Packend bis zum letzten Ton

Rossini, Schostakowitsch und Brahms beim Moritzburg Festival

Wenn man vom Glück eines Kammermusikabends erzählt, darf dieser auf keinen Fall unerwähnt bleiben. In der evangelischen Kirche Moritzburg traf am Dienstag (6.8.) jedenfalls all das zusammen, was ein inspirierendes Konzert braucht: Ein Programm voller Spannungen, Künstler, die mit Leidenschaft bei der Sache sind, dazu die sanfte Sommerabendatmosphäre in idyllischer Landschaft.

Vielleicht lag das Geheimnis aber auch einfach in der Begegnung verschiedener Musikergenerationen, in deren Zusammenspiel sich langjährige Erfahrung und jugendliche Unbeschwertheit mitreißend vereinten. Das Moritzburg Festival hat sich in diesem Jahr ganz besonders der Förderung junger Musiker verschrieben. In den Ensembles waren daher zahlreiche noch unbekannte Gesichter zu entdecken, wie etwa bei Rossinis Sonate in B-Dur, die als vergleichsweise unbeschwerter Auftakt in den glutvollen Abend hineinführte. Kevin Zhu, Mira Wang (Violine), Hayoung Choi (Violoncello) und Alexander Edelmann (Kontrabass) gestalteten filigran und ließen das Jugendwerk Rossinis in ihrer vitalen Interpretation als hellen Kontrapunkt zu den beiden folgenden Werken aufscheinen.  

Ungleich düsterer, ja gar kantig ist dagegen Schostakowitschs Klaviertrio Nr. 2 e-Moll, mit dem er 1944 seiner Trauer über den Tod seines Freundes Iwan Sollertinski Ausdruck verlieh. Tiffany Poon (Piano), Jesse Mills (Violine) und Guy Johnston (Violoncello) brachten die Luft in der Kirche mit dem Trio förmlich zum Vibrieren, gestalteten sie doch vom ersten, flirrenden Ton an mit einem hohen Maß an Präzision und starker Ausdruckskraft. Schostakowitschs raue Klangfarben blitzten hier so lebhaft auf, dass bisweilen der Eindruck entstand, das Stück sei eben erst einer tiefen Emotion entsprungen.

Ein weiterer Höhepunkt folgte zum Schluss mit Brahms‘ Klavierquartett Nr. 3 c-Moll. Nicht Trauer, sondern vielmehr die Glut schmerzlicher Sehnsucht nach der Jahresjubilarin Clara Schumann flossen hier in die Komposition ein. Antti Siirala (Piano), Mira Wang (Violine), Ziyu Shen (Viola) und Jan Vogler (Violoncello) entfachten damit erneut ein Feuer, das ohne Umschweife auf das Publikum übersprang. Expressiver Ausdruck, durchwoben von einer zarten Melancholie gipfelten in einem intensiven Musikerlebnis, welches den Zuhörer auch nach dem Konzert noch eine Weile gefangen hielt – und zugleich Vorfreude auf die nächsten Abende in Moritzburg weckte.

Moritzburg Festival 4. bis 18. August 2019, nächste Konzerte: 9. August, 20 Uhr, Evangelische Kirche Moritzburg und 10. August, 20 Uhr, Kulturpalast

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