Die Kunst, aus Krempel Kunst zu machen

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Jane Pabst bloggt nachhaltig über upcycling

Alte Gegenstände haben es Jane Pabst (Foto: privat) angetan. Schon als Kind stöberte die 31-jährige Journalistin gern auf dem Dachboden ihrer Großeltern nach Schätzen aus der Vergangenheit. „Mich fasziniert es, den Duft dieser alten Sachen einzuatmen, die Seele zu spüren, die diesen Gegenständen innewohnt“, sagt sie. Solche Fundstücke einfach wegzuwerfen, das kommt für Jane Pabst nicht infrage. Ihr macht es viel mehr Spaß, Gebrauchtes einem neuen Zweck zuzuführen. So hat sie etwa einer Hutschachtel ihrer Großmutter drei Holzfüße verpasst und daraus ein originelles Behältnis für ihre Bastelsachen gezaubert.

Was die Großenhainerin schon seit Kindertagen praktiziert, ist heute unter dem Namen „upcycling“ bekannt und international geradezu ein Trend geworden. „Es geht dabei ja auch um Umweltschutz, ich werfe Dinge eben nicht einfach weg, sondern mache etwas Neues draus“, erklärt Jane Pabst. Und weil dieses Thema sie nicht mehr loslässt, hat sie im Juni dieses Jahres ihren eigenen Upcycling-Blog gegründet. Mit journalistischem Handwerkszeug und großem Herz für die Nachhaltigkeit stellt sie auf www.zweitleben.de jede Woche mindestens zwei Upcycling-Themen vor. Von Menschen, die in ihrer Freizeit selbst upcyclen, über Künstler, die aus Alt Neu machen, bis hin zu Tests und Tipps für alle, die es selbst einmal mit einfachen Sachen ausprobieren wollen, reicht das Spektrum.

„Ich will mit dem Blog breitenwirksam auf das Thema aufmerksam machen und meinen kleinen Beitrag dafür leisten, das Bewusstsein der Menschen für den Umweltschutz zu schärfen“, meint sie. Die bunte Mischung aus Portraits, Tests und Bastelanleitungen auf ihrem Blog möchte Jane Pabst daher künftig mit Aktionen für die Umwelt ergänzen. „Ich könnte mir vorstellen, den Blog auch als Versteigerungsportal weiterzuentwickeln, bei dem man upcycling-Produkte versteigert und den Erlös einem Umweltprojekt zugute kommen lässt“, sagt sie. Ideen gibt es genug, ebenso wie passende Themen für den Blog, für den die Journalistin zunächst die sächsische Upcycling-Landschaft abgrast, aber auch schon Geschichten aus der Schweiz und Frankreich gesammelt hat.

„Das Thema erscheint mir gerade unerschöpflich, immer wieder tun sich neue Dinge auf, die ich auf zweitleben.de vorstellen könnte“, sagt sie. Vor allem die Dresdner Neustadt sei voller upcycling-Ideen, während der Trend europaweit betrachtet vor allem in London sehr verbreitet sei. „Dort gibt es sogar eine Messe. Da hinzufahren, wäre ein Traum!“, findet Jane Pabst und wenn sie von den verschiedenen Projekten erzählt, die sie bereits recherchiert hat, leuchten ihre Augen vor Begeisterung. „Ich sehe auf jeden Fall meine Berufung darin, das Blogprojekt weiter auszubauen“, sagt sie. Über die einzelnen Initiativen, Menschen und Ideen zu berichten, sei nur der erste Schritt.

So wird ihr Onlinemagazin ab Oktober auch auf Englisch erscheinen, damit es international gelesen werden kann. Außerdem habe sie schon einen Projekttag in einer Kindertagesstätte ins Auge gefasst, um auch die Kinder für Nachhaltigkeit zu begeistern. „Alte Dinge sind nicht nutzlos, das muss man erkennen und das will ich zeigen“, sagt sie. Nicht selten passiere es, dass aus vermeintlichem Müll noch wahre Kunstwerke entstehen. Bei Jane Pabsts Visitenkarten ist es allerdings genau umgekehrt. Sie sind aus alten Tusche-Skizzen der Radebeuler Künstlerin Doro Kuhbandner geschnitten, die Kontaktdaten wurden einfach auf die Rückseite gestempelt. Nix für den Müll also, sondern echt upcycling!

