Mit frischen Ideen auf den Musikmarkt

Zwei Dresdner gründen eine Agentur – und helfen jungen Musikern ins Business

Konzerte in wechselnden Städten, begeisterte Fans, das Hobby zum Beruf gemacht – so verführerisch das Musikerdasein vielleicht erscheinen mag, der Markt ist hart umkämpft und der Karrierestart oft steinig. Allein die Dresdner Hochschule für Musik Carl Maria von Weber (HfM) entlässt jedes Jahr rund 150 Absolventen auf den freien Markt, von denen nur die wenigsten eine Anstellung am Theater oder im Orchester finden. Zwei studierte Musiker haben sich nun das Ziel gesetzt, dieses Haifischbecken zu entern. Mit ihrer Künstlervermittlung Viviendo wollen Philipp Schoof und Marcel Schrenk (Foto: PR) junge Musiker unterstützten und vieles besser machen, was woanders schief läuft.

„Kennengelernt haben wir uns an der Dresdner Musikhochschule und dann auch bald verschiedene musikalische Projekte gemeinsam aufgebaut“, erzählt Philipp Schoof. Er selbst hat Jazzsaxophon und Klarinette an der HfM Dresden studiert, Marcel Schrenk hat seinen Abschluss in den Fächern Klavier und Hammondorgel gemacht. Weil sie gemerkt haben, dass ihnen das Management genauso viel Spaß bereitet wie die Musik, beschlossen sie, ihre eigene Agentur zu gründen. „Wir sind dann einfach mal ein Wochenende nach Prag gefahren, haben Ideen gesammelt, einen Businessplan geschrieben und losgelegt“, erzählt Schoof.

Heute wirft er immer mal einen schnellen Blick auf sein Handydisplay, wenn man mit ihm spricht. Die Musikagentur Viviendo ist jetzt fast ein Jahr alt, mit Büro in Dresden, drei Mitarbeitern und einem klaren Konzept: „Wichtig ist uns ein breites Portfolio, trotzdem wollen wir nicht willkürlich Künstler aufnehmen. Die Qualität muss stimmen und sie müssen zu uns und unseren Kunden passen“, erklärt Philipp Schoof. Kunden, damit meint er sowohl Privatkunden, die für Hochzeiten oder Geburtstage einen musikalischen Beitrag buchen, als auch Firmenkunden, die oft ein ganzes Komplettpaket mit Catering und Moderation haben wollen. „Dafür kooperieren wir wiederum mit anderen Agenturen“, sagt Schoof. Doch auch de HfM ist von Anfang an ein wichtiger Partner seiner Firma.

„Wir wollen junge Musiker in Dresden fördern, ihnen den Einstieg ins Berufsleben leichter machen. Es gibt viele wahnsinnig tolle Musiker an der Hochschule, nur kaum jemand kennt sie“, sagt der junge Gründer. Die HfM bildet sowohl Klassiker auch Jazzmusiker aus, so kann er auf ein breites, qualitativ hochwertiges Portfolio zurückgreifen und nahezu jeden Kundenwunsch erfüllen. Seit November 2015 haben Schoof und Schrenk bereits etwa 60 Auftritte an Studenten aus Dresden vermittelt. Wichtig sei neben der musikalischen Qualität jedoch auch die Zuverlässigkeit der Künstler. Kommt der Musiker zu spät zum Kunden, ist der wiederum unzufrieden – und das fällt auf alle Beteiligten negativ zurück.

Als Schnittstelle zwischen Musikmarkt und Ausbildung versuchen Philipp Schoof und Marcel Schrenk die jungen Musiker daher auch für das Berufsleben fit zu machen. Eine tiefere Kooperation mit dem Career Service der Hochschule sei bereits angedacht. „Das Problem ist, dass sich Studenten oft zehn Stunden am Tag mit Musikmachen beschäftigen, aber nicht wissen, was sie wert sind und wie man eine Rechnung schreibt“, erklärt Schoof. Umgekehrt sei auch bei den Kunden kaum ein Verständnis dafür da, warum ein musikalischer Beitrag eben Geld kostet. Faire Bezahlung ist jedoch das oberste Gebot der Viviendo-Gründer und so müssen sie oft auch bei ihren Kunden Aufklärungsarbeit leisten, denn 500 Euro Gage für ein ganzes Sinfonieorchester sind eben doch zu wenig.

Neben der Künstlervermittlung übernehmen Philipp Schoof und Marcel Schrenk zudem das Booking für etablierte Künstler wie auch für Nachwuchsmusiker. Ende Juli haben sie mit ihrem ersten großen Auftrag eine besondere Tour durch Brandenburg begleitet: Die Young Voices, ein Auswahlensemble, das in der Trägerschaft des Verbandes der Musik- und Kunstschulen Brandenburg e.V. alle zwei Jahre aufs Neue aus Laien und Studenten zusammengestellt wird, hatte eine Wandertournee durch kleine Ortschaften in Brandenburg unternommen: 200 Kilometer von Calau bis Chorin, alles zu Fuß mit elf Konzerten an unterschiedlichen Orten. Die Dresdner Agenturgründer haben die Tourplanung übernommen, inklusive der Organisation von Auftritten, Übernachtungen und Catering. Ein vergleichsweise großes Projekt, das nicht nur Musik aufs Land bringt, sondern Tourismus fördert und das zeigt, wie lustig das Musikerleben am Ende doch sein kann, wenn man gute Ideen hat und es versteht, diese am Markt zu platzieren.

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