Wie kommt der Elefant in die Oper?

Was ein Kinderführer über die Semperoper verrät

Warum hängen in der Semperoper keine Elefanten von der Decke? Weil sie nicht so schön leuchten wie der Kronleuchter im Zuschauersaal, der allerdings mit seinen fünf Metern Höhe, 4,20 Metern Breite und den 1,9 Tonnen Gewicht genauso viel wiegt, wie ein Elefant. Woher wir das wissen? Ganz einfach: Aus einem Buch, das die Dresdner Oper so anschaulich und witzig beschreibt wie keines zuvor – und das sich vor allem an die Kleinen und Kleinsten im Publikum richtet. Es trägt den eher schlichter Namen „Die Semperoper für Kinder“ und macht mit dem deutlich weniger schlichten Untertitel „Oder warum bei uns keine Elefanten von der Decke hängen“ auch Große neugierig.

Geschrieben wurde es als Gemeinschaftsprojekt von der Inspizientin Silke Kurpiers, der Gästeführerin Sabine Klemm und dem jungen Regisseur Toni Burghard Friedrich. Die Idee dazu kam den dreien eines Tages nach einer Kinderführung in der Dresdner Oper. „Wir saßen zusammen im Café Alte Meister und haben uns gedacht, es wäre doch schön, wenn die Kinder ein kleines Stück Semperoper auch mit nach Hause nehmen könnten“, erzählt Toni Burghard Friedrich rückblickend. Das war die Initialzündung für dreieinhalb Jahre gemeinsame Arbeit an dem Kinderführer.

Das Ergebnis ist seit September 2014 für zwölf Euro im Opernhandel der Semperoper Dresden erhältlich und weckt mit leicht verständlichen Texten und Ausmalbildern aus der Feder von Silke Kurpiers auf 175 Seiten selbst bei eingefleischten Opernkennern noch Lust auf einen Besuch in der Semperoper. Das Raffinierte an der Gestaltung: Das Buch ist wie die Oper in Vor- und Hinterhaus unterteilt. Es lässt sich um 180 Grad drehen und von beiden Seiten aus lesen, sodass der Leser das Gebäude erst „Vor dem Vorhang“ und später „Hinter dem Vorhang“ (oder umgekehrt) erkundet.

Die Lektüre wird somit auf spielerische Art zu einem literarischen Opernbesuch: Man betritt das Opernhaus, schaut sich erst im unteren, dann im oberen Rundfoyer um, geht schließlich in den Zuschauerraum – und bekommt die wichtigsten Fakten zur Entstehung, Geschichte, Architektur des Hauses sowie zum alltäglichen Opernbetrieb in Dresden vermittelt. Zudem erklären die Autoren die Berufe an der Oper – alphabetisch von A wie Abendspielleiter bis W wie Werkstättenpersonal, sodass man die Funktion der 800 Mitarbeiter des Dresdner Opernhauses jederzeit nachschlagen kann.

Anhand eines turbulenten Operntags von vier Uhr morgens bis 23.15 Uhr in der Nacht beschreiben sie den Tagesablauf am Opernhaus, samt erkrankter Hauptpartie und Pressekonferenz im Rundfoyer. Dabei erfahren die Leser auch, wann man im Hinterhaus Superhelden und Hexen begegnen kann, weshalb dort oft Wäscheständer mit dutzenden Socken stehen, oder dass die Kostümabteilung – die meisten Kostüme sind handgenäht – jährlich einen Verbrauch von rund 660 Kilometern Garn hat. Die Climax beider Buchteile bildet – wie im wahren Opernleben – schließlich die abendliche Vorstellung: Sie wird in der Mitte des Buches mit einem kindgerechten Ausmalbild aufgeführt.

Buchinfo: Silke Kurpiers, Sabine Klemm, Toni Burghard Friedrich: „Die Semperoper für Kinder“, ISBN: 978-3-910026-99-5; 12 Euro, im Opernshop erhältlich

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