Nebulöse Ängste im Kleingartenidyll

Die bühne der TU zeigt „Im schönsten Wiesengrunde“

Die Idylle ist verheißungsvoll: Ein Gartenhäuschen im Grünen, zwei zottelige Hunde, Blumen überall, kurz geschorene Wiese und spießige Nachbarn, die Kaffee und Kuchen servieren. Ian hat es sich „Im schönsten Wiesengrunde“ herrlich eingerichtet. Dort ist er mit seiner Melancholie allein – wenn nicht gerade die Nachbarn stören oder bösartige Ängste ihn heimsuchen. Die „bühne – das Theater der TU Dresden“ (Fotos: PR/Maximilian Helm) hat mit ihrem neuen Stück eine düstere, sperrige Geschichte inszeniert, ein Stück über das depressive Individuum, das in scheinbarer Sicherheit nur umso mehr von sich selbst gepeinigt wird.

Regie führt Fynn Schmidt, die Handlung des Abends ist aus verschiedenen Werken der britischen Autorin Sarah Kane zusammengesetzt. Es geht um Facetten menschlicher Existenz, vielmehr um rohe Gewalt, um Angst, Depression und schreckliche Nachrichten, die unser friedliches Leben tangieren. Quentin Delaval hat im Weberbau der TU Dresden ein für das Studententheater außergewöhnlich aufwendiges Bühnenbild gestaltet, mit blanken weißen Gartenzäunen, grünem Rollrasen, Plastiktisch und einem alten Röhrenfernsehr.

Wiesengrunde

Darin bewegt sich das junge Laienensemble ambitioniert und schafft spannungsvolle Momente, die den Zuschauer packen – allerdings kein mitreißendes Gesamtbild ergeben. Die Geschichte von Ian scheint um sich selbst zu kreisen, wie die Gedanken des jungen Mannes, die immer wieder von Angst aufgeschäumt werden. Vinzenz Buhl zeigt diesen Ian als labile Figur, die vor sich selbst und vor den Begegnungen mit anderen kapituliert, eine Marionette in Schlüpfern und weißen Hemden.

Zwei Hunde und das ewige Gedankenkarussell

Robert Kersten ist der dicke Nachbar, der schmatzend Nudeln kaut, Fern sieht und von seiner neuen Flamme schwärmt. Ein plumper, unangenehmer Zeitgenosse. Und Hannah Breitenstein steht ihm als spießige Nachbarin auf der anderen Seite des Gartenzauns gegenüber – eine von jenen, die mit der Nagelschere Bäume pflegen und bei denen pünktlich um 15.30 Uhr Kaffee und Kuchen auf dem Tisch stehen. Ein bisschen diffus ist die Rolle der beiden Hunde, die Amelie Schmidt und Marvin Klimainsky wie schreckliche Dämonen aussehen lassen. Sie sind es auch, die Ian das Fürchten lehren, seine Angst befeuern, die ihn umgarnen und immer tiefer ins Gedankenkarussell schubsen.

Wiesengrunde

Das Ensemble gibt darstellerisch alles, gräbt sich tief und mit großer Ernsthaftigkeit in das Sorgenfeld dieses grünen Kleingartenidylls hinein. Doch die Story an sich wirkt schon nach wenigen Minuten fad und zusammenhanglos. Sie beschränkt sich auf die Darstellung des Wahnsinns, des puren Kreisens um Ängste. Sie kehrt die schwarze Seite dieser grünen Heile-Welt-Atmosphäre ins Rampenlicht. Doch der Hintergrund bleibt nebulös. Das Ganze wirkt somit wie eine surrealistische Momentaufnahme. Es ist schön in diesem Wiesengrunde und gruselig zugleich, so bedrückend wie beengt. Mehr sagt uns das Stück jedoch nicht. Beim nächsten Mal, darf es ruhig wieder etwas substanzieller sein.

„Im schönsten Wiesengrunde“ an der „bühne – das Theater der TU Dresden“, wieder am 5., 6. und 7. Februar, 20.15 Uhr

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