Rasant durch die Ikea-Tristesse

Die Opernklasse der Musikhochschule zeigt Kurt Weills „Street Scene“ am Kleinen Haus

Sie gehen ein, sie gehen aus. Und zwischen den Etagen eines schäbigen Mietshauses irgendwo in einer schäbigen Großstadt tanzen die Sehnsüchte und Ressentiments im Takt der Welt. Mit Kurt Weills „Street Scene“ (Fotos: Klaus Gigga) hat die Opernklasse der Musikhochschule Carl Maria von Weber Dresden (HfM) für ihre aktuelle Kooperationsarbeit mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden ein rasantes Stück über das Leben der normalen Leute auserkoren. Wobei die Bezeichnung Oper nicht ganz trifft, schwingt bei den verführerischen Melodien, in die Weill allerhand jazzigen Esprit hineinkomponierte, doch immer auch etwas Broadway-Glanz mit.

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Die sechs Wahrheiten über Gundermann und die Lausitz

Rückschau auf die Revue “Gundermann: alle oder keiner” am Staatsschauspiel Dresden

“Von jedem Tag will ich was haben, das ich nicht vergesse”, sang Gerhard Gundermann Anfang der 1990er Jahre. Doch wer war der Liedermacher aus der Lausitz, der tags im Braunkohlerevier arbeitete und nachts mit der Gitarre auf der Bühne stand? Regisseur Tom Kühnel geht dem Menschen Gundermann in seiner “Revue über Helden, Gras und Kohle” (Fotos: Sebastian Hoppe) am Staatsschauspiel Dresden auf die Spur. 

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Glitzernde Klischees vom Kreuzfahrtdampfer

Die Staatsoperette tritt mit „Blondinen bevorzugt“ in große Fußstapfen

Dieser Titel verpflichtet: Mit „Blondinen bevorzugt“ (Foto: Pawel Sosnowksi) bringt die Staatsoperette Dresden einmal mehr Broadway-Glamour ins Kraftwerk Mitte. Wobei das mit dem Broadway eben so eine Sache ist. Denn weit berühmter als das Musical ist der gleichnamige Hollywoodstreifen aus dem Jahr 1953, dessen Kernbotschaft mit Marilyn Monroes lasziv unbeschwertem „Diamonds are a girls best friend“ vielfach gecovert bis heute im Ohr blieb.

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Sehnsuchtsapparat mit Alpenillusionen

Bei Toni Burghard Friedrich wird das „Weisse Rössl“ an der Staatsoperette zur Überraschungskiste

Die Sehnsucht der Großstädter nach Alpenidyll und klaren Bergseen scheint ungebrochen. Zur Not verschafft jedoch auch schon eine schnoddrige Berliner U-Bahnkneipe mit jodelndem Putzmädchen die nötige Abwechslung vom Alltag. Ja, der Wolfgangsee ist in der Neuinszenierung von „Im Weissen Rössl“ (Fotos: Pawel Sosnowski) an der Staatsoperette Dresden allenfalls eine schmutzige Hauptstadtpfütze – und doch zeigt Regisseur Toni Burghard Friedrich bei seinem Debüt am Haus eine herzerfrischend humorvolle Lesart des populären Bühnenschlagers.

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Opernfest für alle im Zentralwerk

Die OFF-Operngruppe szene12 feiert in ihrem zehnten Jahr ein Minifestival um Dvořáks „Rusalka“

Im Zentralwerk Pieschen sind die Stuhlreihen schon aufgestellt, auf der Bühne werden die letzten Handgriffe erledigt. Gleich beginnt die erste Hauptprobe der freien Operngruppe szene12 für ihre aktuelle Produktion von Antonín Dvořáks „Rusalka“, die am 25. August Premiere feiert. Bei einem Kaffee in der Probenpause nimmt sich der Dirigent Matthew Lynch Zeit, ein bisschen Vorfreude zu wecken.

