Eine romantische Entdeckung

Hörtipp im März: Alexander Will und Friedrich Thomas mit Werken von Albert Dietrich

Nein, diese CD birgt gewiss keines der gängigen Programme des Repertoires. In der Tat ist der Meißner Komponist Albert Dietrich (1829–1908) selbst Dresdnern eher unbekannt. Vielleicht steht der Schüler Robert Schumanns und Freund von Johannes Brahms tatsächlich bis heute im Schatten seiner Vorbilder von damals. Umso interessanter ist die Aufnahme mit Kammermusik des Komponisten, die der Pianist Friedrich Thomas mit dem Cellisten Alexander Will im Herbst 2017 bei Deutschlandfunk Kultur eingespielt hat.

Thomas wurde bei einem Konzert mit Meißner Komponisten auf die Werke Dietrichs aufmerksam und fand mit dem Cellisten Alexander Will von der Dresdner Philharmonie schnell den passenden Partner für das CD-Projekt. Das Duo hat dafür vier Stücke von Dietrich ausgewählt, die ihn hörbar in der Romantik zwischen Brahms und Schumann verorten.

Besonders die „Sonate für Pianoforte & Violoncello“ op. 15 verführt mit lyrischer Sanglichkeit. Cello und Klavier verschmelzen zum einfühlsamen Duo. Alexander Will lässt sein Cello warm schillern, es tanzt, singt, während das Piano in leichten, perlenden Läufen Akzente setzt. Im zweiten Satz der Sonate scheint es, als wöllten sich die Instrumente im ausgelassenen Spiel necken. Doch selbst der langsame dritte Satz entbehrt der typischen Melancholie, die bei Schumann oft mitschwingt ebenso wie der Schwere von Brahms und besticht durch seinen weichen, fließenden Charakter.

Mit Einleitung und Romanze op. 27 interpretieren die beiden Musiker zudem ein ursprünglich für Horn geschriebenes Orchesterstück kammermusikalisch auf ihre Weise. Einfühlsam nähern sie sich diesem Werk, das dramatischer erscheint als die Sonate. Will lässt sein Cello im Dialog mit dem Piano gefühlvoll singen, wobei Thomas am Klavier den lebhaften Gegenpart gibt.

Ergänzt werden die beiden Kernwerke von sechs Klavierstücken op. 6 und vier Klavierstücken op. 2, die im warmen Duktus und nicht minder melodiös kurze, eingängige Geschichten erzählen – und so zum Träumen einladen. Auch sie zeigen Albert Dietrich als Komponisten, der in seiner Musik lieber Wohlklang statt Kontraste suchte und vielleicht einzig deshalb bis heute im Schatten seiner beiden Freunde schlummert. Wie schön, dass Alexander Will und Thomas Friedrich ihn mit ihrer Aufnahme ins Rampenlicht zurückholen. Es lebe die Kammermusik!

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