Klappe die Erste für Gloria

Toni Burghard Friedrich inszeniert an der Staatsoperette die erste Dresdner Operetten-Sitcom für YouTube

Es wimmelt hinter den Kulissen der Staatsoperette Dresden – zumindest soweit, wie „Gewimmel“ unter den derzeitigen Bedingungen überhaupt möglich ist. Abstand ist auch hier das oberste Gebot, Requisiten werden regelmäßig desinfiziert, Umarmungen und Theaterküsse sind absolut tabu. Doch all das hindert das Ensemble der Staatsoperette nicht, sich kurz vor der Sommerpause noch einmal mit voller Energie in die Arbeit zu stürzen.

Neben dem Operettenspaziergang von Wien nach New York gedeiht auf der Hinterbühne noch ein zweites Projekt, dass es ohne Corona wahrscheinlich nie gegeben hätte: Toni Burghard Friedrich, der Abendspielleiter des Hauses und studierter Opernregisseur, verwirklicht hier mit der ersten Dresdner Operetten-Sitcom „The Singers“ (Foto: Marie-Claire Nickel) eine Idee, die ihm schon seit Jahren im Kopf herum schwirrte.

„Die Liebe zur Sitcom habe ich schon lange, das wissen alle, die meine Inszenierung von Mozarts ‚Cosí fan tutte‘ mit szene12 gesehen haben. Für die Corona-Zeit schien das eine ideale Vorlage für mein aktuelles Projekt an der Staatsoperette“, erzählt er. Ensemble, Intendanz, ja selbst die Technik des Hauses waren von dieser witzigen Mischform aus Operette und Sitcom sofort begeistert – so wurde der Beleuchter zum Kameramann und selbst die Souffleuse bekam flugs eine kleine Rolle auf den Leib geschrieben.

„Der Enthusiasmus, mit dem sich hier jeder sofort in die Vorbereitungen gestürzt hat, ist wirklich unglaublich“, sagt Toni Burghard Friedrich. Er stellt aber zugleich klar, dass das rein digitale Format keinerlei Anspruch auf Hollywood-Qualität erhebt. „Wir sind und bleiben ein Theater und inszenieren für die Bühne, zwar mit solider technischer Ausstattung, aber nicht mit filmischem Anspruch“, sagt er. Die Sitcom als Schnittmenge zwischen Livetheater und TV-Format ist dafür das perfekte Genre.

Inhaltlich mixt Toni Burghard Friedrich relativ frei typische Operettenstoffe wie „Die Fledermaus“, „Frau Luna“ oder „My Fair Lady“ mit den klischeehaften Figuren bekannter Sitcoms von der „Nanny“ bis hin zu „Alf“. Im Mittelpunkt seiner Produktion steht eine Operetten-WG irgendwo in Dresden, in der die gealterte Diva Gloria notgedrungen an junge Künstler aus Ballett, Chor oder Ensemble untervermietet, was natürlich für gehörig Zündstoff sorgt.

Thematisch und musikalisch bilden die ursprünglichen Operettenvorlagen die Folie für die jeweiligen Folgen, wobei fast durchgängig Musik erklingt. „Natürlich spielen wir auch auf Corona an, es wird aber nicht vordergründig thematisiert“, verrät Friedrich – und seine Erzählungen lassen schon ahnen, dass nicht nur das Ensemble, sondern auch das Publikum einen Mordsspaß dabei haben wird.

Ausgestrahlt wird die erste Folge am 24. Juni 2020 über den Youtube- und Facebookkanal der Staatsoperette Dresden. Ob und wie schnell weitere Ausgaben folgen, das hängt nun auch von den Corona-Beschränkungen ab. „Natürlich sind wir ein Theater und wollen sobald wie möglich wieder vor Publikum spielen! Das hat Vorrang, Ideen für weitere Sitcoms gibt es aber bereits“, verspricht Toni Burghard Friedrich. Der Eintritt zur Sitcom ist prinzipiell frei – wobei die Staatsoperette virtuelle Tickets für 5 Euro anbietet. Der Erwerb dieser Eintrittskarten ist freiwillig. Der Erlös kommt dem Theater in Corona-Zeiten – und somit sicher auch den nächsten Sitcom-Folgen zu Gute. So haben am Ende alle etwas davon!

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