Changieren zwischen Mensch und Tier

Dresden Frankfurt Dance Company präsentiert „Hollow Bones“ in Hellerau

Mit einem zweiteiligen Ballettabend kehrt nach langer Zeit nun auch die Dresden Frankfurt Dance Company nach Hellerau zurück. Die Premiere der Choreografie „Hollow Bones“ von Jacopo Godani (Foto: Dominik Mentzos) in Kombination mit William Forsythes Klassiker „Quintett“ sollte ursprünglich bereits im November auf die Bühne kommen – und wird nun zum tänzerischen Sommervergnügen.

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Dreiklang, die Ausgehrubrik

DREI WEGGEHTIPPS FÜR KULTUR AM WOCHENENDE

Volle Pulle Kultur in Dresden – und wer die Wahl hat, hat bekanntlich auch die Qual. Wir picken in unserer Rubrik „KaW“ (Kultur am Wochenende) jede Woche drei einmalige Veranstaltungen am Freitag, Sonnabend und Sonntag für Dresden in Vorschau heraus.

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KaW: Freitag, Sonnabend, Sonntag

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KaW ist Kultur am Wochenende – drei Weggehtipps

Volle Pulle Kultur in Dresden – und wer die Wahl hat, hat bekanntlich auch die Qual. Wir picken in unserer Rubrik „KaW“ (Kultur am Wochenende) daher ab sofort jede Woche jeweils drei einmalige Veranstaltungen am Freitag, Sonnabend und Sonntag für Dresden in Vorschau heraus.

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Zurücklehnen ist nicht

„szene: ENGLAND“ am Societaetstheater

Das Societaetstheater Dresden verspricht mit seinem „szene: EUROPA“ Festival vom 11. bis 21. April 2013 zum siebten Mal einen theatralischen Tapetenwechsel mitten in der eigenen Stadt. Nach Frankreich (2007), Moldau (2008), der Schweiz (2009), Polen (2010), Schottland (2011) und dem Baltikum (2013) steht dabei dieses Mal – zum Zweiten in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Zentrum der Künste in Hellerau – die Theater- und Performancekunst Englands im Fokus.

„Wir haben beim Festival ‚szene: SCHOTTLAND‘ vor zwei Jahren gesehen, wie unheimlich breit gefächert die Theaterszene in England ist“, sagt Andreas Nattermann, der Geschäftsführer des Societaetstheaters. Schon vor zwei Jahren stand für die Organisatoren daher fest, dass sie anno 2013 englische Theatergruppen nach Dresden einladen. Neun sind es nun an der Zahl, die hier elf Tage lang Theater-, Performance-, Live-Art- und Gaming-Aufführungen aus ihrem Land präsentieren werden. Ähnlich wie die Schotten lassen auch die Engländer dabei auf humorvolle, freche und vor allem unkonventionelle Art die Grenzen zwischen Performance, Kunst, Tanz und klassischem Theater oft dahinschmelzen.

Wer hier jedoch auf eine stille Berieselung im Zuschauerraum hofft, der sollte lieber gleich zu Hause bleiben. Denn viele der Companies beziehen ihr Publikum zu gern in ihre Kunst mit ein. So kann es durchaus vorkommen, dass sich die Gäste später mit einem Radiogerät auf Dresdens Straßen wiederfinden oder selbst ein Manuskript lesen müssen. Schauspielerische Kenntnisse seien dabei nicht gefragt, wohl aber die Lust am Experiment, bestätigt Brit Magdon, die Künstlerische Leiterin des Societaetstheaters. Sie hat das vielfältige Programm, das „szene: ENGLAND“ Mitte April nach Dresden holt, selbstverständlich vorab am eigenen Leib getestet – und für gut befunden.

