Zauberhaftes Märchenmusical

„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ in Rathen

Als Wintermärchen begeisterte „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ gleich mehrere Generationen. Die Landesbühnen Sachsen holen den Kultfilm von Vaclav Vorlicek und Frantisek Pavlicek aus dem Jahr 1974 nun als Musical auf die Felsenbühne in Rathen. Der ganze Ort ist aus diesem Anlass mit goldenen Schuhen geschmückt –, wenn Aschenbrödel tanzt, sind sie an Laternen, Gastwirtschaften, ja sogar auf der Elb-Fähre zu entdecken.

Den ganzen Sommer stehen Schauspiel- und Musiktheaterensemble der Landesbühnen Sachsen im Wechsel für die Inszenierung des Intendanten Manuel Schöbel auf der Freilichtbühne. Die Textfassung des Musicals stammt von Katrin Lange. Thomas Zaufke hat die Musik von Karel Svoboda dafür extra neu arrangiert, einige pfiffige Songs hinzugefügt, lässt die berühmtesten Motive der Filmmusik jedoch immer wieder gezielt anklingen. Die romantische Wintergeschichte funktioniert so auch im sommerlichen Rathen, ohne dass die Filmvorlage dabei Schaden nimmt.

Glücklicherweise servieren die Landesbühnen aber keinen lauen Abklatsch des Erfolgsfilms, sondern transportieren das Märchen ein Stück weit ins Heute. Hier dürfen die Diener des Königs auch mal mit dem Handy telefonieren, der Prinz redet eindeutig im Jugendjargon des 21. Jahrhunderts mit seinem Vater und bei der Jagd wird längst nicht mehr auf lebende Tiere, sondern auf Federn, Taschentücher und Gürtelschnallen geschossen. Was bleibt, sind drei magische Zauber-Haselnüsse, ein glucksend gurrendes Käuzchen, viele hilfsbereite Täubchen, riesig rosige Ballkleider, mehrere orangefarbene Jagdschlosstürme (Ausstattung: Klaus Noack, Barbara Noack) und genau jene Portion Romantik, die ein Märchen eben braucht, um die Herzen der großen und kleinen Zuschauer zu erwärmen.

Und das glückt: Wenn Sandra Maria Huimann als Aschenbrödel (Foto: PR/Marco Foerster) auf ihrem Pferd Nikolaus über die Bühne zum Hofball reitet, raunen verzückte „Ahs“ und „Ohs“ durch die Zuschauerreihen. Ihr Aschenbrödel ist ein wildromantisches Mädchen, das genau weiß, was es will und seiner bösen Stiefmutter mutig die Stirn bietet. Andreas Petzoldt erscheint dagegen als jungenhafter Prinz im Glitzergewand, der den Pflichten des Königreiches am liebsten entfliehen würde und ungestüm um Aschenbrödels Hand anhält. Silke Richter und Nina Mercedes Rühl setzen als freche Stiefmutter und Tochter Dorchen mit langen Lügennasen gelungen komische Kontrapunkte. Und auch sonst ist allerlei Witz in das Märchen verwoben, was durchaus nicht nur die kleinen Zuschauer zum Lachen bringt.

So vergehen die knapp zweieinhalb Musical-Stunden auf der Naturbühne nahezu wie im Märchen. Auch wer schon lange nicht mehr an Märchenwälder und magische Zaubernüsse glaubt, wird sich dieser magischen Welt im Wehlgrund kaum entziehen können, wenn „Aschenbrödel“ wieder ihre fleißigen Täubchen ruft und schwungvoll mit Nikolaus zum Hofball des Königs reitet.

Nicole Czerwinka

„Der Haselnüsse für Aschenbrödel“ auf der Felsenbühne Rathen, wieder am  26.-28.7., 30.7.-4.8., 7.8., 8.8., 11.8., 14.-16.8., 20.8., 25.8., 7.9. und 8.9.

Linktipp: www.felsenbuehne-rathen.de

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Noch vier Wochen für „drei Haselnüsse …“

Endspurt für Moritzburger Märchenträume

Immer, wenn der Schnee rieselt und puderzuckrig die Landschaft dekoriert, wird Moritzburg zum Märchenland. Und das nicht nur, weil es so schön aussieht, sondern auch weil das Moritzburger Schloss einst zur romantischen Filmkulisse wurde. Im Jahr 1973 war das und noch heute strömen junge und alte Märchenfans alljährlich – am liebsten um die Weihnachtstage – an diesen Ort, wo damals Václav Vorlí?eks Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ entstand.

Dem tschechischen Märchen und seinen Machern huldigt an diesem markanten Drehort seit 2009 regelmäßig auch die „Winterausstellung zum Kultfilm“. Deren dritte Auflage lockte seit der Eröfnung am 10. November vergangenen Jahres schon sage und schreibe über 80.000 Besucher ins Jagdschloss. Neben den Originalkostümen, Requisiten, Kulissen sowie der Entstehungsgeschichte des Märchenfilms stehen hierbei dieses Mal der tschechische Regisseur und die Filmmusik im Fokus. Karel Svoboda, der die wahrhaft märchenhafte Musik zu dem Film schuf, war auch über die Grenzen Tschechiens hinaus ein renommierter Komponist und dürfte einigen zudem als Vater des „Biene Maja“-Liedes (interpretiert von Karel Gott) bekannt sein. Seine großen Erfolge als Komponist sowie sein tragisches Schicksal auf privater Seite gehen inmitten der überwiegend romantischen Filmerinnerungen wahrlich zu Herzen. Die älteren Besucher dagegen werden sich auch noch an den einen oder anderen Märchenfilm des tschechischen Regisseurs Vorlí?ek erinnern. Da gab es zum Beispiel noch „Das Mädchen auf dem Besenstiel“ (1972) oder „Wie man Dornröschen wachküsst“ (1977).

Gelegenheit zur Rückschau gibt es von heute (3.2.) an noch genau vier Wochen lang. In dieser Zeit können sich die Besucher noch – oder auch erstmals – in den Zauber der Moritzburger Märchenwelt begeben und auf den rund 2000 Quadratmetern Ausstellungsfläche auf Aschenbrödels Spuren wandern. Schnee freilich braucht es für das optimale Märchenfeeling in Moritzburg nicht unbedingt. Schließlich war auch der Winter zur Entstehungszeit des Films 1973 so mies, dass das Filmteam damals notgedrungen mehrere Säcke Kunstschnee verstreuseln musste. Nach dem 3. März wird die Wartezeit, bis Aschenbrödel wieder das Schloss erobert, allerdings lang. So wird die wohl schönste Märchenstory der DDR-?SSR-Filmgeschichte im Jagdschloss erst ab 16. November 2013 (dann bis zum 2. März 2014) erneut wachgeküsst.

Nicole Czerwinka

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