Leichte Muse aus Wien

Hörtipp des Monats: Dresdner Residenz Orchester

Ein bissarl Wien, mitten in Dresden: Das Dresdner Residenz Orchester spielt wöchentliche Konzerte im Zwinger – und lockt dabei Touristen wie Dresdner unter anderem mit Walzer- und Polkaklängen von Kálmán, Strauß und Mozart in den Marmorsaal. Die drei Komponisten stehen auch auf der ersten CD des Orchesters im Fokus. Das Album „Walzerträume“ aus dem Jahr 2014 kann dabei durchaus als Hitparade klassischer Unbeschwertheit bezeichnet werden. Denn mit Stücken wie „Tanzen möcht‘ ich“, der Tritsch-Tratsch-Polka, Mozarts „Eine Kleine Nachtmusik“ oder dem unumgänglichen Radetzky-Marsch vereint es nahezu alle Ohrwürmer der Wiener Walzerliteratur.

Violinist Igor Malinovsky hat hier als Gründungsvater des Orchesters und Professor an der Dresdner Hochschule für Musik Carl Maria von Weber ein Ensemble aus erfahrenen, internationalen Solisten und Nachwuchsmusikern aus Dresden zusammengebracht. Gemeinsam interpretieren sie die sehr bekannten Melodien in kleiner Besetzung, was den Stücken tatsächlich spielerische Leichtigkeit und Transparenz verleiht. Die Arrangements sind von überzeugender Klarheit. Malinovsky, der als Leiter des Orchesters sowohl die russische als auch die Wiener Tradition des Geigenspiels beherrscht, setzt bei dieser unbeschwerten Auswahl zudem auf spielerische Präzision und ein solides klangliches Niveau seines Ensembles. Was inhaltlich vielleicht als seichtes Potpourri erscheint, ist musikalisch durchaus überzeugend aufgebaut.

Zwischen Strauß, Mozart und Kálmán versteckt sich auf dem Album zudem mit Charles Gounods Arie aus „Faust“ (auch: „Margarete“), gesungen von Bariton Gunyong Na, ein echtes Opern-Schmankerl. Das ist nur ein kleiner, aber gelungener Gruß an die große französische Oper, es muss ja nicht überall alles Walzer sein. Dennoch füllt das Dresdner Residenz Orchester mit dieser CD, die einen lebhaften Teil des wöchentlichen Konzertprogramms im Zwinger widerspiegelt, eine Lücke in der Dresdner Musiklandschaft – und sorgt zweifelsohne für beschwingt unbeschwerte Walzerstunden in der Stadt und ihren Wohnzimmern. – Im August feierte übrigens die neue Operettengala mit Sopranistin Julia Domke im Marmorsaal Premiere.

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