Sven Helbig elektrisiert im Kleinen Haus

Der Dresdner Komponist gibt ein Heimspiel mit seinem Forrklang Quartett

Egal ob New York oder Eisenhüttenstadt – der Dresdner Komponist Sven Helbig (Foto: PR/Claudia Weingart) versteht es, Stimmungen und Charaktere in Klang zu verwandeln. Bei seinem Konzert am Dienstag (16.10.) im Kleinen Haus entführte Helbig mit seinem Forrklang Quartett in eine faszinierende Welt aus elektronischen Sounds und klassischer Musik. Was hier zunächst mit einem elektronischen Paukenschlag beginnt, mündet wenig später in eine verträumte Klaviermelodie, deren Akkorde Helbig an Computer, Keyboard und Schlagzeug wiederum stilsicher auffängt und weiterentwickelt. Ein dumpfes Wabern, ein Raunen, noch undefiniert, wird in seinen Kompositionen von warmen Streicherklängen getragen, bis man tatsächlich ein Bild von New York oder Eisenhüttenstadt vor sich sieht.

Helbig hat mit Dalia Dedinskaite (Violine), Annie Beily (Viola), Yeo-rhim Yoon (Violoncello) und Francois Lambret (Piano) vier ausgezeichnete Musiker an seiner Seite, die im Zusammenspiel mit den elektronischen Sounds eine dichte Atmosphäre im Saal schaffen. So entsteht die intime Stimmung eines klassischen Kammerkonzerts, in der die aus Pop und Elektro entlehnten Grooves noch unmittelbarer wirken, ja an Tiefe und Dramatik gewinnen. Das Programm vereint Auszüge aus Helbigs „Pocket Symphonies“ mit neueren Kompositionen wie „Tres Momentos“, welches im vergangenen Jahr beim Moritzburg Festival (damals noch ohne Elektronik) Uraufführung feierte.

Meist sind es Alltagsgeschichten oder persönliche Eindrücke, die er in melancholischem bis aufrüttelnden Ton erzählt. Sie sind überwiegend verträumt, sinnend, teils auch mit Elementen aus dem Jazz gewürzt oder lebhaft mitreißend. An diesem Abend reihen sie sich aneinander wie in einem Buch voller Erzählungen, lassen eine flirrende, bisweilen fast rauschhafte Stimmung entstehen. Die berührende Intimität der Kompositionen spiegelt sich auch in Helbigs kurzen, fast zurückhaltenden Ansagen wider, mit denen er auf den Kontext seiner Stücke sowie auf deren Inspirationsquellen verweist. Man folgt dem musikalischen Grenzgänger gern durch diesen elektrisierenden Geschichtenwald, der so reich Farben ist, aber niemals zu grell, bunt oder beliebig wirkt.

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