Nicole Czerwinka

Linktipp: www.zweitleben.de

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„Femme fatal“ in weinseliger Umgebung

Martin Walker liest bei den Musikfestspielen

Schummeratmosphäre herrscht in der Sektfabrik auf Schloss Wackerbarth, als dort am Donnerstag (23.5.) ausnahmsweise nicht edel perlende Sachsentropfen, sondern wohlgewählte Worte im Rampenlicht stehen. Im Rahmen der Musikfestspiele Dresden las der schottische Schriftsteller und Journalist Martin Walker (Foto: PR/Bastian Schweitzer) zusammen mit seiner deutschen Hörbuchstimme Johannes Steck fünf Ausschnitte aus seinem Kriminalroman „Femme fatale. Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police“ (die deutsche Version erschien just im Diogenes Verlag). Dieser spielt, wie schon die vorherigen Teile der Reihe, in einer ländlichen Gegend Frankreichs, welche die idyllische Radebeuler Weinbergumgebung auf dem edlen Schloss passgenau widerzuspiegeln scheint.

Walkers Lesetour führt ihn – so erzählt er mit rollendem schottischen Akzent in verblüffend gutem Deutsch – jedes Jahr im Mai nach Deutschland und startet 2013 nun im weinseligen Ambiente. Der Saal, in dem sonst Wackerbarths Sektflaschen abgefüllt werden, ist dabei erstaunlich gut besucht – obwohl bei dieser Musikfest-Lesung tatsächlich keine Instrumente aufspielen. Wie sich in der gut einstündigen Veranstaltung jedoch zeigt, schwingen Walkers wohlgewählte Worte im englischen Original ebenso wie in der deutschen Übersetzung mit eigener Musikalität. Das knisternde Vokabular des Schotten offenbart sich auch in den von ihm groß gestikulierend vorgetragenen Textstellen, erschwert allerdings deren Verständlichkeit, denn die englischen Ausschnitte werden nicht noch einmal übersetzt. Nahtlos schließt sich daran Johannes Steck – mehrfach preisgekrönt für seine Hörbuch-Interpretationen von Ken Follett und Simon Beckett –, welcher der deutschen Version der Erzählung raustimmig und mit unaufgeregt präziser Betonung Leben einhaucht.

Angeregt durch Walkers langjährige Arbeit als politischer Journalist handeln seine Romane um Polizeichef Bruno von beschaulichen französischen Landschaften, humorvollen Liebesgeschichten und knallharten Kriminalfällen. Ähnlich, wie man es von den Skandinaviern kennt. So geht es in „Femme fatal“ um den Fall einer schönen Frau, die nackt, aber tot in einem Kanu auf einem der glasklaren Flüsse rund um das verschlafende Dörfchen Périgord herumtreibt. Ein wohl satanisches Tattoo auf ihrem Körper stellt den Polizisten ebenso vor ein Rätsel, wie die undurchsichtigen Finanzflüsse am Rand dieser lauschigen französischen Ufer und das Verhalten seiner Geliebten Isabelle. Das alles verpackt Walker in farbige Beschreibungen, die in der deutschen Version ebenso treffsicher schillern wie im Original, und wohl den eigentlichen Reiz seines Werkes ausmachen. Gewürzt mit vielen Anekdoten und Hintergründen aus vorherigen Teilen der Romanreihe gedeiht dieser Abend schließlich zu einer gelungenen Melange aus englisch-deutschem Lesungsdialog mit französischem Schauplatz inmitten der Radebeuler Weinlandschaft. Nicht mehr und nicht weniger.

