Ein Dieb in der Weißen Gasse

Vergessene Orte: Der Gänsediebbrunnen

Er ist einer der schönsten Brunnen der Stadt. Im Sommer bietet er für Dresdner und Touristen eine kleine Oase zum Entspannen. Und auch sonst fügt er sich harmonisch in das Bild. Der Gänsediebbrunnen in der Weißen Gasse.

Die Bronzefigur mit einem jungen Burschen, der zwei Gänse am Schopfe packt, wurde 1878 von Robert Diez als Standbild geschaffen. Die Figur wurde 1878 mit der „Großen goldenen Medaille“ auf der internationalen Kunstausstellung in München ausgezeichnet. Der Brunnenunterbau ist vom Architekten Bernhard Paul Weidner. 1880 wurde der Brunnen dann auf dem Ferdinandplatz eingeweiht. Dort überstand die Figur auch den Zweiten Weltkrieg. 1961 zog der Brunnen in die Weiße Gasse um, wo er seitdem zu finden ist. In den Jahren 1991/92 wurde er außerdem rekonstruiert.

Robert Diez wurde am 20. April 1844 in Pößneck (Thüringen) als Sohn des hiesigen Bürgermeisters Emil Diez geboren. 1863 begann er an Dresdner Akademie der Künste zu studieren und war ab 1867 ein Schüler von Johannes Schilling, der unter anderem die Brühl’sche Terrasse gestaltete.

Seit 1873 begann Diez selbstständig zu arbeiten und wurde Ehrenmitglied der Dresdner Akademie (1881). Später war er Professor der Kunstakademie und Geheim-Rat der Stadt Dresden. Neben der Figur des Gänsediebes hat er auch das Bismarck-Standbild in der Seestraße und die Zwillingsbrunnenanlage „Stille Wasser und Stürmische Wogen“ am Albertplatz konzipiert.  Eine Kopie seiner Standfigur hat er auch seiner Heimatstadt Pößneck geschenkt. Der dazugehörige Brunnen wurde 1936 gestiftet.

Zu guter Letzt noch eine kleine Anmerkung zum Gänsedieb selbst: Angeblich soll das der junge Thomas Plattern (1499-1582) sein, der spätere Rektor der Lateinschule in Basel, der sowohl Hebräisch an der Universität in Basel lehrte als auch Griechisch. 1512 besuchte er kurzzeitig die Dresdner Kreuzschule als fahrender Schüler. Für das Abschlussessen mit seinem Schulleiter soll er zwei Gänse gestohlen haben.

Foto & Text: Janine Kallenbach

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