Schauriger Spuk im Schlosspark

Die Schüler des BSZ Agrarwirtschaft und Ernährung laden zum Sommertheater ein

Sägen und Hammerschläge tönen dumpf durch den Schlosspark in Altroßthal. In diesem idyllischen Grün, das kaum ein Dresdner wirklich kennt, entsteht gerade ein schauriges Bühnenbild. Der legendäre Blutfleck ist zwar noch nicht zu sehen, doch ab Donnerstag (23.6.) wird hier vier Abende lang das „Gespenst von Canterville“ nach Oscar Wilde über die Bühne spuken.

Aufgeführt wird das Stück von rund 30 Schülern des Beruflichen Schulzentrums (BSZ) für Agrarwirtschaft und Ernährung Dresden, das in Altroßthal, direkt neben dem Park, seine Außenstelle unterhält. Es ist bereits das 9. Theaterstück, das die Theater-AG des Gymnasiums zusammen mit dem jungen Regisseur Toni Burghardt Friedrich einstudiert. Der Park verändert sich dabei traditionell in der Woche vor den großen Ferien in ein lebendiges Zeltlager mit Theaterflair. Die Schüler üben im Schatten der großen Bäume ihre Texte und Szenen, sie bauen, basteln, schleppen Requisiten heran und probieren Kostüme aus. Das gesamte Ensemble übernachtet in kleinen Zelten auf einer der großen Wiesen weiter hinten. Lehrer und Eltern bringen ab und zu mal einen Kasten Limonade und Verpflegung vorbei.

Schlossparktheater Altroßthal

Was für Außenstehende wie Ferienlager aussehen mag, ist für die Schüler jedoch auch harte Arbeit. Toni Burghard Friedrich hat selbst sein Abitur am BSZ gemacht, inspiriert von der lauschigen Sommerbühne im Park später Musiktheaterregie in Wien studiert – und arbeitet seit ein paar Jahren als freier Regisseur. Dem Schlossparktheater an seiner ehemaligen Schule ist er dennoch treu geblieben, hat es Jahr für Jahr ein bisschen perfektioniert. Er entwickelt die Stücke gemeinsam mit den Schülern, probt seit Januar mit ihnen für die Aufführung. In den Endproben wird es für alle dann ernst: Da muss der Dialog lauter gesprochen werden, hier fehlt noch ein Requisit. Toni Burghard Friedrich hält zusammen mit seinen Helfern die Fäden in der Hand.

Dabei ist er längst nicht der einzige Ehemalige, den man jeden Sommer wieder im Schlosspark antrifft. Etwa zehn von den 30 Beteiligten haben den Schulabschluss schon lange in der Tasche. Das Theaterblut brodelt aber nach wie vor in ihnen. Manche nehmen für die Proben sogar extra Urlaub, um im Schlosspark wieder Schulatmosphäre schnuppern und helfend mit anpacken zu können.

Faust-Altroßthal
Freyja Herold (2. v. rechts) 2014 als Mephisto.

Freyja Herold ist eine von ihnen. Sie hat 2014 am BSZ Abitur gemacht. Im gleichen Jahr gab sie in einer beachtlich humorvollen „Faust“- Inszenierung den Mephisto. Danach brach die 21-Jährige zu einem Auslandsaufenthalt nach Irland, England und Kanada auf, begann schließlich ein Studium der Kunstgeschichte an der Technischen Universität Dresden. In der Rolle des Gespensts steht sie nun erneut auf der Bühne ihrer früheren Schule. „Die Probenwoche habe ich mir an der Uni freigehalten, die Prüfungen beginnen zum Glück erst später“, sagt sie. Auch wenn sie sich am Ende dann doch nicht für die Schauspiellaufbahn entschieden hat, sei das Theater nach wie vor ein Teil von ihr, schwärmt Freyja Herold: „Meine Mutter organisiert Mittelalter-Märkte und historische Bankette mit Improvisationstheater, bei dem ich schon als Kind mitgemacht habe“, erzählt sie. So habe sie früh gelernt, dass die Hauptarbeit nicht auf, sondern hinter der Bühne wartet. Vor dem „Faust“ hatte sie in Altroßthal schon im „Ring der Nibelungen“ und in „Maria Stuart“ gespielt, das „Gespenst“ ist nun ihre vierte Aufführung. „Im Vergleich zu Mephisto habe ich dieses Mal viel Dialog, den ich mit Leben füllen muss. Die Herausforderung besteht darin, etwas Action in die Szenen zu bringen“, erzählt die Studentin.

Natürlich würzen Toni Burghard Friedrich und die Schüler ihre Stücke immer mit witzigen Ideen. Freimütig bauen sie Gags und Slapstick ein, adaptieren bekannte Vorbilder, etwa aus dem Fernsehen. Da kann man zwischenzeitlich schon mal vergessen, dass es sich um Schülertheater handelt. Das hat sich herumgesprochen: Etwa 200 Zuschauer zählte das Sommertheater in Altroßthal in den vergangenen Jahren pro Vorstellung. Längst füllen nicht mehr nur Eltern und Angehörige die Reihen, sondern auch Anwohner, Kenner – und natürlich die, die dem Spektakel im Park seit vielen Jahren schon die Treue halten.

Schlossparktheater Altroßthal

Und auch wenn das Bühnenbild drei Tage vor der Premiere noch nicht ganz komplett ist, an einigen Stellen noch geschraubt und mancher Dialog vielleicht nochmal geübt werden muss, die Stuhlreihen im Park sind schon aufgestellt, alles ist bereit fürs Publikum. Das kann sich vom 23. bis 26. Juni, 20 Uhr, im Schlossparktheater Altroßthal in herrlicher Freiluftatmosphäre zum Lachen bringen lassen.

Termine: „Das Gespenst von Canterville“ nach Oscar Wilde im Schlossparktheater Altroßthal, am 23., 24., 25. und 26. Juni, 20 Uhr, BSZ für Agrarwirtschaft und Ernährung, Altroßthal 1, Dresden

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