2016 als Geschenk

Breschke und Schuch eröffnen die Tore ihrer „Striezelmarktwirtschaft“

Vorfreude weht durch Dresdens Straßen. Die ersten Adventsbeleuchtungen tauchen die Stadt in festliches Licht, der Striezelmarkt ist schon aufgebaut. Diesen Donnerstag öffnet er seine Tore und läutet mit Glühweinaroma und Kräppelchenduft die schönste Zeit im Jahr ein. Im Kabarett Breschke & Schuch ist die „Striezelmarktwirtschaft“ (Foto: PR/Elisabeth Schuch-Wiens) dagegen bereits seit einer Woche geöffnet. Das hat schon Tradition.

Denn Manfred Breschke und Thomas Schuch servieren zusammen mit dem Musiker Daniel Vedres in ihrer kabarettistischen Jahresendabrechnung seit Jahren von der Adventszeit bis in den Januar hinein eine saftige Rückschau. Die 13. Ausgabe steht unter dem Motto „Wie schenken zur Freude wird – Wir packen aus!“ In diesem Jahr jedoch will der Glühwein auf dem Striezelmarkt der Kabarett-Sketche nicht so recht warm werden. Die Geschenke des Jahres liegen steif unterm Baum. Am liebsten würde man sie ja umtauschen, doch das geht nicht. In Zeiten, in denen der Stinkefinger zum Lebenssymbol wird, scheinen selbst die Kabarettisten etwas ratlos. Der Tag der Einheit in Dresden lädt ebensowenig zum Lachen ein, wie Brexit oder Trump-Wahl. Die leichte Muse der Kleinkunst hat es angesichts solcher Brocken natürlich schwer.

Schwimmender Laubenpiper als kultiger Dauerbrenner

Breschke und Schuch versuchen nun das Beste daraus zu machen und kontern mit Altbewährtem. Der olle Siegfried, dem vor 14 Jahren bei der Flut die Laube wegschwamm, hat als schrullige Figur inzwischen schon so etwas wie Kultstatus erreicht – und sorgt noch immer für Lacher im Saal, wenn er mit schnarrender Stimme deklamiert: „Ich bin ja noch hinterher geschwommen, aber ich habe nicht mehr alle Bretter eingekriegt.“ Running-Gags wie dieser ziehen eben einfach.
Ansonsten ist auf dem Striezelmarkt natürlich auch der dicke Pegida-Sachse mit von der Partie, der sächselnd und Glühwein schlürfend darauf hinweist, dass Alkohol doch auch Leitkultur sei. „Hast Du nach der Wende etwa einen Integreationskurs in Marktwirtschaft bekommen?“, fragt er den Glühweinwirt, bevor er zur nächsten Demo weiter zieht.

Weltfrieden in Musik verpackt

„Ein bisschen Frieden“ darf in solchen Zeiten natürlich ebenso wenig fehlen (flott umgedichtet, versteht sich) wie die kühn ins Lied verpackte Wahrheit: „Der Weltfrieden, Frieden, Frieden ist nicht gut, denn der Dollar säuft am liebsten Menschenblut …“ So begegnet man den Schreckensmeldungen der Welt letztlich also mit Volksmusik. Und gesungen wird tatsächlich viel im Programm, die Kanzlerin selbst hat es zur Rettung des Abendlandes von ihren Parteigenossen ja schließlich genauso eingefordert. Ja, ja, „Schneeglöckchen, weiß Röckchen“ mit Blockflöte und so … Volksmusik als Balsam für die deutsche Seele – das Publikum klatscht auch prompt mit. Daniel Vedres stimmt dazu auf diversen schrägen Alltagsgegenständen ein, denen er am Ende noch stimmungsvolle Töne entlockt.

Kabarett fast ohne Provokation

Das Deklamieren und Provozieren dagegen überlassen Beschke und Schuch in diesem Jahr lieber den anderen. Es ist vielleicht besser so. Am Ende allerdings überwiegt dabei der Eindruck, dass es schon bessere Jahresendabrechnungen gab. Es gab – in jeder Hinsicht – freilich auch schon bessere Jahre!

Info: „Die Striezelmarktwirtschaft“ am Kabarett Breschke und Schuch, bis 20. Januar 2017 im Programm …

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