Es lebe die Verrücktheit!

„The Addams Family“ rockt als gruselige Sommer-Comödie Schloss Übigau

Schloss Übigau hat neue Bewohner. Das alte Gemäuer an der Elbe wird seit Freitag (10.7.) von der „Addams Family“ (Foto: Robert Jentzsch) bevölkert, die im aktuellen Sommertheaterstück der Comödie Dresden morbides Flair verströmt. Natürlich sind nicht alle mit dem neuen Domizil zufrieden. „Ich will wieder nach New York“, brummt Onkel Fester (Matthias Manz) gleich zu Beginn. Doch da ist schon alles zu spät. Denn wie der Zufall so will, hat sich die Addams Tochter Wednesday längst in den Nachbarssohn Lucas Beineke verliebt und möchte ihren Eltern nun bei einem gemeinsamen Dinner die „Normalos“ von nebenan vorstellen.

In der Regie von Kerstin Polenske wird das ursprünglich auf einem Cartoon aus der Zeitung „The New Yorker“ basierende Musical zum leichten Sommerspaß mit dezentem Gruselfaktor. Wie passend, dass just zur Premiere der Abendwind verwegen durch die Baumkronen raschelt, während das kalte Händchen – so etwas wie ein Haustier der Addams – spinnenhaft über die Grabmale am Bühnenrand krabbelt. Kaum eine Open-Air-Kulisse in Dresden dürfte sich wohl besser für das humorvolle Musical eignen als das Barockschloss Übigau, dem Ausstatterin Anne Konstanze Lahr und Bühnenbauer Jens Treptow mit allerhand Gruselartefakten à la Franckenstein ein düsteres Flair verleihen.

Weit weniger düster als der Ruf der Addams allerdings ist die Handlung, die basierend auf einer Geschichte von Marshall Brickmann und Rick Elice mit Musik und Songtexten von Andrew Lippa hier mit Dresdner Lokalkolorit gewürzt wird. Die Addams nämlich sind, das stellt sich schnell heraus, eine ganz normale Familie mit ganz normalen Problemen. Was nun als normal gilt oder nicht, das eben wird hintersinnig zum Thema des Stückes erhoben und mit allerhand Musik versüßt. „Wer hätte gedacht, dass Übigau ein derart fröhlicher Ort ist?“, stellt Mutter Morticia an einer Stelle verblüfft fest – nun, das Publikum der Comödie Dresden weiß es schon längst!

Der Weg nach Übigau jedenfalls lohnt sich auch dieses Mal, kann das Ensemble doch nicht nur mit Spielfreude in pfiffigen Dialogen, sondern zusammen mit dem Musical-Jugend-Chor der Oh-Töne auch musikalisch überzeugen. Allen voran Carolin Masur, die der Morticia etwas verrucht Erotisches und zugleich mütterliche Wärme einhaucht und Susanna Mucha in der Rolle der lebhaften Wednesday, die über alle sozialen Unterschiede erhaben für ihre Liebe zu Lucas kämpft. Bert Callenbach gibt den beherzten, zwischen Tochter und Frau hin- und hergerissenen Vater Gomez und Andreas Goldmann (sonst musikalisch eher hinter den Kulissen aktiv) brilliert in der Rolle des etwas einfältigen, foltersüchtigen kleinen Bruders Pugsley.

Doch auch die Nachbarschaft hat allerhand an Verrücktheit zu bieten. Keineswegs nämlich sind Lucas und seine Mutter Alice Beineke so „normal“ wie es scheint. Benjamin Mahns-Mardy zeigt den Nachbarssohn als sensiblen Rocker im Kilt. Cornelia Drese vermag es, die sächselnde Alice in eine selbstbewusste Businessdame zu verwandeln, die ihren Verehrer Fester vorerst leer ausgehen lässt. Wäre er mal lieber doch in New York geblieben! Für alle anderen aber gilt: „Rom, Mailand und Paris kann jeder. Übigau ist nur was für die ganz Harten!“ – und allein das ist ja schon Grund genug, den Addams dort mal einen Besuch abzustatten.

Info: „The Addams Family“, Sommertheater der Comödie Dresden im Schloss Übigau, bis 30.8. fast täglich, Karten hier.

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