Eindrucksvoll vielseitig

Meisterkurs Dirigieren an der Musikhochschule

Dirigieren will gelernt sein. Es geht schließlich nicht nur darum, den richtigen Ton zu finden, der Dirigent muss seine Botschaft und Interpretation auch so an das Orchester kommunizieren, dass die Musiker den gewünschten Effekt richtig verstehen und umsetzen können. Acht junge Dirigenten durften diese hohe Kunst im Rahmen der Dresdner Meisterkurse Musik an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber nun zusammen mit dem Philharmonischen Kammerorchester Dresden üben und verfeinern. Der Meisterkurs bei Ekkehard Klemm findet in diesem Jahr zum ersten Mal statt. Als kleiner Höhepunkt dirigierten jeweils vier der insgesamt acht Meisterschüler am Montag und Dienstag ein Konzert mit dem Philharmonischen Kammerorchester.

Die Stücke im Dirigierkurs waren bewusst vielfältig gewählt. Möglichst verschiedene Herausforderungen für die jungen Orchesterleiter sollten behandelt werden. Und so erklangen an den beiden abschließenden Abenden Ausschnitte aus Mozarts Opern „Idomeneo“ und „Don Giovanni“, Strawinskys Concerto in Es, Mark Andres zeitgenössisches Werk „kar“ und – als I-Tüpfelchen nach der Pause – Beethovens 4. Sinfonie in ganz unterschiedlichen Dirgierhandschriften. Die aus Paris stammende Studentin Charlotte Politi dirigierte zunächst eine sehr bodenständige Ideomeneo-Ouvertüre, betonte die dominante Erhabenheit des Werkes. In Rezitativ und Duett „Ma qual mai s’offre, o Dei“ aus dem „Don Giovanni“ führte sie das Orchester in den Gesangspassagen dagegen fast flüsternd und zurückhaltend.

Als bewussten Kontrast zum doch dramatischen Mozart hatte Ekkehard Klemm anschließend das Stück „kar“ des Komponisten und Kompositionsprofessors Marc Andre auf das Programm gesetzt. Hier durfte nun der Koreaner Min Gyu Song an das Pult treten, der die inszenierte Stille des Stückes, das einer Musik des Verstummens gleicht, in ein stringentes Klangereignis verwandelte. Andre geht es in seinem Werk um die Musik als transzendentale Erfahrung, im Konzertsaal wirkt das wie eine Hommage an das stille Lauschen in unserer oft lauten Zeit.

Das aufregendste Dirigat des ersten Konzertteils bestritt am Dienstagabend (15.9.) jedoch Sora Elisabeth Lee. Sie führte das Philharmonische Kammerorchester stringent durch Strawinskys Concerto, setzte dabei klare, kraftvolle Akzente im Stück. Vor allem im impulsiven letzten Satz brachte sie die rhythmische Akkuratesse der Komposition wunderbar zur Geltung. Der Höhepunkt des Abends schloss sich später mit Beethovens 4. Sinfonie an, deren vier Sätze hier auf zwei Dirigenten verteilt wurden. Die ersten beiden Sätze dirigierte Sylvia Kanali, die die Möglichkeiten des exzellenten Orchesters nutzte und endlich zur Geltung brachte. Gleich zum Auftakt des ersten Satzes setzte sie klare Akzente in Tempo und Dynamik, verlieh Beethoven jene spannungsvolle Lebendigkeit und aufbrausende Leidenschaft, die für seine Werke charakteristisch sind. Im dritten und vierten Satz ging Min Gyu Song sogar noch etwas energischer zur Sache, ließ es im Orchester richtig krachen – und sorgte für einen mitreißenden Ausklang dieses eindrucksvollen wie vielseitigen Abends.

Info: Dresdner Meisterkurse Musik: nächste Konzerte am 17.9., 19.30 Uhr und Abschluss am 18.9., 19.30 Uhr im Konzertsaal der HfM

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