Die Engländer verstehen es, aus scheinbar unscheinbaren Situationen große Kunst entstehen zu lassen, wie beispielsweise die sechsstündige Theater-Performance „Quizoola“ der Forced Entertainment Companie beweist. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als ein Frage-Antwort-Spiel wie wir es von TV-Quizshows kennen. Dieses jedoch geht mit der Zeit so weit in die Tiefen der Privatsphäre, dass die Grenze zwischen Schauspiel und Realität immer diffuser wird. „Ich habe das Stück schon zweimal gesehen und fand es sehr interessant, welche Entwicklung sich da abzeichnet“; sagt Brit Magdon und stellt gleich klar: „Die Zuschauer können zwischendurch auch einen Kaffee trinken gehen und später wiederkommen, sie müssen nicht sechs Stunden am Stück zusehen.“

Englisch allerdings müssen sie für diese Performance wenigstens ein bisschen beherrschen. Ansonsten sind jedoch die meisten der 30 Aufführungen ins Deutsche übersetzt oder zumindest in einer deutschen Synopsis zusammengefasst worden, sodass niemand vor Sprachbarrieren zu bangen braucht. Und wer sich dennoch etwas vor Mitmachtheater und fremden Sprachen fürchtet, dem sei an dieser Stelle schon mal die Eröffnungsveranstaltung empfohlen. In dieser wird nämlich vor allem getanzt. Die Michael Clark Company wird ihr Stück „COME, BEEN AND GONE“ am 11. und 12. April (jeweils um 20 Uhr) im Europäischen Zentrum der Künste Hellerau aufführen und das Festival damit einleiten. Wer dann noch kein Blut geleckt hat, der ist wirklich selber schuld …

Nicole Czerwinka

Linktipp: www.societaetstheater.de/szeneENGLAND.html

„szene: ENGLAND“ am Societaetstehater sowie im HELLERAU Europäisches Zentrum der Künste, 11. bis 21.4.2013, Karten gibt es jeweils für 15 (ermäßigt 7) Euro, zudem gilt das Angebot: fünf für vier, bei der es für vier gekaufte Tickets ein Fünftes gratis dazu gibt.

Fotos: Michael Clark Company (Jake Walters, li.) und Ant Hampton „Ok Ok“ (Richard Lahuis, re.)

 

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In der Harmonie der Bewegung

Resümé der ersten Langen Nacht der Theater

Die erste „Lange Nacht der Dresdner Theater“ ist laut Informationen der Veranstalter ein voller Erfolg gewesen. Über 6500 Theaterenthusiasten haben am vergangenen Samstag (12.5.) die Stadt bevölkert und insgesamt 20 000 Eintrittskarten sind an den einzelnen Spielstätten über die Schalter gewandert.

Viel gäbe es von dieser wunderbaren Theaternacht (Fotos: A. Baumgarten) zu beschreiben, so loben und zu erwähnen, doch von allen Veranstaltungen war eine besonders faszinierend und anregend. „Die Unterbrechung. Ein Radioballet“ stand in Hellerau auf dem Plan und gerade die einigermaßen nebulöse Ankündigung im Programmheft trug dazu bei, ausgerechnet diese Veranstaltung auszusuchen.

Am Einlass bekamen die Gäste einen Radioempfänger mit Kopfhörern ausgehändigt und schon dieser Umstand hätte als Hinweis dienen können, dass diese Veranstaltung wohl nicht der allgemein üblichen Vorstellung von Ballet entsprechen sollte. Tatsächlich hat die Gruppe „Ligna“, die die Veranstaltung konzipiert hat, ein besonderes Experiment im Sinn gehabt: Ausgehend von den Choreographien des ungarischen Tanzlehrers Rudolf von Laban sah das Konzept vor, dass die Besucher selbst ein Teil eines so genannten Bewegungschores werden sollten.

Als Phänomen ihrer Zeit wurde diese Form der gemeinschaftlichen Bewegung schnell von den Nationalsozialisten vereinnahmt und geriet nach dem Ende des Dritten Reiches so schnell in Vergessenheit, wie sie aufgekommen war. Im kulturellen Gedächtnis geblieben sind vor allem die monumentalen Choreographien der Olympischen Spiele des Jahres 1936, die Laban vorbereitet hatte und die seither zu einem Sinnbild für den Wahn vom Herrenmenschen geworden sind.