Nicole Czerwinka

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Einmal Mount Everest und zurück

Dresdner gewinnt beim Treppen-Marathon

Die Radebeuler Spitzhaustreppe hat sich an diesem Wochenende (20./21.4.) in ein steiniges Sportgerät verwandelt. Der 9. Mount Everest Treppen-Marathon inmitten idyllischer Weinberge zählte anno 2013 rund 400 Teilnehmer. Knapp 70 davon nahmen in der Kategorie „Alleingänger“ teil, in der es darum geht, die 397 Stufen der Spitzhaustreppe binnen 24 Stunden ganze 100 Mal auf- und abzulaufen. Sieger war Heiko Lätsch aus Dresden, der mit einer Bestzeit von 14:46:09 Stunden ins Ziel lief. Dicht gefolgt von Frank Wittwer, ebenfalls aus Dresden, der in 14:48:35 Stunden 100 Mal die Treppe auf- und abging.

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Christusköpfe, Wiesenblumen und Perlhühner

Werner Zawischa stellt in Riesa aus

So farbenfroh wie jede einzelne Pflanze in den erblühten Blumenrabatten, so facettenreich präsentiert sich die seit Freitag (18.4.) eröffnete Kunstausstellung „Im Laufe der Jahre“ (bis 8. Juni, Eintritt frei) in der Städtischen Galerie in Riesa. Über 70 Werke in zehn verschiedenen Techniken umspannen ein mehr als 50-jähriges Schaffen des Riesaer Künstlers Werner Zawischa. Es ist die erste Einzelausstellung im Leben des heute 73-Jährigen.

Dicht an dicht hängen Porträts in Öl neben Landschaftsbildern in Pastell, Kirchenansichten mit Feder, ungewöhnliche Collagen, bunte Stillleben oder  schwarz-weiße Skizzen. „Man muß mit wachen Augen durch die Natur und überhaupt durchs Leben gehen“, sagt der sympathische kleine Mann. Wer diesen Rat befolgt und sich so der Ausstellung nähert, vor dem erblüht ein jedes Bild auf seine besondere Art und Weise. Eines seiner ersten Werke ist die Pastellzeichnung „Migranten“. Gemalt mit 22 Jahren ist es eine Reflexion seiner eigenen Erfahrungen. „Mit fünf Jahren bin ich mit meiner Mutter und meinen beiden älteren Schwestern in Riesa angekommen. Wir sind aus Oberschlesien geflüchtet“, schildert Zawischa. Ein Schatten huscht über sein sonst so strahlendes Gesicht. Er spricht leise weiter: „Ich hab all die Erniedrigungen erlebt, die Flüchtlingskinder widerfahren sind. Ich kenn betteln und vieles andere auch. Das prägt.“

Indem Werner Zawischa Bilder malt, kann er sein Innerstes zum Ausdruck bringen. Früh begann er damit. „Ich habe mit Kohlezeichnungen auf Zeitungsrändern gekritzelt“, erinnert er sich. Zawischa tritt in den Zeichenzirkel, spielt Kabarett und Pantomine, lernt Dekorationsmaler, studiert Kulturwissenschaften. Von 1971 bis 1991 ist er Leiter der Volkskunst Riesa, danach bis heute Vereinsvorsitzender des Kreativen Zentrums. „Er gehört quasi zum Inventar der Stadt“, bringt die Journalistin Ines Witt-Klotz in ihrer Laudatio vergangenen Freitag seine Bedeutung für die Elbstadt auf den Punkt. Erst im März ehrte die Stadt ihn mit dem Riesaer Riesen für sein Lebenswerk. „Diese Ausstellung ist eine Würdigung seines Schaffens“, sagt Organisatorin Birgit Herold. Ein Schaffen, so bunt und vielfältig wie jede einzelne Blüte im Blumenmeer des Frühlings.

