lebensfrohe Klänge, die ganz tief aus dem Inneren stammen und ebenso unmittelbar zu Herzen gehen.
Dresdner Musikfestspiele vom 9. Mai bis 9. Juni 2024