Ein Fest für Romantiker

Hörtipp des Monats: Till Brönners „Movie Album“

Erst hat er Jazztrompete in Köln studiert, später komponierte und arrangierte er unter anderem für die Soloalben von Hildegard Knef und Manfred Krug. Im Jahr 2009 wurde Till Brönner zum Professor in der Abteilung Jazz/Rock/Pop an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden berufen, und brachte zwischendurch eine Reihe eigener Jazz-CDs heraus. Nun ist von dem Trompeter – dem deutschen Fernsehpublikum wohl vor allem als Jurymitglied bei „X-Faktor“ 2010 und 2011 bekannt – also auch ein „Movie-Album“ mit Filmmusiken erschienen.

Smart hüllt Brönner darauf zusammen mit seinem Till Brönner Orchestra in softe Klänge quer durch die Filmgeschichte ein. Die Arrangements – das muss man schon sagen – sind ein wahres Eldorado für Romantiker, ein säuselndes Hörerlebnis, sanft vom Anfang bis zum Schluss. Brönners Trompete entwickelt zarte, fast allzu gefällige Klangfarben, da ist nirgends Platz für raue, unbequeme Jazzparts oder gar krachende Bigband-Rhythmen.

In der Ruhe liegt die Kraft scheint sich der 43-Jährige Musiker gedacht zu haben – er gestattet sich auf seinem jüngsten Album allenfalls noch kleine, dezente Ausflüchte in Improvisationen. Da ist nichts Verstörendes, nichts Kantiges, nur eine samtene Trompete. Unterstützt wird Brönner dabei von rund 20 Musikern, auch Sängern, mit denen er Filmmusikklassiker aus „Der Pate“, „Titanic“, „Chinatown“ oder „Casablanca“ auf seine Weise interpretiert.

Erweckt dies auch oft den Eindruck allzu softer Schmusesongs, so sind doch gerade Titel wie „Stand By Me“ oder „Raindrops Keep Falling On My Head“ trotz dezenter Hintergrundakkorde geschickt arrangiert. Die fließenden Rhythmen erinnern schnell an jene weinselige, verträumte Atmosphäre, die locker-fluffiger Barjazz gern heraufbeschwört, das aber mit Pfiff. Und spätestens der 4. Song, „Love Theme From Cinema Paradiso“, geht denn auch dem schärfsten Kritiker direkt ans Herz.

Von den insgesamt 14 Titeln ist keiner kürzer als drei Minuten – eher im Gegenteil. Dennoch fließt ein jeder für sich doch erstaunlich schnell vorbei. Und das ist auch das Verrückte an diesem bis auf den Schlusstitel „Happy“ eher schmalzigen Jazzalbum: Es dauert nicht lang, bis man sich in dieser Musik so richtig fallen lassen kann. Vertraut und wohlig dringt sie durch die Lautsprecherboxen und macht sogar Lust auf mehr Schmalz, Emotion, Liebe, Film – ja sogar auf noch mehr soften Trompetenjazz.

 

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