Mit drei Engeln ins Babadies

Baba Jaga Boulevardtheater DD

Wesensverwandt: Engelchen Luzifer und Junghexe Baba

Boulevardtheater öffnet mit dem 5. Teil der „Hexe Baba Jaga“

Sie ist zweifelsohne ein Dauerbrenner der Dresdner Theaterlandschaft: „Die Hexe Baba Jaga“ fegt als saalfüllende Komödienproduktion in mehreren Teilen seit 2005 mit Rainer König in der Hauptrolle über die Bühnen der Stadt. Der fünfte Teil „Geburt einer Legende“ ward daher sicher auch bewusst erkoren, um das neue Boulevardtheater zu eröffnen. Und diese Rechnung geht auf. Selbst vierzehn Tage nach der Premiere am 14. September sind die Reihen im neuen, blauen Saal in der Maternistraße bestens gefüllt – wie gewohnt hält die Hexe auch hier, was sie verspricht.

Ein richtiges Märchen ist diese Komödie nach dem Buch von Michael Kuhn und Georg Wintermann allerdings nicht, was man schon daran erkennt, dass nicht das Gute, sondern eben Baba Jaga am Ende siegt. Das tut der von Olaf Becker mit Humor, Klamauk und flotten Sprüchen inszenierten Szene allerdings keinen Abbruch. Und so richtig von Grund auf böse – das lernen wir an diesem Abend – ist Baba ja auch gar nicht. Eines Tages aus einem geheimnisvollen Ei mitten im Himmel zwischen dem Weltbeherrscher Günter Otto Tadeus Toll (kurz: Gott) und den Erzengeln Gabriel, Luzifer und Arthur geschlüpft, soll das nicht eben schöne Wesen sogar zunächst in die Engelschar integriert werden.

Dass dies am Ende gründlich schiefgeht, ist nicht der Hexe, sondern vielmehr dem „intriganten Erzvieh“ Luzifer (Foto: PR/Robert Jentzsch) zu verdanken, der die nichts ahnende Baba mehr als nur einmal für seine Zwecke missbraucht und anschließend vor Gott bloßstellt. Wer würde angesichts solcher Ungerechtigkeiten nicht irgendwann aufbegehren und im sibirischen Wald sein eigenes Süppchen kochen, so wie eben Baba Jaga es am Ende tut? „Wenn Du mal Probleme brauchst, ich bin immer für Dich da“, verspricht sie mehrfach – und Rainer König überzeugt in der Rolle dabei wie eh und je mit spritzigem Humor und seinem unnachahmlichen Hexengestus.

Wer im ersten, auf Wolken gebetteten Teil da vielleicht noch meint, Baba Jaga gehöre in den Wald, wie im Märchenbuch beschrieben, der wird spätestens nach der Pause eines Besseren belehrt. Hier fliegen die Gags dann fast wie Wurfgeschosse über die Bühne. Besonders Rainer König und Volker Zack als treudoofer, etwas tapsiger, weil nur mit einem halben Gehirn ausgestatteter, Engel Arthur sorgen für herzhafte Lacher. Etwa wenn die gemobbte Hexe welterobernd im Babamobil durchs Babadies fährt. Jürgen Mai gibt als Gott dabei eine genauso gelungene Respektsperson wie vor Jahren als Väterchen Frost ab. Berit Möller mimt passend dazu den spießig blonden, auffällig weiblichen und stets auf ordentliche Ausführung des göttlichen Plans bedachten Erzengel Gabriel.

Märchenstimmung lässt Kathleen Gaube als Erzählerin Babuschka aufkommen, die zudem in den Rollen von Milchengel und dem krausen Gartenengel Erika die größte Wandlungsfähigkeit auf die Bühne bringt. Paul T. Grasshoff könnte als tendenziell böser Erzengel Luzifer allerdings getrost noch ein bisschen mehr aus sich herausgehen. Und dennoch: Die Mischung stimmt auch im fünften Teil und beschert gut zwei Stunden unbeschwert-komische Theaterunterhaltung. Die ist zwar – auch dank einiger derber Späße – weniger für kleine Besucher geeignet als noch die ersten Baba-Jaga-Teile, dennoch geht das Konzept Kopf frei bekommen im Boulevardtheater für die Großen hier bestens auf.

„Die Hexe Baba Jaga – Geburt einer Legende“ am Boulevardtheater Dresden, im Oktober fast täglich zu sehen

Linktipp: www.boulevardtheater.de

 

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Ein Kommentar

  1. Ich bin begeistert wie auch sonst immer von den anderen Auffuehrungen der letzten Jahre. Wer hier keinen spass hat, hat ein knick im humor.
    Es ist mit sehr viel liebe gemacht und aufgefuehrt. Es kann sich jeder ansehen, allerdings werden etwas ältere kinder manche witze besser verstehen als die kleineren.

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