Animationsfilm „Sealand“ nimmt Kurs aufs Kinopublikum
Das 31. Filmfest Dresden lockt vom 9. bis 14. April mit einem satten Programm Kurzfilmmacher und Kinofreunde aus aller Welt in die Stadt. Mit „Sealand“ feiert beim Festival ein brandneuer Animationsfilm eines jungen Teams aus Dresden Weltpremiere. Regisseur Til Giermann und Produzent Ralf Daniel philosophieren vorab im elbmargarita-Interview über das Genre Kurzfilm und die Kurzfilmszene in Sachsen …
Ihr seid Filmemacher aus Dresden, deswegen gleich zum Auftakt die etwas provokante Frage: Dresden ist vor allem als Musik- und Kunststadt in der ganzen Welt bekannt. Aber Film?
Ralf: Ja, Dresden hat eine tollen Ruf als Kunst- und Kulturstadt und hier jagt ein Highlight das nächste. Aber gehört da nicht auch der Film schon ein bisschen mit dazu? Ich denke da insbesondere an das Filmfest Dresden, bei dem dieses Jahr 2.300 Spiel- und Animationsfilme aus zahlreichen Ländern eingereicht wurden. Es zählt zu den höchstdotierten Festivals Europas.
Till: Gerade im Animationsfilm hat Dresden eine lange Geschichte. Hier gab es das Trickfilmstudio der DEFA, das verschiedenen Helden unserer Kindheit Leben eingehaucht hat. Das ist doch eine tolle Basis, auf der man aufbauen kann. Zudem gibt es in der Animationsszene hier schon sehr interessante und wichtige Vertreter, Balance Film zum Beispiel. Jörg Herrmann spielt eine große Rolle als Silhouettentrickfilmer und nun hoffentlich auch unsere Firma Greenhouse Production mit unserem aktuellen Animationsfilm.
Ihr präsentiert in diesem Jahr beim Filmfest Dresden die Weltpremiere eures Films „Sealand“. Erzählt uns kurz, wie ihr dazu kamt, einen Kurzfilm zu animieren!
Till: Es ist eine Animation für Erwachsene, ein politischer Film, der sich mit unserer unmittelbaren Lebenswirklichkeit befasst und dem Zuschauer einen Spiegel vorhält. Das zentrale Ereignis, in unserem Fall der Krieg, wird aus verschiedenen Perspektiven anders wahrgenommen – von innen heraus ist er sehr grausam, aus der Distanz betrachtet wird er im Film zum Event. Ein Kurzfilm ist immer ein gutes Mittel, auch solche Themen aufzugreifen und in eine fiktive Rahmenhandlung zu integrieren, um zu erzählen, dass es bei vielen Dingen auch eine Kehrseite gibt und beide Seiten sich einander bedingen. Das Ganze ist in dem Kurzfilm natürlich übertrieben dargestellt, führt am Ende aber hoffentlich zur gewünschten Wahrnehmung.
Worin besteht für euch der besondere Reiz am Genre Kurzfilm?
Ralf: „Kurzfilm“ beschreibt es eigentlich schon ganz gut. Man hat nur wenig Zeit, seine Geschichte zu erzählen. Und ich liebe es, dass dieses Genre sich nicht nur in der Länge von einem Spielfilm unterscheidet. Bei Kurzfilmen sind die Plot-Twists immer schön, der Moment, in dem die Geschichte eine Kehrtwende macht und überrascht, einen zum Lachen oder auch zum Nachdenken bringt. Auch bei den Filmstilen wird viel mehr experimentiert als bei Langfilmen. Hier gibt es Werke, die bestehen vielleicht nur aus Bleistiftzeichnungen, andere sind vielleicht auf Kopf gedreht oder wieder andere sind mit Fingerpuppen gespielt. Beim Kurzfilmfest Dresden ist diese Aneinanderreihung von unterschiedlichsten Filmen immer das Schönste. Der erste Film bringt einen zum Weinen, während der andere wieder sehr witzig sein kann. Und genau deshalb sind Kurzfilme die buntesten Filme, die es wohl gibt.
Till: Im Kurzfilm kann man sich kreativ viel mehr austoben. Da sie nicht so eng an den wirtschaftlichen Erfolg gebunden sind, sind Kurzfilme um ein Vielfaches bunter und viel weiter weg vom Mainstream. Man ist einfach freier, was Gestaltung angeht, muss sich nicht an Erzählkonventionen halten.
Was macht für euch einen richtig guten Kurzfilm aus?
Ralf: Eine Wendung, die einen packt. Und die Optik natürlich! Eine neue Technik, die ausprobiert wird. Das Gesamtwerk muss passen, angefangen vom Filmstil, über den Charakteren, bis hin zum Thema.
Euer Filmteam stammt aus Dresden und Leipzig. Wie Schätzt ihr die Kurzfilmszene in Sachsen ein – ist sie groß, klein, kreativ oder eher träge?
Ralf: Ich schätze die Kurzfilmszene in Sachsen als klein, aber kreativ ein. Natürlich haben einige der alten Bundesländer klar die Nase vorn. Aber sehen wir es mal so, hier gibt es dafür noch sehr viel Luft nach oben und ganz viel Platz für Entwicklung. Man muss einfach beginnen, dann kann man auch irgendwann mal stolz zurückblicken. Und mit Sicherheit haben sich das die Kreativen in den heutigen Filmhochburgen auch einmal genau so ausgedacht.
„Sealand“ ist nun das erste Projekt, das ihr bei einem Filmfest zeigt. Werden weitere folgen?
Ralf: Das hoffen wir natürlich! „Sealand“ reichen wir nun weltweit bei Kurzfilmfestivals ein und genießen das sehr. Besonders gespannt sind wir natürlich darauf, wie er ankommt. Für unsere fiktiven Vorhaben gibt es schon viele Ideen – vom Animationsfilm für Kinder bis hin zu kleineren Spielfilmen. Für alle Projekte muss man natürlich auch eine große Portion Mut mitbringen.
Mal von der Premiere eures Films abgesehen, worauf freut ihr euch als Filmemacher beim Kurzfilmfestival ganz besonders?
Till: Das Dresdner Kurzfilmfestival ist jedes Jahr ein Höhepunkt. Wir freuen uns darauf, internationale, nationale und Kollegen und Freunde aus unserer Region zu treffen. Es ist jedes Jahr spannend zu sehen, wie andere Filmemacher arbeiten und wir schauen möglicherweise einen Kurzfilm nochmal aus einem ganz anderen Blickwinkel, als die Zuschauer, die nicht ganz so eng damit verknüpft sind. Na, und ganz besonders freuen wir uns darauf, die Zuschauer zu beobachten, wenn unser Film das erste Mal läuft.
Weitere Infos zum Filmfest Dresden gibt’s unter folgendem Link.