Jane Pabst

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Ausreise ohne Rückfahrtticket

Sonderschau im DDR-Museum

Ein Kinderbild, gemalt mit schwarzer Wasserfarbe, zeigt Strichmännchen mit Schlagstöcken und einen Wasserwerfer. Dieses Bild ist 1989 entstanden und sein damals zehnjähriger Maler hält hier ganz ernsthaft die Situation am Dresdner Hauptbahnhof fest. Am 3. Oktober 1989 war es, als ein Zug mit Flüchtlingen aus der DDR von Prag nach Hof fuhr und auch durch Dresden rollte. Diese Zeichnung ist wohl eines der aussagekräftigsten Dokumente, die derzeit in einer Sonderschau im Radebeuler DDR Museum „Zeitreise“ zu sehen sind.

Auf insgesamt 20 Schautafeln zeichnet die Ausstellung den Weg jener Züge historisch nach, in denen die Botschaftsflüchtlinge aus der DDR Anfang Oktober 1989 von Prag über Bad Schandau, Dresden, Karl-Marx-Stadt, Reichenbach und Plauen nach Hof gebracht wurden. Neben Originaldokumenten der Staatssicherheit zeigen die Tafeln Zeitungsausschnitte aus beiden Teilen Deutschlands sowie Briefe der Geflüchteten an ihre Familien. Von der Besetzung der Prager, Warschauer, Budapester Botschaft und der ständigen Vertretung in Berlin durch DDR-Flüchtlinge im Sommer 1989 bis zur Gründung der „Gruppe der 20“ in Dresden am 8. Oktober 1989 erzählen sie damit nicht nur die Geschichte jener Flüchtlinge, sondern auch die des untergehenden DDR-Staates.

Die Wanderausstellung ist vom Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) initiiert und noch bis zum 2. April im Radebeuler DDR-Museum zu sehen. „Wir arbeiten eng mit dem BStU zusammen und wollen hier eine Öffentlichkeit für das Thema schaffen“, sagt der Museumsleiter Hans-Joachim Stephan. Die DDR-Historie werde auch heute noch in den Lehrplänen vernachlässigt, meint er und lädt daher nicht nur Zeitzeugen, sondern vor allem auch Schulklassen ein, sich im Museum damit auseinanderzusetzen. „Wir sind ja kein trockenes Geschichtsmuseum und oft ist es so, dass ein Exponat die Jugend erst dazu bewegt, sich näher mit der DDR-Geschichte zu befassen“, sagt er.

Im Anschluss an die Sonderschau zu den Flüchtlingszügen wird ab 27. April eine Sonderausstellung über Foto- und Observationstechniken der Staatssicherheit im DDR-Museum „Zeitreise“ zu sehen sein. Überhaupt sei die Friedliche Revolution von 1989 ein Thema, dem im Haus zukünftig noch mehr Raum geboten werden soll, so Stephan. Ziel sei es, dass die DDR-Geschichte von der Kapitulation Deutschlands 1945 bis hin zur Wiedervereinigung im Museum einmal komplett abgedeckt werde. Die derzeitige Sonderschau wird zumindest bis zum 2. April einen ersten Beitrag dazu leisten.

Nicole Czerwinka

Linktipp: http://www.ddr-museum-dresden.de/cod/php/ddr-museum.php

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DDR-Opern wachgeküsst

Neue Reihe enrkundet alte Werke

Auf den ersten Blick verbindet den Sänger Guido Hackhausen (Foto: PR) eigentlich nicht viel mit der DDR. 1971 in Wuppertal geboren, studierte er Gesang sowie Musik- und Theaterwissenschaften in Berlin, bevor es ihn 2001 dann als Sänger nach Sachsen verschlug. Seit 2007 ist er als Tenor an den Landesbühnen Sachsen engagiert, und weil er die Arbeit auf der Bühne gern mit ein wenig Wissenschaft würzen wollte, begann er schließlich 2010 die Arbeit an seiner Promotion. „Ich wollte mich dabei auf einen Bereich beschränken, mit dem ich durch das Musiktheater auch praktisch schon in Berührung gekommen bin“, sagt Guido Hackhausen.

