Paganini in Dresden

Florian Mayer lässt den „Teufelsgeiger“ bei einer Matinee im Albertinum aufleben

Die Besucher des Albertinums staunten am Sonntag-Vormittag nicht schlecht. Schließlich passiert es nicht alle Tage, dass ein Gemälde aus der Sammlung musikalisch zum Leben erwacht. In diesem Fall war es das Portrait von Niccolò Paganini des Dresdner Malers Georg Friedrich Kersting, vor dem der Geiger Florian Mayer im Rahmen einer Matinee ein lebendiges Musikerlebnis in den heiligen Hallen bescherte.

Wenn Florian Mayer mit der Geige durch die Romantik-Abteilung der Neuen Meister wandert und erfrischend ungezwungen die virtuosen Capricen des „Teufelsgeigers“ anstimmt, dazu pfeift, jauchzt oder rhythmisch im Takt stampft, glaubt man den Geist Paganinis tatsächlich greifen zu können. Diese lebendige Begegnung von Kunst und Musik, der eine Stunde lang über 100 neugierige Zuhörer beiwohnten, ist nicht nur Teil eines „persönlichen Experiments“, wie Mayer sagt, sie hat auch ein spannendes Vorspiel.

Denn Mayer, der sich schon länger mit Niccolò Paganini und dessen Leben beschäftigt, ist es zu verdanken, dass dessen Bildnis seit Montag wieder in der Ausstellung zu sehen ist. Zwar gehört das 1829 entstandene Musiker-Portrait zu den bedeutenden Exponaten der Dresdner Sammlung, es befand sich zuletzt jedoch über längere Zeit im Museumsdepot. Wie es der Zufall wollte, erinnerte Mayer bei einer Veranstaltung kürzlich an das Bild – und wurde sofort erhört. Konservator Holger Birkholz versprach ihm, Kerstings Paganini ins Albertinum zurückzuholen.

Gemeinsam mit Birkholz führte Mayer nun unterhaltsam und locker durch den Vormittag. Immer beobachtet von Meister Paganini, um dessen Portrait sich weitläufig das Konzertpodium gruppiert hatte. Ob der Geiger Kersting wirklich Modell stand, ist nicht belegt. Sicher ist jedoch, dass Paganini sich gern portraitieren ließ und im Februar 1829 tatsächlich fast einen Monat lang in Dresden weilte. Im Königlichen Hoftheater soll er Konzerte vor ausverkauftem Haus gegeben haben, bevor er nach Leipzig, Berlin, Polen und Frankfurt/Main weiterzog.

Florian Mayer hat diese umfangreiche Konzertreise Paganinis aus dem Jahr 1829 mittels einer alten Chronik nachverfolgt – und begibt sich nun, 190 Jahre später, auf Spurensuche. Die Matinee im Albertinum war erst der Anfang in der Heimatstadt. Von hier aus geht es nun analog zu Paganini vor 190 Jahren nach Leipzig, Berlin, Frankfurt und so fort. Das Tagebuch ist immer dabei, die Geige und Paganinis furiose Capricen natürlich ebenfalls. Es solle aber keine reine Konzertreise werden, sagt Florian Mayer, vielmehr eine persönliche Begegnung. Der Rest ergibt sich.

Für die Besucher der Matinee im Albertinum war der Startpunkt in Dresden indes schon sehr inspirierend und regte durchaus zur weiteren Beschäftigung mit Niccolò Paganini und seiner Musik an. Gelegenheit dazu bietet auch das 2015 erschienene Album „Mein Paganini“ von Florian Mayer, dem mit „Mein Paganini – HERBSTREISE“ in diesem Jahr noch eine Fortsetzung auf Doppel-CD folgen soll.

Siehe auch elbmargarita-Beitrag vom 28. Februar 2016: 

Akrobatik auf vier Saiten

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