Bach im Spiegel

Martin Stadtfeld mit einem auserlesenen Programm bei den Dresdner Musikfestspielen

Im ersten Drittel der Dresdner Musikfestspiele stand noch alles ganz im Zeichen der „Cellomania“. Zum Ende hin gibt es einen kleinen Klavierschwerpunkt im Programm. Den Auftakt gestaltete am Donnerstag (31.5.) Martin Stadtfeld mit einem Rezital im Palais im Großen Garten.

Getreu dem aktuellen Festspielmotto „Spiegel“ erscheinen die Werke von Dietrich Buxtehude (1637–1707), Frédéric Chopin (1810–1849) und Stefan Heucke (*1959) an dem Abend im Spiegel des Schaffens von Johann Sebastian Bach und verbinden sich mit dessen „Aria mit verschiedenen Veränderungen sowie Canones über die ersteren acht Fundamental-Noten vorheriger Aria BWV 1087“ in der Bearbeitung von Stadtfeld zu einem erfüllenden Konzert, das noch nachhallen wird.

Martin Stadtfeld, der als langjähriger Duopartner von Festspielintendant Jan Vogler schon häufig in Dresden zu Gast war, sucht und findet in dieser spannungsvollen Mischung vielfältige Verbindungen zu Bach, ohne dass der Abend dabei zu einem verkopften Musikerlebnis wird. Mit zielsicherer Virtuosität führt er durch den ersten Teil, in dem sich Buxtehudes Passacaglia d-Moll beinahe nahtlos an Chopins Berceuse Des-Dur und Heuckes II. Klaviersonate reiht.

Das ist keine Wohlfühlmusik, die in romantischer Umgebung zum Träumen einlädt, da sind drei Werke, die den Hörer jeweils auf ihre Weise auch fordern, gleichzeitig jedoch eine fesselnde Atmosphäre aufbauen. Stadtfeld führt mit Buxtehude durch rauschhafte Klangkaskaden, lässt Chopin temperamentvoll brodeln und verleiht besonders Heuckes Klaviersonate schillernde Konturen. Mit technischer Präzision und feinem musikalischem Gespür stellt er die Werke einander gegenüber, lotet Ähnlichkeiten und Kontraste aus, so als wären sie drei Sätze einer einzigen Sonate.

Nach der Pause folgt mit Stadtfelds Bach-Bearbeitung der Kontra- und Höhepunkt des Abends, mit dem sich am Ende doch der Kreis schließt: Stadtfeld, der sich seit Jahren der Bachrezeption verschrieben hat (seine Debüt-CD spielte er mit den „Goldberg-Variationen“ ein), lässt das Stück zunächst sanft heraufschweben, interpretiert energiegeladen und bringt musikalische Funken zum Sprühen. Scheinbar in sich gekehrt, sitzt er am Klavier, sucht Reibung in den Tasten und entzündet ein Klangfeuer, das in einem Bachkanon als Zugabe gipfelt – und schon Vorfreude auf die nächsten Klavierabende mit Radu Lupu (6.6.) und Hélène Grimaud (8.6.) im Kulturpalast weckt.

*Die Autorin dieses Beitrags ist Pressereferentin der Dresdner Musikfestspiele, der Artikel entstand dennoch (so wie alle auf dieser Seite) unentgeltlich und unabhängig von dieser Aufgabe.

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