Und so kam es, dass der Sänger die Opern der DDR in den 70er und 80er Jahren neu entdeckte. „Zunächst dachte ich, dass ich eine Art Semiotik des Widerstands in den Werken, die in der DDR uraufgeführt wurden, finden müsste“, erzählt er, „doch das ist der falsche Ansatz. Man muss diese Opern aus sich selbst heraus betrachten.“ Etwa zehn bis 15 DDR-Opern habe er inzwischen eingehend analysiert. Es seien nicht immer große Meisterwerke, allerdings sind sie wesentlich rezipierbarer als die Musik, die zur gleichen Zeit in der Bundesrepublik entstand. „Und einige sind es durchaus wert, wieder einmal gespielt zu werden“, findet der Landesbühnen-Tenor. Ebenso wie die Opern selbst – etwa „Bill Brook“ von Rainer Kunad – sind jedoch auch deren Komponisten bei Theatern und Publikum nach 1989 weitgehend in Vergessenheit geraten. „Ich dachte, man müsste diese zeitgeschichtlich sehr interessanten Werke wieder auf ein Konzertpodium bringen“, sagt Hackhausen.

In Zusammenarbeit mit der Dresdner Hochschule für Musik „Car Maria von Weber“ (HfM) hat er daher unter dem Titel „MUSIKzonenMUSIK“ eine neue Konzertreihe an den Landesbühnen ins Leben gerufen. „Das soll gar nicht nostalgisch sein, sondern eher zeigen: Welche Musik hatte diese Zeit. Es geht uns darum, die Opernmusik der DDR vorurteilsfrei zur Diskussion zu stellen“, sagt er. Schließlich sind gerade an dem Radebeuler Theater einst zahlreiche Uraufführungen gespielt worden. Eine davon war die Oper „Reise mit Joujou“ von Robert Hanell. Sie hatte 1976 Premiere in Radebeul – und Regie führte damals Andreas Baumann, der heute die Opernklasse an der HfM leitet. So schließt sich denn beim Auftakt zur neuen Konzertreihe am 27. Oktober auch einmal mehr der Kreis, wenn heutige Musikstudenten der Dresdner Hochschule zusammen mit den Sängern der Landesbühnen und der Elbland Philharmonie Sachsen in Radebeul die längst vergessenen Opernschlager aus der DDR konzertant wieder zum Leben erwecken.

Nicole Czerwinka

„MUSIKzonenMUSIK“ an den Landesbühnen Sachsen, Stammhaus Radebeul, Auftakt am 27.10., 19 Uhr, öffentliche Probe am 26. Oktober

 

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Drei Gesichter der Johanna

„Eine Reise zu Jeanne d’Arc“ in Radebeul

Vor 600 Jahren in Lothringen geboren, befreite Jeanne d’Arc ihre Heimat Frankreich im Hundertjährigen Krieg von den Engländern, wurde von selbigen später auf dem Scheiterhaufen verbrannt und noch einmal rund 450 Jahre danach posthum selig gesprochen. Seit Jahrhunderten schon schillert der Mythos dieser historischen Figur nun in den verschiedensten Farben. Drei Facetten der Legende Jeanne d’Arcs, nämlich drei Theateradaptionen ihres Mythos, hat Regisseur Arne Retzlaff an den Landesbühnen Sachsen nun mit „Johanna – Stimmen, eine Reise zu Jeanne d‘Arc“ im sakralen Raum der Radebeuler Lutherkirche zu einem neuen Stück vereint.

