Milhaud im Sonnenuntergang

Das 27. Moritzburg Festival feierte am Sonntag im und vor dem Schloss Eröffnung

Draußen der rote Sonnenuntergang, drinnen feinste Kammermusik: Zur Eröffnung des diesjährigen Moritzburg Festivals stimmte einfach alles. Seit 27 Jahren verbindet das Festival vor den Toren von Dresden Natur- und Musikgenuss in höchster Perfektion. Dem Künstlerischen Leiter Jan Vogler und seinem Team gelingt dabei stets aufs Neue, traditionellen Pfaden zu folgen, ohne in überkommenen Gewohnheiten zu verharren.

Das zeigte sich auch zur Eröffnung, bei der am Sonntag (4.8.) ganz besonders viele junge Künstler in den Kammermusikensembles zu entdecken waren. Frischer Wind wehte hier aber nicht nur auf der Bühne, sondern dank Public-Viewing-Übertragung auf der Schlossterrasse auch durchs Publikum. Denn erstmals durften alle, die keine Karte mehr bekommen hatten, die Werke von Mozart, Milhaud und Bruckner via Liveübertragung gratis unter freiem Himmel genießen.

Den Auftakt machte mit Mozarts Ouvertüre zur Oper „Die Zauberflöte“ ein ebenso unbeschwertes wie leichtes Stück, das in der Kammermusikversion von Mira Wang, Nathan Meltzer (Violine), Ulrich Eichenauer (Viola) und Jan Vogler (Violoncello) wie eine Sommerbrise durch das alte Gemäuer fegte und äußerst lebendig auf den Abend einstimmte.

Weit komplexer ist dagegen Darius Milhauds „La Création Du Monde“, welche sich schnell als der Höhepunkt des Konzerts entpuppte. Jesse Mills, Zhe Li (Violine), Guy Johnston (Violoncello), Alexander Edelmann (Kontrabass), Asya Fateyeva (Saxophon) und Tiffany Poon (Piano) verliehen den teils jazzigen, teils tänzerischen Rhythmen dieser Ballettmusik spannungsvolle Konturen und ließen die wechselvollen Stimmungen voller Energie und mit sichtlicher Freude am Gestalten aufblitzen.

Zum Abschluss hatten Kai Vogler, Zhe Li (Violine), Ulrich Eichenauer, Sindy Mohamed (Viola) und Guy Johnston (Violoncello) mit Bruckners Streichquartett F-Dur – seinem einzigen Kammermusikstück! – noch einen Klassiker im Gepäck. Das von einer steten Dramatik durchzogene Werk bot ein feuriges Finale mit charaktervoller Schärfe.

Keine Frage, dass die Künstler auf beiden Seiten der Schlossmauer gefeiert wurden. Dank Public-Viewing konnte die Freude an der Musik ja geteilt und damit zugleich mehr als verdoppelt werden: Neben den etwa 200 Besuchern im Schloss folgten draußen fast 400 Zuschauer der Einladung, das Konzert im lauen Lüftchen zu zelebrieren. Selbst der Mond schien an dem Spektakel seine Freude zu haben, zeigte er sich doch am Abend als goldene Sichel am klaren Sternenhimmel überm Schlossteich – ein Bild, das selbst in Moritzburg nicht alle Tage zu erleben ist.  

Moritzburg Festival 4. bis 18. August 2019, nächste Konzerte: 6. August, 19 & 20 Uhr, Evangelische Kirche Moritzburg und 9. August, 20 Uhr, Evangelische Kirche Moritzburg

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