Künstlertagebücher aus dem Osten

„szene: BALTIKUM“ am Societaetstheater

Lettland, Estland und Litauen sind vom 4. bis zum 16. Mai zu Gast in Dresden. Dann lädt das Societaetstheater zum 6. Mal zum „szene“-Festival ein. Nachdem 2011 Künstler aus Schottland in Theaterstücken, Performances, Tanz und Filmen ein Stück fremdländische Kultur in die Elbmetropole brachten, soll der Fokus sich dieses Mal wieder gen Osteuropa richten, ins Baltikum. „Eigentlich wählen wir immer nur ein Land, das sich hier präsentiert“, erklärt Brit Magdon, die künstlerische Leiterin des Societaetstheaters. „Aber bei einem Theaterfestival in Riga vergangenen Herbst habe ich gemerkt, dass die drei baltischen Länder sehr stark miteinander verbunden sind“, sagt sie. Obwohl jedes Land für sich genug Potenzial für ein eigenes Festival böte, wird die diesjährige Veranstaltung daher unter dem Motto „szene: BALTIKUM“ stehen.

In den insgesamt 13 Aufführungen werden zwei Produktionen aus Litauen, vier aus Lettland und drei aus Estland gezeigt. „Die Theaterproduktionen werden in englischer Sprache mit Übersetzung gespielt“, sagt Magdon. Die künstlerische Leiterin hat sich im Vorfeld schon intensiv mit der Kunst im Baltikum auseinandergesetzt und dabei auch deutliche Unterschiede etwa zu deutschem Theater entdeckt. „In den Theaterstücken wird sehr oft die Frage nach der Rolle der Kunst und des Künstlers auf der Bühne gestellt“, sagt sie. „Die Künstler nehmen ihre eigene Person dabei nicht raus. Oft ist es sogar so, dass wir tagebuchartige Dinge erfahren, die dann künstlerisch überhöht werden. Das wirkt sehr warmherzig und ehrlich.“

So handelt das Stück „Show your face“ (13.5., 20 Uhr) beispielsweise von der Reise eines kleinen „Jedermanns“ durch das 20. Jahrhundert – und erzählt die Geschichte des Menschen zwischen Individualität und Gesellschaft. Ungewöhnliche Sehgewohnheiten beschert auch das lettische Stück „Mitjas Liebe“ nach einer Novelle des ersten russischen Literatur-Nobelpreisträgers Iwan Bunin im Societaetstheater (4.5., 20 Uhr). Der kleine Saal ist für diese Inszenierung extra umgebaut worden, damit der Eindruck eines lebendigen Gemäldes entsteht. Zur Festivaleröffnung im Festspielhaus Hellerau wird am 5. Mai Maxim Gorkis „Nachtasyl“ (Foto: PR/D. Matvetjev) in einer Litauischen Produktion gezeigt. Ab 21.30 sind zudem alle zur Festivalparty mit Musik aus dem Baltikum eingeladen.

Nicole Czerwinka

Societaetstheater: „szene: BALTIKUM“ 4. bis 16. Mai 2012

Linktipp: www.societaetstheater.de

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