Mit Schillers „Jungfrau von Orleans“ (1801), Jean Anouilhs „Jeanne oder die Lerche“ (1953) und Felix Mitterers „Johanna oder die Erfindung der Nation“ (2002) stehen hier drei Dramenausschnitte aus drei Zeiten mit drei unterschiedlichen Sichtweisen auf Johanna im Mittelpunkt. Sandra Maria Huimann mimt Schillers jungfräuliche Kämpferin mit der nötigen Unerbittlichkeit und stellt so zu einen klaren Kontrast zu Anouilhs Heldin (Dörte Dreger) dar, die ein beherztes Plädoyer für die Menschlichkeit hält, anstatt das Schwert zu ziehen. Die verheerendste Zuspitzung der Johanna-Figur ist jedoch die des Österreichers Mitterer. Julia Vincze verleiht diesem traurigen Spiegelbild der körperlich und geistig geschwächten Kämpferin die nötige Mischung aus Willen und Verzweiflung.

Im Hintergrund wechseln dabei in flottem Tempo, trotzdem stets gut nachvollziehbar, die Nebenrollen auf der an schlichte Puppentheaterkulissen erinnernden Bühne (Stefan Wiel). Der Vordergrund bleibt stets ganz den Johannen vorbehalten. Die Drittelung des Stoffes indes ist deutlich herausgearbeitet, in sich aber trotz der Zeit- und Handlungssprünge überraschend stimmig – und regt gewiss zur weiteren Reflexion dieses Mythos an.

Nicole Czerwinka

„Johanna – Stimmen, eine Reise zu Jeanna d’Arc“ an den Landesbühnen Sachsen, wieder am 30. September, 11. und 13. Oktober, jeweils 19.30 Uhr in der Lutherkirche Radebeul

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Kaspers Abschied von Altkötzschenbroda

Letzte Kasperiade mit Hinterhof-Romantik

Es hat sich ausgekaspert in Altkötzschenbroda. Denn die nunmehr 25. Radebeuler Kasperiade fand heute (8. Juli) zum letzten mal auf dem Dorfanger in Radebeul-West statt. Im kommenden Jahr wird das bunte Figurentheater-Spektakel (Fotos: Czerwinka) nach Radebeul-Ost ziehen und dort rund um den Kulturbahnhof die Kinder erfreuen.

Wehmut kam bei Veranstaltern und Besuchern aber dennoch nicht auf. In gewohnt bunter Kaspermanier erzählten die Figurentheater in 36 Vorstellungen auf sieben Bühnen wieder kuriose, lustige und auch nachdenkliche Geschichten für Groß und Klein. Und vom Berliner Figurentheater-Regisseur Jan Mixsa gabs zum Abschied sogar ein extra Stück gedichtet: „Kasperquatsch in Radekötzsch“ sorgte für Schmunzelfältchen bei den Machern und beim Publikum an der Hofbühne.

Insgesamt ließen sich dieses Mal rund 1800 Zuschauer von der Bandbreite des modernen Figurentheaters in Altkö in den Bann ziehen. (NC)

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Neuer Rekord beim Treppenlauf

Schweizer bezwingt 79 400 Stufen in 13,5 Stunden

Beim 8. Sächsischen Mount Everest Spitzhaustreppen-Marathon gibt es einen neuen Rundenrekord. Der Schweizer Sepp Schreiber lief die 397 Stufen der Spitzhaustreppe in 13 Stunden und 47 Minuten 100 Mal auf und ab. Schreiber schlug damit den bisherigen Rekordhalter Kurt Hess, der die insgesamt 79 400 Treppenstufen 2007 in 14 Stunden und 48 Minuten schaffte. Den zweiten Platz belegte in diesem Jahr Andreas Allwang aus München mit 13 Stunden und 55 Minuten, Dritter wurde der Radebeuler Ulf Kühne, der die 100 Runden in 15 Stunden und 27 Minuten lief.

Unter den 57 Läufern, die im Alleingang auf der Treppe starteten, waren neun Frauen. Als Erste kam die Hamburgerin Katrin Grieger nach 17 Stunden und 39 Minuten ins Ziel. Zweitplatzierte war Ulrike Baars (18:31) aus Dresden, den dritten Platz belegte die Meißnerin Kristina Tille (20:05).