Über Radiompfänger bekamen die in drei Gruppen eingeteilten Gäste synchronisierte Anweisungen, aber auch die Hintergrundinformationen zu Laban und seinem Wirken: „Bewegen Sie sich frei im Gelände. Machen Sie dabei jeweils drei kurze und dann einen langen Schritt. Bilden Sie einen großen Kreis; achten Sie darauf, dass Sie nicht mehr als eine Armläge von den Personen links rechts von Ihnen entfernt zu stehen. Machen Sie einen Schritt nach links, noch einen, noch einen. Schwingen Sie ihre Arme nach jedem dritten Schritt nach links, nach wieder drei Schritten nach rechts.“

Wer das liest, kann sich vorstellen, wie sich die Gesichtsausdrücke der Menschen von Staunen, über Unglauben hin zu beschämtem Lachen veränderten. Einige gingen sofort, doch die meisten blieben. Auch die älteren Damen im Ausgehkostüm, die hippen Jugendlichen, die Kinder und Päärchen. Auf der Wiese hinter dem Festspielhaus tanzten dann also etwa 100 Menschen Ringelreihen, legten sich ganz nach Anweisung auf den Rasen und lachten oder bildeten große, sich bewegende Figuren. Und es war schön; ein faszinierendes und berührendes Erlebnis.

Denn wider alle Erwartungen bildete sich eine Art Gemeinschaftsgefühl, man lachte zusammen und die Gesichter um einen her wurden offener, freundlicher. Am Ende blieb man nicht nur belustigt und beschwingt sondern auch sehr nachdenklich zurück. Zu einer Gruppe zu gehören, sich mitreißen zu lassen, an der Gemeinschaft teilzuhaben ist eben doch ein menschliches Grundbedürfnis. Wie schnell das Gefühl von Gemeinschaft entsteht und wie einfach es ist, Menschen über dieses Gefühl zu den ungewöhnlichsten Handlungen zu verleiten macht nachdenklich und betroffen.

Warum sind nicht mehr Leute gegangen? Warum bin ich nicht gegangen? Warum habe ich mitgemacht? Warum hat es mir gefallen? Das sind Fragen, die sich der ans oftmalige bloße Konsumieren gewöhnte Theaterbesucher wohl stellen mochte. „Die Unterbrechung“ zeigt einmal mehr, was moderne Theaterkunst leisten kann. Sie weist über sich hinaus, lässt den Besucher allein mit seinen Fragen zurück und bewirkt damit, dass er auch nach dem Theaterbesuch weiter reflektiert, nachdenkt und nachfragt. Die Antworten muss er dann selbst finden.

Annett Baumgarten

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Wird Dresden doch noch Weltkulturerbe?

Gartenstadt spekuliert auf Titel

Zwei Jahre ist es nun her, dass dem Dresdner Elbtal – dank Brückenbau – der Titel UNESCO-Welterbe aberkannt wurde. Doch die Dresdner lassen sich davon nicht unterkriegen. Jetzt startet der Stadtteil Hellerau einen neuen Versuch. Wie der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) meldet, habe eine Initiativgruppe, der Unternehmer und Bürger angehören, die Bewerbung um den UNESCO-Welterbetitel bereits im Sächsischen Innenministerium abgegeben.

Hellerau sei ein“Laboratorium einer neuen Menschheit“ und damit wohl auch weltkulturerbeverdächtig. Immerhin habe das schon 1912 der französische Schriftsteller Paul Claudel gewusst. Die Landesregierung wird jedoch erst im Juni 2012 entscheiden, welche sächsischen Weltkulturerbe-Berwerber auf die nationale Vorschlagsliste wandern. Es bleibt also trotz oder wegen der Brücke am Waldschlösschen spannend! (NL)

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