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Changieren zwischen Mensch und Tier

Dresden Frankfurt Dance Company präsentiert „Hollow Bones“ in Hellerau

Mit einem zweiteiligen Ballettabend kehrt nach langer Zeit nun auch die Dresden Frankfurt Dance Company nach Hellerau zurück. Die Premiere der Choreografie „Hollow Bones“ von Jacopo Godani (Foto: Dominik Mentzos) in Kombination mit William Forsythes Klassiker „Quintett“ sollte ursprünglich bereits im November auf die Bühne kommen – und wird nun zum tänzerischen Sommervergnügen.

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Die Sache mit der Liebe …

Neue Revue an der Staatsoperette widmet sich den Melodien von Franz Lehár und Oscar Straus

Ach, könnte das Leben doch immer so einfach sein: Der Vorhang öffnet sich und mit einem Fingerschnipp spielt das Orchester schmachtend auf, als hätte Johannes Pell, der Chefdirigent der Staatsoperette Dresden, nur auf das Zeichen gewartet. In der Revue „So verliebt in die Liebe“ (Foto: Pawel Sosnowski) fackeln er und seine Musiker nicht lange. Schwelgend erklingt zum Auftakt die Ouvertüre zu Oscar Straus‘ Operette „Rund um die Liebe“ und stimmt schwungvoll auf eine gut zweistündige Entdeckungsreise ein, die die schönste und herausforderndste Emotion der Welt ins Zentrum stellt.

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Alice im Pillenrausch

Die Comödie zeigt ein wunderliches Sommermärchen auf Schloss Übigau

Den ersten Theaterabend nach sieben Monaten Lockdown hatten wir uns anders vorgestellt. Sommerleicht sollte „Alice im Wunderland“ (Foto: Robert Jentzsch) durch Übigau tanzen, den Hasen, die Katze und allerlei andere lustige Gefährten zu einem humorvollen Trip in die Welt der Phantasie einladen. Stattdessen kredenzt Regisseurin Kerstin Polenske an der Comödie Dresden Tabletten im Irrenhaus und eine närrisch bunte Wunderwelt, die weder mit Zauberhaftem noch mit Witz aufwartet.

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Premierenfieber ohne Liveorchester

Peter Kube inszeniert Cole Porters „Kiss Me Kate“ an den Landesbühnen Sachsen

Kurz bevor sich der Vorhang für mindestens weitere vier Wochen schließt, geben die Landesbühnen Sachsen mit der Premiere von Cole Porters Musicalschlager „Kiss me Kate“ (Foto: Sylvio Dittrich) noch einmal richtig Gas. Freilich sind unter Einhaltung aller gebotenen Hygieneregeln weder leidenschaftliche Bühnenküsse noch Umarmungen erlaubt. Dafür hat sich Regisseur Peter Kube jedoch allerhand raffinierte Kniffe einfallen lassen, um das turbulente Stück nach dem Buch von Samuel und Bella Spewack dennoch auf die Bühne zu bringen. Seine Inszenierung setzt vor allem auf Humor – lachen ist bekanntlich gesund. Und so bezieht Kube jene Herausforderungen, die Corona für den Theaterbetrieb nun eben mit sich bringt, nahezu schonungslos ins Spiel im Spiel mit ein.

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Shakespeare, wo bist du?

„Searching for Macbeth“ am Staatsschauspiel Dresden – eine Sonntagskritik aus dem zweiten Rang

Was für ein Jahr! Haben wir im Januar noch sorglos über manche Inszenierung am Staatsschauspiel hingewettert, dürstet es einen nun nach jedem Theatervorhang, der sich tapfer auch vor weniger als einem halbvollen Saal hebt. War „Abgesagt!“ das Schlagwort im März, lernt das sonst rege Dresdner Kulturleben seit dem Spätsommer allmählich wieder laufen. Von der Absagewelle erfasst wurde auch die Premiere der schon als neues „Kultstück“ gehandelten „Macbeth“-Inszenierung von Christian Friedel, der hier nicht nur als Regisseur, sondern auch in der Hauptrolle und als Frontmann seiner Band „Woods of Birnam“ (Foto: Sebastian Hoppe) das Zepter führen sollte.

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