Daneben traten insgesamt 14 Dreiseilschaften beim Lauf an. Sieger waren – wie schon in den Vorjahren – die Großenhainer Läufer „Schritt für Schritt“, die zusammen 100 Runden in zehn Stunden und zehn Minuten liefen. Die Touristenstaffel gewann das Radebeuler Gymnasium Luisenstift (11:05) knapp vor dem Lößnitzgymnasium (11:33). Für einen spektakulären Auftritt sorgten zudem die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Radebeul-Kötzschenbroda zusammen mit der Ortsgruppe des Technischen Hilfswerkes Radebeul (THW). Sie liefen in der Kategorie „Elf Freunde“ die Treppe mit Atemschutzgeräten auf und ab – belegten dabei allerdings den letzten Platz. Gewinner der „Elf Freunde“ war die Gruppe Animo.

Der Radebeuler Spitzhaustreppen-Marathon gehört laut Veranstalter Christian Hunn zu den härtesten Läufen weltweit. Eine Runde ist 843, 39 Meter lang und hat einen Höhenunterschied von 88,48 Metern. Hundertmal durchlaufen ergibt das den kompletten Auf- und Abstieg vom Meeresspiegel bis auf den Gipfel des Mount Everest. Der Spitzhaustreppen-Marathon wird seit 2005 jährlich an der Spitzhaustreppe in den Radebeuler Weinbergen (Fotos: N. Czerwinka) ausgetragen.

Linktipp und weitere Ergebnisse: www.treppenlauf.de

 

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Sachsenmarathon am Spitzhaus

8. Treppenlauf in Radebeul lockt in die Weinberge

Es sind genau 397 Stufen und ein Stück Straße, die durch die malerischen Weinberge (Foto: N. Czerwinka) unterhalb des Spitzhauses in Radebeul einmal im Jahr wohl eine der verrücktesten Marathonstrecken der Welt bilden. Eine Runde ist genau 843,39 Meter lang, mit einem Höhenunterschied von 88,48 Metern. Das Ganze 100 Mal auf- und abgelaufen ergibt einen Doppelmarathon, der dem kompletten Auf- und Abstieg vom Meeresspiegel bis auf den Mount Everest und insgesamt 79400 Stufen entspricht. Innerhalb von 24 Stunden bewältigt, ist das eine sportliche Meisterleistung, die sich nur Wahnsinnige oder echt gut Trainierte antun können.

Zum nunmehr 8. Sächsischen Mount Everest Treppenmarathon am 21. und 22. April 2012 sind jedoch, wie in jedem Jahr, auch pure Schaulustige willkommen. Wie immer wird der Wettkampf in diesem Jahr wieder in vier Rennen unterteilt: Mutige können im Alleingang, in Dreiseilschaften, auf dem etwas gemächlicheren Touriweg oder mit elf Freunden antreten. Bislang (Stand 14.4.) sind allein 50 Männer und zehn Frauen als Alleingänger gemeldet – darunter auch Starter aus den USA, der Schweiz, Österreich, Schweden, Polen, Großbritannien und natürlich ganz Deutschland. In den Dreierseilschaften starten immerhin 15 Teams aus ganz Deutschland, für den Touriweg haben sich fünf Mannschaften gemeldet, während die Elf Freunde mit acht Mannschaften aus Radebeul, Dresden und Meißen laufen.

Wer das Spektakel entspannt von oben bei einem Bierchen und Bratwurst beobachten will, der sollte zum Aufstieg auf die Lößnitzhöhe den Rieselgrund oder die Weberstraße mit den Stufen zum Spitzhaus nutzen (die berühmte Treppe ist zwecks Sportveranstaltung ja gesperrt). Parkmöglichkeiten gibt es an der unteren Wende auf der Hoflößnitzstraße sowie oben auf der Spitzhausstraße – leider aber nur in begrenzter Anzahl. (NC)

Linktipp: www.treppenlauf.de

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